Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Hundert.
56.
Vielfach-Ehe.
Die Heyden haben manche Weiber/ so viel als Hanen haben
Hennen;
Capaunen müssen sie verhüten; wer wil hier Manne Hanne
nennen?
57.
Ein Weiser vnter Narren.
Wer vnter Narren wohnt/ wie viel auch derer seyn
Jst vnter jhnen doch/ als wer er gar allein.
58.
Auff Glandulam.
Glandula wird für die Krone aller Weiber hier geschätzet;
Freylich/ weil sie so mit Perlen vnd Rubinen ist versetzet.
59.
Auff Papulum einen Pfarr.
Papulus, du nimst den Zehnden/ dich vnd alles Haus zu nehren.
Ob du gleich den zehnmul Zehnden kanst mit Lehren nicht bekeh-
ren.
60.
Auff Floram.
Flora hat zwar wol die Blüt jhrer Jungferschafft versetzet/
Wass denn mehr? es wird die Frucht als die Blüte mehr ge-
schätzet.
61.
Nahrung vom Feuer.
Feuer/ gibt vns zwar wie Lufft/ Erd vnd Wasser/ keine Speise/
Daß vns alles dient vnd schmäckt/ gibt es aber Hülff vnd Weise.
62.
Der Spiegel.
Der Spiegel ist ein Mahler/ im mahlen gantz vollkummen/
Hat aber sein Gemälde stets mit sich weg genunemen.
63. Wieder-
D d d ij
Drittes Hundert.
56.
Vielfach-Ehe.
Die Heyden haben manche Weiber/ ſo viel als Hanen haben
Hennen;
Capaunen muͤſſen ſie verhuͤten; wer wil hier Manne Hanne
nennen?
57.
Ein Weiſer vnter Narren.
Wer vnter Narren wohnt/ wie viel auch derer ſeyn
Jſt vnter jhnen doch/ als wer er gar allein.
58.
Auff Glandulam.
Glandula wird fuͤr die Krone aller Weiber hier geſchaͤtzet;
Freylich/ weil ſie ſo mit Perlen vnd Rubinen iſt verſetzet.
59.
Auff Papulum einen Pfarr.
Papulus, du nimſt den Zehnden/ dich vnd alles Haus zu nehren.
Ob du gleich den zehnmul Zehnden kanſt mit Lehren nicht bekeh-
ren.
60.
Auff Floram.
Flora hat zwar wol die Bluͤt jhrer Jungferſchafft verſetzet/
Wass denn mehr? es wird die Frucht als die Bluͤte mehr ge-
ſchaͤtzet.
61.
Nahrung vom Feuer.
Feuer/ gibt vns zwar wie Lufft/ Erd vnd Waſſer/ keine Speiſe/
Daß vns alles dient vnd ſchmaͤckt/ gibt es aber Huͤlff vnd Weiſe.
62.
Der Spiegel.
Der Spiegel iſt ein Mahler/ im mahlen gantz vollkummen/
Hat aber ſein Gemaͤlde ſtets mit ſich weg genunemen.
63. Wieder-
D d d ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0579" n="49"/>
          <fw place="top" type="header">Drittes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Vielfach-Ehe.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Die Heyden haben manche Weiber/ &#x017F;o viel als Hanen haben</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Hennen;</hi> </l><lb/>
                <l>Capaunen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie verhu&#x0364;ten; wer wil hier Manne Hanne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nennen?</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ein Wei&#x017F;er vnter Narren.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wer vnter Narren wohnt/ wie viel auch derer &#x017F;eyn</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t vnter jhnen doch/ als wer er gar allein.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Glandulam.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Glandula</hi></hi> wird fu&#x0364;r die Krone aller Weiber hier ge&#x017F;cha&#x0364;tzet;</l><lb/>
                <l>Freylich/ weil &#x017F;ie &#x017F;o mit Perlen vnd Rubinen i&#x017F;t ver&#x017F;etzet.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">59.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Papulum</hi> einen Pfarr.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Papulus,</hi></hi> du nim&#x017F;t den Zehnden/ dich vnd alles Haus zu nehren.</l><lb/>
                <l>Ob du gleich den zehnmul Zehnden kan&#x017F;t mit Lehren nicht bekeh-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ren.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">60.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Floram.</hi></hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Flora</hi></hi> hat zwar wol die Blu&#x0364;t jhrer Jungfer&#x017F;chafft ver&#x017F;etzet/</l><lb/>
                <l>Wass denn mehr? es wird die Frucht als die Blu&#x0364;te mehr ge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;tzet.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">61.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Nahrung vom Feuer.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Feuer/ gibt vns zwar wie Lufft/ Erd vnd Wa&#x017F;&#x017F;er/ keine Spei&#x017F;e/</l><lb/>
                <l>Daß vns alles dient vnd &#x017F;chma&#x0364;ckt/ gibt es aber Hu&#x0364;lff vnd Wei&#x017F;e.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">62.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Spiegel.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Der Spiegel i&#x017F;t ein Mahler/ im mahlen gantz vollkummen/</l><lb/>
                <l>Hat aber &#x017F;ein Gema&#x0364;lde &#x017F;tets mit &#x017F;ich weg genunemen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D d d ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">63. Wieder-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0579] Drittes Hundert. 56. Vielfach-Ehe. Die Heyden haben manche Weiber/ ſo viel als Hanen haben Hennen; Capaunen muͤſſen ſie verhuͤten; wer wil hier Manne Hanne nennen? 57. Ein Weiſer vnter Narren. Wer vnter Narren wohnt/ wie viel auch derer ſeyn Jſt vnter jhnen doch/ als wer er gar allein. 58. Auff Glandulam. Glandula wird fuͤr die Krone aller Weiber hier geſchaͤtzet; Freylich/ weil ſie ſo mit Perlen vnd Rubinen iſt verſetzet. 59. Auff Papulum einen Pfarr. Papulus, du nimſt den Zehnden/ dich vnd alles Haus zu nehren. Ob du gleich den zehnmul Zehnden kanſt mit Lehren nicht bekeh- ren. 60. Auff Floram. Flora hat zwar wol die Bluͤt jhrer Jungferſchafft verſetzet/ Wass denn mehr? es wird die Frucht als die Bluͤte mehr ge- ſchaͤtzet. 61. Nahrung vom Feuer. Feuer/ gibt vns zwar wie Lufft/ Erd vnd Waſſer/ keine Speiſe/ Daß vns alles dient vnd ſchmaͤckt/ gibt es aber Huͤlff vnd Weiſe. 62. Der Spiegel. Der Spiegel iſt ein Mahler/ im mahlen gantz vollkummen/ Hat aber ſein Gemaͤlde ſtets mit ſich weg genunemen. 63. Wieder- D d d ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/579
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/579>, abgerufen am 25.11.2024.