Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Siebendes Hundert. 32. Die Ticht-Kunst. DEr Tichter Lorberbaum pflegt zwar gar frey zu stehen/ Ein jeder mag hinzu nach Lust vnd Willen gehen/ Der aber fluch jhm selbst/ der Blätter denckt zu finden Und greifft weil er sie nicht zu finden weiß/ nach Rinden. 33. An den Leser. Leser/ ich wil seyn kein Tichter Wo nur du wilst seyn kein Richter. 34. Süsses vnd Bittres/ oder der Weg deß Glückes. Das Glücke weist die Wege gemeinlich vnsren Füssen/ Durch süsses zu dem bittren/ durch bittres zu dem süssen. 35. Das Reich der Tugend. DVrch das Reich der Tugend Gilt noch Geld noch Jugend/ Schönheit oder Würde/ Freyheit oder Bürde; Wer viel Tugend über Der wird viel geliebet. 36. Die Neigungen. WEr ist/ den nicht zu Zeiten Gleichwol die Affen reiten? Zum schlissen schadet Eile/ Zum schlissen dienet Weile. 37. An
Siebendes Hundert. 32. Die Ticht-Kunſt. DEr Tichter Lorberbaum pflegt zwar gar frey zu ſtehen/ Ein jeder mag hinzu nach Luſt vnd Willen gehen/ Der aber fluch jhm ſelbſt/ der Blaͤtter denckt zu finden Und greifft weil er ſie nicht zu finden weiß/ nach Rinden. 33. An den Leſer. Leſer/ ich wil ſeyn kein Tichter Wo nur du wilſt ſeyn kein Richter. 34. Suͤſſes vnd Bittres/ oder der Weg deß Gluͤckes. Das Gluͤcke weiſt die Wege gemeinlich vnſren Fuͤſſen/ Durch ſuͤſſes zu dem bittren/ durch bittres zu dem ſuͤſſen. 35. Das Reich der Tugend. DVrch das Reich der Tugend Gilt noch Geld noch Jugend/ Schoͤnheit oder Wuͤrde/ Freyheit oder Buͤrde; Wer viel Tugend uͤber Der wird viel geliebet. 36. Die Neigungen. WEr iſt/ den nicht zu Zeiten Gleichwol die Affen reiten? Zum ſchliſſen ſchadet Eile/ Zum ſchliſſen dienet Weile. 37. An
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Siebendes Hundert.
32.
Die Ticht-Kunſt.
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Ein jeder mag hinzu nach Luſt vnd Willen gehen/
Der aber fluch jhm ſelbſt/ der Blaͤtter denckt zu finden
Und greifft weil er ſie nicht zu finden weiß/ nach Rinden.
33.
An den Leſer.
Leſer/ ich wil ſeyn kein Tichter
Wo nur du wilſt ſeyn kein Richter.
34.
Suͤſſes vnd Bittres/ oder der Weg deß
Gluͤckes.
Das Gluͤcke weiſt die Wege gemeinlich vnſren Fuͤſſen/
Durch ſuͤſſes zu dem bittren/ durch bittres zu dem ſuͤſſen.
35.
Das Reich der Tugend.
DVrch das Reich der Tugend
Gilt noch Geld noch Jugend/
Schoͤnheit oder Wuͤrde/
Freyheit oder Buͤrde;
Wer viel Tugend uͤber
Der wird viel geliebet.
36.
Die Neigungen.
WEr iſt/ den nicht zu Zeiten
Gleichwol die Affen reiten?
Zum ſchliſſen ſchadet Eile/
Zum ſchliſſen dienet Weile.
37. An
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