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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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weiles einem Deutsch-gebornen zu einem k. scho-
ne geläuffig ist: Umstehe aber nicht/ daß es einem
Außländer zu Erlernung vnsrer Sprache leichter
fallen dürffte/ wann das c. außgemustert würde.
Das i. mite. in liegen/ siegen vnd dergleichen/
ist vns zu vnsrer Mundart nicht beschwerlich/ vnd
wird vnzerzogen außgesprochen/ macht auch biß-
weilen einen Unterscheid an der Länge oder Kür-
tze eines Wortgliedes. Das y. möchte zu einem
End-Buchstaben wol hingehen/ weil es in vielen
Schrifften gefunden wird/ doch wil ich jhm kein
Schild seyn. Sonst halte ich dafür/ daß die
Wörter/ so auß anderen Sprachen ins Deutsche
angenummen werden/ mit jhren eigenen Buch-
staben/ füglich zu schreiben sind; als Christoph/
Sophia/ Phöbus/ damit wir nicht vnser ma-
chen/ was nicht vnser ist/ weil es nicht nöthig/ in
dem vns nichts mangelt. Die Geschlecht-Wor-
te/ brauche ich wie sie bey vns üblich. Doch fan-
ge ich hierüber vnd über andrem keinen Krieg an.
Jch erkläre mich nur/ daß weder Zeit noch Mei-
nung bey mir gewesen/ solche Dinge vor vnd jetzo
zu beobachten: Hingegen aber auch kein Fürsatz/
sie zu verachten. Bleib geneigt vnd gesund.

Der Verkleinernde.

weiles einem Deutſch-gebornen zu einem k. ſcho-
ne gelaͤuffig iſt: Umſtehe aber nicht/ daß es einem
Außlaͤnder zu Erlernung vnſrer Sprache leichter
fallen duͤrffte/ wann das c. außgemuſtert wuͤrde.
Das i. mite. in liegen/ ſiegen vnd dergleichen/
iſt vns zu vnſrer Mundart nicht beſchwerlich/ vnd
wird vnzerzogen außgeſprochen/ macht auch biß-
weilen einen Unterſcheid an der Laͤnge oder Kuͤr-
tze eines Wortgliedes. Das y. moͤchte zu einem
End-Buchſtaben wol hingehen/ weil es in vielen
Schrifften gefunden wird/ doch wil ich jhm kein
Schild ſeyn. Sonſt halte ich dafuͤr/ daß die
Woͤrter/ ſo auß anderen Sprachen ins Deutſche
angenummen werden/ mit jhren eigenen Buch-
ſtaben/ fuͤglich zu ſchreiben ſind; als Chriſtoph/
Sophia/ Phoͤbus/ damit wir nicht vnſer ma-
chen/ was nicht vnſer iſt/ weil es nicht noͤthig/ in
dem vns nichts mangelt. Die Geſchlecht-Wor-
te/ brauche ich wie ſie bey vns uͤblich. Doch fan-
ge ich hieruͤber vnd uͤber andrem keinen Krieg an.
Jch erklaͤre mich nur/ daß weder Zeit noch Mei-
nung bey mir geweſen/ ſolche Dinge vor vnd jetzo
zu beobachten: Hingegen aber auch kein Fuͤrſatz/
ſie zu verachten. Bleib geneigt vnd geſund.

Der Verkleinernde.
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[0532] weiles einem Deutſch-gebornen zu einem k. ſcho- ne gelaͤuffig iſt: Umſtehe aber nicht/ daß es einem Außlaͤnder zu Erlernung vnſrer Sprache leichter fallen duͤrffte/ wann das c. außgemuſtert wuͤrde. Das i. mite. in liegen/ ſiegen vnd dergleichen/ iſt vns zu vnſrer Mundart nicht beſchwerlich/ vnd wird vnzerzogen außgeſprochen/ macht auch biß- weilen einen Unterſcheid an der Laͤnge oder Kuͤr- tze eines Wortgliedes. Das y. moͤchte zu einem End-Buchſtaben wol hingehen/ weil es in vielen Schrifften gefunden wird/ doch wil ich jhm kein Schild ſeyn. Sonſt halte ich dafuͤr/ daß die Woͤrter/ ſo auß anderen Sprachen ins Deutſche angenummen werden/ mit jhren eigenen Buch- ſtaben/ fuͤglich zu ſchreiben ſind; als Chriſtoph/ Sophia/ Phoͤbus/ damit wir nicht vnſer ma- chen/ was nicht vnſer iſt/ weil es nicht noͤthig/ in dem vns nichts mangelt. Die Geſchlecht-Wor- te/ brauche ich wie ſie bey vns uͤblich. Doch fan- ge ich hieruͤber vnd uͤber andrem keinen Krieg an. Jch erklaͤre mich nur/ daß weder Zeit noch Mei- nung bey mir geweſen/ ſolche Dinge vor vnd jetzo zu beobachten: Hingegen aber auch kein Fuͤrſatz/ ſie zu verachten. Bleib geneigt vnd geſund. Der Verkleinernde.

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/532>, abgerufen am 25.11.2024.