Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 35. Herren-Diener. Fürsten werden vnverholen Als die Niedren/ mehr bestohlen: Grosses Brot/ gibt grosse Bissen/ Und von viel ist viel zu nissen: Grosses Holtz/ gibt grosse Späne: Ochs als Schaf wetzt mehr die Zähne. 36. Dienstfertigkeit. Ob jedem ich nicht das kan thun/ was er von mir begehret/ So ist mir selbst nicht alle mal/ was ich gleich wil/ gewehret. 37. Feile Gerechtigkeit. Wo gleich vnd recht zu Marckte feil Da kriegt ein armer selten Theil. 38. Hofe-Gunst. Da einsmals sich die Gunst entzoh der Hofestatt; Da sah man lange Zeit bey Hofe keinen Rath. 39. Ein Engeländischer Gebrauch. Niemand darff auß Engelland was von Reichthum mitte nehmen Niemand darff auß Deutschland sich/ was er wil/ zu rauben schämen. 40. Die Lateinische Sprache. Latein/ hat keinen Sitz noch Land/ wie andre Zungen: Jhm ist die Bürgerschafft/ durch alle Welt/ gelungen. 41. Von
Zu-Gabe. 35. Herren-Diener. Fuͤrſten werden vnverholen Als die Niedren/ mehr beſtohlen: Groſſes Brot/ gibt groſſe Biſſen/ Und von viel iſt viel zu niſſen: Groſſes Holtz/ gibt groſſe Spaͤne: Ochs als Schaf wetzt mehr die Zaͤhne. 36. Dienſtfertigkeit. Ob jedem ich nicht das kan thun/ was er von mir begehret/ So iſt mir ſelbſt nicht alle mal/ was ich gleich wil/ gewehret. 37. Feile Gerechtigkeit. Wo gleich vnd recht zu Marckte feil Da kriegt ein armer ſelten Theil. 38. Hofe-Gunſt. Da einsmals ſich die Gunſt entzoh der Hofeſtatt; Da ſah man lange Zeit bey Hofe keinen Rath. 39. Ein Engelaͤndiſcher Gebrauch. Niemand darff auß Engelland was von Reichthum mitte nehmen Niemand darff auß Deutſchland ſich/ was er wil/ zu rauben ſchaͤmen. 40. Die Lateiniſche Sprache. Latein/ hat keinen Sitz noch Land/ wie andre Zungen: Jhm iſt die Buͤrgerſchafft/ durch alle Welt/ gelungen. 41. Von
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35.
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Fuͤrſten werden vnverholen
Als die Niedren/ mehr beſtohlen:
Groſſes Brot/ gibt groſſe Biſſen/
Und von viel iſt viel zu niſſen:
Groſſes Holtz/ gibt groſſe Spaͤne:
Ochs als Schaf wetzt mehr die Zaͤhne.
36.
Dienſtfertigkeit.
Ob jedem ich nicht das kan thun/ was er von mir begehret/
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37.
Feile Gerechtigkeit.
Wo gleich vnd recht zu Marckte feil
Da kriegt ein armer ſelten Theil.
38.
Hofe-Gunſt.
Da einsmals ſich die Gunſt entzoh der Hofeſtatt;
Da ſah man lange Zeit bey Hofe keinen Rath.
39.
Ein Engelaͤndiſcher Gebrauch.
Niemand darff auß Engelland was von Reichthum mitte nehmen
Niemand darff auß Deutſchland ſich/ was er wil/ zu rauben
ſchaͤmen.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/493>, abgerufen am 16.02.2025. |