Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. Auff daß er/ wann er sich für gar zu glücklich schätzteNicht etwa ohngefehr vnd wust wo abesetzte Von angenommner Art. Wann er sein eignes Lob Wie wider Willen zehlt/ so macht ers nicht zu grob Er braucht Bescheidenheit/ gibt aber zu vermercken Es stecke mehr im Sack vnd er sey nach den Wercken/ Nicht nach den Worten werth. An seines Günners Mund/ Wann dieser etwas spricht/ ist er durch festen Bund Verklammert vnd verschraubt; als wann mit Honig-Flüssen Und andrem süssen naß die Lippen sich ergüssen/ So leckt/ so schmutzelt er/ thut wie vor Zeiten that Der auß dem Dreyfuß her zu Delphis lauscht auff Rath. Sagt jener aber was/ das billich ist zu loben Hilff Gott/ wie hebt er an zu gauckeln vnd zu toben/ Zu wenig sind die Händ/ es ist kein Glied befreyt Das jhn mit wundrem Brauch nicht ehrt vnd benedeyt. Manchmal da preist er auch den/ der gleich nicht zur Stelle/ Schaut aber/ daß alsdann er dieses Urthel fälle Wann wer verhanden ist/ der solches bald trägt hin/ Zu Zeiten pflegt er dann mit sich seitab zu ziehn Dem seines Meisters Ruhm in sichres Ohr er lege Doch also/ daß der Schall noch finde seine Wege Auch in deß Freundes Ohr/ der dort von ferne steht Und merckt daß so sein Nam je mehr je ferner geht. Wolan/ hierum wolan! man lasse mir passiren Den der durch so viel klug sich sicher ein kan führen Bey dieser Zeiten Sturm ins guten Glückes Port! (Hier geht es ziemlich an/ doch weiß ich nicht wie dort.) Allein es ist noch mehr/ daß diesen Proteus zieret Und auff die hohe Banck der Weisen ein quartiret, Es ist ein heilsam Artzt/ der solche Salb ertheilt Die alle Wunden schmiert (nie aber keine heilt) Er putzt ein jedes mahl/ er schmüncket alle Flecken/ Weiß jedem seinen Fehl vnd Ungestalt zudecken/ Er ist ein Huren-Wirth vnd kuppelt jedem bey Von Schanden/ was er wil/ von Sünden mancherley Ein
Zu-Gabe. Auff daß er/ wann er ſich fuͤr gar zu gluͤcklich ſchaͤtzteNicht etwa ohngefehr vnd wuſt wo abeſetzte Von angenommner Art. Wann er ſein eignes Lob Wie wider Willen zehlt/ ſo macht ers nicht zu grob Er braucht Beſcheidenheit/ gibt aber zu vermercken Es ſtecke mehr im Sack vnd er ſey nach den Wercken/ Nicht nach den Worten werth. An ſeines Guͤnners Mund/ Wann dieſer etwas ſpricht/ iſt er durch feſten Bund Verklammert vnd verſchraubt; als wann mit Honig-Fluͤſſen Und andrem ſuͤſſen naß die Lippen ſich erguͤſſen/ So leckt/ ſo ſchmutzelt er/ thut wie vor Zeiten that Der auß dem Dreyfuß her zu Delphis lauſcht auff Rath. Sagt jener aber was/ das billich iſt zu loben Hilff Gott/ wie hebt er an zu gauckeln vnd zu toben/ Zu wenig ſind die Haͤnd/ es iſt kein Glied befreyt Das jhn mit wundrem Brauch nicht ehrt vnd benedeyt. Manchmal da preiſt er auch den/ der gleich nicht zur Stelle/ Schaut aber/ daß alsdann er dieſes Urthel faͤlle Wann wer verhanden iſt/ der ſolches bald traͤgt hin/ Zu Zeiten pflegt er dann mit ſich ſeitab zu ziehn Dem ſeines Meiſters Ruhm in ſichres Ohr er lege Doch alſo/ daß der Schall noch finde ſeine Wege Auch in deß Freundes Ohr/ der dort von ferne ſteht Und merckt daß ſo ſein Nam je mehr je ferner geht. Wolan/ hierum wolan! man laſſe mir paſſiren Den der durch ſo viel klug ſich ſicher ein kan fuͤhren Bey dieſer Zeiten Sturm ins guten Gluͤckes Port! (Hier geht es ziemlich an/ doch weiß ich nicht wie dort.) Allein es iſt noch mehr/ daß dieſen Proteus zieret Und auff die hohe Banck der Weiſen ein quartiret, Es iſt ein heilſam Artzt/ der ſolche Salb ertheilt Die alle Wunden ſchmiert (nie aber keine heilt) Er putzt ein jedes mahl/ er ſchmuͤncket alle Flecken/ Weiß jedem ſeinen Fehl vnd Ungeſtalt zudecken/ Er iſt ein Huren-Wirth vnd kuppelt jedem bey Von Schanden/ was er wil/ von Suͤnden mancherley Ein
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Zu-Gabe.
Auff daß er/ wann er ſich fuͤr gar zu gluͤcklich ſchaͤtzte
Nicht etwa ohngefehr vnd wuſt wo abeſetzte
Von angenommner Art. Wann er ſein eignes Lob
Wie wider Willen zehlt/ ſo macht ers nicht zu grob
Er braucht Beſcheidenheit/ gibt aber zu vermercken
Es ſtecke mehr im Sack vnd er ſey nach den Wercken/
Nicht nach den Worten werth. An ſeines Guͤnners Mund/
Wann dieſer etwas ſpricht/ iſt er durch feſten Bund
Verklammert vnd verſchraubt; als wann mit Honig-Fluͤſſen
Und andrem ſuͤſſen naß die Lippen ſich erguͤſſen/
So leckt/ ſo ſchmutzelt er/ thut wie vor Zeiten that
Der auß dem Dreyfuß her zu Delphis lauſcht auff Rath.
Sagt jener aber was/ das billich iſt zu loben
Hilff Gott/ wie hebt er an zu gauckeln vnd zu toben/
Zu wenig ſind die Haͤnd/ es iſt kein Glied befreyt
Das jhn mit wundrem Brauch nicht ehrt vnd benedeyt.
Manchmal da preiſt er auch den/ der gleich nicht zur Stelle/
Schaut aber/ daß alsdann er dieſes Urthel faͤlle
Wann wer verhanden iſt/ der ſolches bald traͤgt hin/
Zu Zeiten pflegt er dann mit ſich ſeitab zu ziehn
Dem ſeines Meiſters Ruhm in ſichres Ohr er lege
Doch alſo/ daß der Schall noch finde ſeine Wege
Auch in deß Freundes Ohr/ der dort von ferne ſteht
Und merckt daß ſo ſein Nam je mehr je ferner geht.
Wolan/ hierum wolan! man laſſe mir paſſiren
Den der durch ſo viel klug ſich ſicher ein kan fuͤhren
Bey dieſer Zeiten Sturm ins guten Gluͤckes Port!
(Hier geht es ziemlich an/ doch weiß ich nicht wie dort.)
Allein es iſt noch mehr/ daß dieſen Proteus zieret
Und auff die hohe Banck der Weiſen ein quartiret,
Es iſt ein heilſam Artzt/ der ſolche Salb ertheilt
Die alle Wunden ſchmiert (nie aber keine heilt)
Er putzt ein jedes mahl/ er ſchmuͤncket alle Flecken/
Weiß jedem ſeinen Fehl vnd Ungeſtalt zudecken/
Er iſt ein Huren-Wirth vnd kuppelt jedem bey
Von Schanden/ was er wil/ von Suͤnden mancherley
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