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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Andres Tausend
8.
Auff Rasam.
Rasa kan für Traurigkeit; wann sie Wein in Magen geust
Sieht man bald wie Traurigkeit jhr zun Augen rauser fleust.
9.
Von einem Siebzig-Jährigen Manne
vnd Funffzehn-Jährigen Weibe.
Kan auch Funffzehn/ (dencket doch!) Siebzig jemals in sich
haben?
Ja/ wann andre Zahlen mehr Funffzehn sich zu Hülffe gaben.
10.
Ein Freund.
Weistu wer ein guter Freund würcklich ist vnd billich heist?
Der sich/ wann du jhn nicht sihst/ deinem Namen Freund erweist.
11.
Weltliche Witz.
Wer sich zu der Welt gesellt/ vnd mit jhr laufft einen Lauff/
Muß auff alles was fellt für/ wissen bald ein Oben-drauff.
12.
Auff Cottam.
Cotta werein reicher Mann/
Wann sein Anschlag nur gieng an.
13.
Auff Morum.
Morus ist zwar wol kein Narr; nur/ das manchen wunder nimmt
Daß er alles stöst herauß/ was jhm in die Backen kümt.
14.
Auff Clepacem.
Clepax, der so manches Thier in den Magen hat begraben/
Hat nun auch ein warmes Grab inner einem fromen Raben.
15. Hofe-
Andres Tauſend
8.
Auff Raſam.
Raſa kan fuͤr Traurigkeit; wann ſie Wein in Magen geuſt
Sieht man bald wie Traurigkeit jhr zun Augen rauſer fleuſt.
9.
Von einem Siebzig-Jaͤhrigen Manne
vnd Funffzehn-Jaͤhrigen Weibe.
Kan auch Funffzehn/ (dencket doch!) Siebzig jemals in ſich
haben?
Ja/ wann andre Zahlen mehr Funffzehn ſich zu Huͤlffe gaben.
10.
Ein Freund.
Weiſtu wer ein guter Freund wuͤrcklich iſt vnd billich heiſt?
Der ſich/ wann du jhn nicht ſihſt/ deinem Namen Freund erweiſt.
11.
Weltliche Witz.
Wer ſich zu der Welt geſellt/ vnd mit jhr laufft einen Lauff/
Muß auff alles was fellt fuͤr/ wiſſen bald ein Oben-drauff.
12.
Auff Cottam.
Cotta werein reicher Mann/
Wann ſein Anſchlag nur gieng an.
13.
Auff Morum.
Morus iſt zwar wol kein Narr; nur/ das manchen wunder nim̃t
Daß er alles ſtoͤſt herauß/ was jhm in die Backen kuͤmt.
14.
Auff Clepacem.
Clepax, der ſo manches Thier in den Magen hat begraben/
Hat nun auch ein warmes Grab inner einem fromen Raben.
15. Hofe-
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[180/0454] Andres Tauſend 8. Auff Raſam. Raſa kan fuͤr Traurigkeit; wann ſie Wein in Magen geuſt Sieht man bald wie Traurigkeit jhr zun Augen rauſer fleuſt. 9. Von einem Siebzig-Jaͤhrigen Manne vnd Funffzehn-Jaͤhrigen Weibe. Kan auch Funffzehn/ (dencket doch!) Siebzig jemals in ſich haben? Ja/ wann andre Zahlen mehr Funffzehn ſich zu Huͤlffe gaben. 10. Ein Freund. Weiſtu wer ein guter Freund wuͤrcklich iſt vnd billich heiſt? Der ſich/ wann du jhn nicht ſihſt/ deinem Namen Freund erweiſt. 11. Weltliche Witz. Wer ſich zu der Welt geſellt/ vnd mit jhr laufft einen Lauff/ Muß auff alles was fellt fuͤr/ wiſſen bald ein Oben-drauff. 12. Auff Cottam. Cotta werein reicher Mann/ Wann ſein Anſchlag nur gieng an. 13. Auff Morum. Morus iſt zwar wol kein Narr; nur/ das manchen wunder nim̃t Daß er alles ſtoͤſt herauß/ was jhm in die Backen kuͤmt. 14. Auff Clepacem. Clepax, der ſo manches Thier in den Magen hat begraben/ Hat nun auch ein warmes Grab inner einem fromen Raben. 15. Hofe-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/454>, abgerufen am 25.11.2024.