Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Drittes Tausend 1. Auff Drudam. WAs kan man Druda thun/ daß jemals dir gefellt? Du bist doch noch kein Länd/ viel weniger die Welt! 2. Hofe-Gunst. Wer bey Hofe hat Genade/ ist bey allen sonst verhast; Jst es doch wie bey den Hunden/ wann der ein ein Bein gefast. 3. Ein Jndianischer Brauch. WAnn ein Jndianer freyet/ schencket er die erste Nacht Einem Priester/ der zum Segen einen guten Anfang macht. Blondus freyet eine Jungfer/ ob er gleich nun dort nicht wohnt Hat sie dennoch jhm ein Pfaffe eingeweihet vnbelohnt. 4. Heutige Trachten. WJe/ das so manche Moden an Kleidern jetzt sich finden? Drum/ daß so manche Moden sich finden an den Sünden. Wir machens wie wirs machen/ so künnen vnsre Jäcken Und Unart keine Moden verkleiden/ noch verstecken. 5. Bücher-Zimmer. Da in Bücher-Zimmern Bücher meistens an den Ketten liegen/ Würden offters die Gelehrten besser an die Ketten tügen. 6. Ein Fluch wider seinen Feind. Sonst wil Blavus seinem Feinde keinen ärgern Unfall günnen/ Als/ daß der jhn halb zu Hause/ halb mag sonst wo wissen künnen. 7. Handels-Leute. Es ist ein sondrer Pflug/ womit die Händler pflügen Das Feld der Kauffmannschafft; wie heist er denn? das Lügen. 8. Frage.
Drittes Tauſend 1. Auff Drudam. WAs kan man Druda thun/ daß jemals dir gefellt? Du biſt doch noch kein Laͤnd/ viel weniger die Welt! 2. Hofe-Gunſt. Wer bey Hofe hat Genade/ iſt bey allen ſonſt verhaſt; Jſt es doch wie bey den Hunden/ wann der ein ein Bein gefaſt. 3. Ein Jndianiſcher Brauch. WAnn ein Jndianer freyet/ ſchencket er die erſte Nacht Einem Prieſter/ der zum Segen einen guten Anfang macht. Blondus freyet eine Jungfer/ ob er gleich nun dort nicht wohnt Hat ſie dennoch jhm ein Pfaffe eingeweihet vnbelohnt. 4. Heutige Trachten. WJe/ das ſo manche Moden an Kleidern jetzt ſich finden? Drum/ daß ſo manche Moden ſich finden an den Suͤnden. Wir machens wie wirs machen/ ſo kuͤnnen vnſre Jaͤcken Und Unart keine Moden verkleiden/ noch verſtecken. 5. Buͤcher-Zimmer. Da in Buͤcher-Zimmern Buͤcher meiſtens an den Ketten liegen/ Wuͤrden offters die Gelehrten beſſer an die Ketten tuͤgen. 6. Ein Fluch wider ſeinen Feind. Sonſt wil Blavus ſeinem Feinde keinen aͤrgern Unfall guͤnnen/ Als/ daß der jhn halb zu Hauſe/ halb mag ſonſt wo wiſſen kuͤñen. 7. Handels-Leute. Es iſt ein ſondrer Pflug/ womit die Haͤndler pfluͤgen Das Feld der Kauffmannſchafft; wie heiſt er denn? das Luͤgen. 8. Frage.
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Drittes Tauſend
1.
Auff Drudam.
WAs kan man Druda thun/ daß jemals dir gefellt?
Du biſt doch noch kein Laͤnd/ viel weniger die Welt!
2.
Hofe-Gunſt.
Wer bey Hofe hat Genade/ iſt bey allen ſonſt verhaſt;
Jſt es doch wie bey den Hunden/ wann der ein ein Bein gefaſt.
3.
Ein Jndianiſcher Brauch.
WAnn ein Jndianer freyet/ ſchencket er die erſte Nacht
Einem Prieſter/ der zum Segen einen guten Anfang macht.
Blondus freyet eine Jungfer/ ob er gleich nun dort nicht wohnt
Hat ſie dennoch jhm ein Pfaffe eingeweihet vnbelohnt.
4.
Heutige Trachten.
WJe/ das ſo manche Moden an Kleidern jetzt ſich finden?
Drum/ daß ſo manche Moden ſich finden an den Suͤnden.
Wir machens wie wirs machen/ ſo kuͤnnen vnſre Jaͤcken
Und Unart keine Moden verkleiden/ noch verſtecken.
5.
Buͤcher-Zimmer.
Da in Buͤcher-Zimmern Buͤcher meiſtens an den Ketten liegen/
Wuͤrden offters die Gelehrten beſſer an die Ketten tuͤgen.
6.
Ein Fluch wider ſeinen Feind.
Sonſt wil Blavus ſeinem Feinde keinen aͤrgern Unfall guͤnnen/
Als/ daß der jhn halb zu Hauſe/ halb mag ſonſt wo wiſſen kuͤñen.
7.
Handels-Leute.
Es iſt ein ſondrer Pflug/ womit die Haͤndler pfluͤgen
Das Feld der Kauffmannſchafft; wie heiſt er denn? das Luͤgen.
8. Frage.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/704>, abgerufen am 16.02.2025. |