Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Neundes Hundert. 5. Anne Sofie/ Hertzoginn/ versetzt: Sonne zog in eine Fahrt. Oder Anne Sofieh/ Hertzoginne. versetzt: Geh O feine Sonnen-Ziraht. SOnne/ die das Land vergoldte/ wo das frome Strelitz steh[t] Zog in eine Fahrt von neuem/ wo den Oder-rand erhöht Brieg das Piasteer-Haus; allda steht sie lieblich stille/ Streuet lauter Güt vnd Gaben/ fünckelt/ strahlet in der Völle. Geh O Sonne feine Sonne/ geh vns nun vnd nie zur Ruh. Sonnen-Ziraht selbsten Sonne/ wirff vns jmmer Strahlen zu! Sonne/ die am Himmel lacht/ lachet dieser Sonne wegen/ Gibt der Schwester halben vns klärern Blick vnd reichern Segen: Sonne/ die die Zeiten theilet/ theilet Amt vnd Regiment Mit der Sonne/ die von Strelitz gütig sich zu vns gewendt. 6. Tod/ ein Außgleicher. FLeisch/ das in dem Leime wohnet/ lebt in Müh bey schlechter Kost: Fleisch/ das in den Steinen wohnet/ lebt in Pracht vnd eitler Lust: Fleisch im Leime/ Fleisch in Steinen/ macht deß Todes freyer Raub Das/ wie jenes also dieses/ jedes wird ein leichter Staub. 7. Seele vnd Leib. Seel/ ist ein Gefangner; Leib/ ist ein Gefängnüß Wer den Leib verzärtelt/ gibt der Seele Drängnüß. Auff M m iij
Neundes Hundert. 5. Anne Sofie/ Hertzoginn/ verſetzt: Sonne zog in eine Fahrt. Oder Anne Sofieh/ Hertzoginne. verſetzt: Geh O feine Sonnen-Ziraht. SOnne/ die das Land vergoldte/ wo das frome Strelitz ſteh[t] Zog in eine Fahrt von neuem/ wo den Oder-rand erhoͤht Brieg das Piaſteer-Haus; allda ſteht ſie lieblich ſtille/ Streuet lauter Guͤt vnd Gaben/ fuͤnckelt/ ſtrahlet in der Voͤlle. Geh O Sonne feine Sonne/ geh vns nun vnd nie zur Ruh. Sonnen-Ziraht ſelbſten Sonne/ wirff vns jmmer Strahlen zu! Sonne/ die am Himmel lacht/ lachet dieſer Sonne wegen/ Gibt der Schweſter halben vns klaͤrern Blick vnd reichern Segen: Sonne/ die die Zeiten theilet/ theilet Amt vnd Regiment Mit der Sonne/ die von Strelitz guͤtig ſich zu vns gewendt. 6. Tod/ ein Außgleicher. FLeiſch/ das in dem Leime wohnet/ lebt in Muͤh bey ſchlechter Koſt: Fleiſch/ das in den Steinen wohnet/ lebt in Pracht vnd eitler Luſt: Fleiſch im Leime/ Fleiſch in Steinen/ macht deß Todes freyer Raub Das/ wie jenes alſo dieſes/ jedes wird ein leichter Staub. 7. Seele vnd Leib. Seel/ iſt ein Gefangner; Leib/ iſt ein Gefaͤngnuͤß Wer den Leib verzaͤrtelt/ gibt der Seele Draͤngnuͤß. Auff M m iij
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Neundes Hundert.
5.
Anne Sofie/ Hertzoginn/
verſetzt:
Sonne zog in eine Fahrt.
Oder
Anne Sofieh/ Hertzoginne.
verſetzt:
Geh O feine Sonnen-Ziraht.
SOnne/ die das Land vergoldte/ wo das frome Strelitz ſteht
Zog in eine Fahrt von neuem/ wo den Oder-rand erhoͤht
Brieg das Piaſteer-Haus; allda ſteht ſie lieblich ſtille/
Streuet lauter Guͤt vnd Gaben/ fuͤnckelt/ ſtrahlet in der Voͤlle.
Geh O Sonne feine Sonne/ geh vns nun vnd nie zur Ruh.
Sonnen-Ziraht ſelbſten Sonne/ wirff vns jmmer Strahlen zu!
Sonne/ die am Himmel lacht/ lachet dieſer Sonne wegen/
Gibt der Schweſter halben vns klaͤrern Blick vnd reichern
Segen:
Sonne/ die die Zeiten theilet/ theilet Amt vnd Regiment
Mit der Sonne/ die von Strelitz guͤtig ſich zu vns gewendt.
6.
Tod/ ein Außgleicher.
FLeiſch/ das in dem Leime wohnet/ lebt in Muͤh bey ſchlechter
Koſt:
Fleiſch/ das in den Steinen wohnet/ lebt in Pracht vnd eitler
Luſt:
Fleiſch im Leime/ Fleiſch in Steinen/ macht deß Todes freyer
Raub
Das/ wie jenes alſo dieſes/ jedes wird ein leichter Staub.
7.
Seele vnd Leib.
Seel/ iſt ein Gefangner; Leib/ iſt ein Gefaͤngnuͤß
Wer den Leib verzaͤrtelt/ gibt der Seele Draͤngnuͤß.
Auff
M m iij
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