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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Achtes Hundert.
89.
Auff Vitum.
Veit soll ein Lehrer seyn/ hat selbst gelernt gar übel;
Ey ist es nicht genug/ er ist der Leyen Biebel?
90.
Das Jahr.
Das Jahr ist wie ein schwangres Weib/ gebieret vns viel Tage
Als Männlein aber/ Weiblein mehr: Als Freude doch mehr
Plage.
91.
Ein Rätzel vnd seine Lösung.
DJe Mutter frist das Kind;
Daß dieser Stamm vergeh/
Frist jhn die Erd vnd Wind:
Es regnet in den Schnee.
92.
Von diesem Buche.
WErden auch wol meine Reimen alle für die Jungfern tügen?
Die als Jungfern mehr verstehen/ die wird jhr Gewissen
rügen     (machet
Daß sie schweigen vom Verstande: Die die Unschuld alber
Denen haben meine Reimen schwerlich arges vrgesachet.
93.
Das Böse vnd das Gute.
WAs böse sey/ was gut; da merckt man/ daß im wehlen
Die Menschen meistentheils/ gewaltig gröblich fehlen:
Man schätzet selten das/ was für die Seele gut;
Man schätzet gerne das/ was wol dem Leibe thut.
94.
Weibliche Reime.
Was ist ein Weiblich Reim? Den Weibern reimt sich wol
Ein Reim/ der langer mehr als kurtzer Glieder voll.
95. Rath
M m
Achtes Hundert.
89.
Auff Vitum.
Veit ſoll ein Lehrer ſeyn/ hat ſelbſt gelernt gar uͤbel;
Ey iſt es nicht genug/ er iſt der Leyen Biebel?
90.
Das Jahr.
Das Jahr iſt wie ein ſchwangres Weib/ gebieret vns viel Tage
Als Maͤnnlein aber/ Weiblein mehr: Als Freude doch mehr
Plage.
91.
Ein Raͤtzel vnd ſeine Loͤſung.
DJe Mutter friſt das Kind;
Daß dieſer Stam̃ vergeh/
Friſt jhn die Erd vnd Wind:
Es regnet in den Schnee.
92.
Von dieſem Buche.
WErden auch wol meine Reimen alle fuͤr die Jungfern tuͤgen?
Die als Jungfern mehr verſtehen/ die wird jhr Gewiſſen
ruͤgen     (machet
Daß ſie ſchweigen vom Verſtande: Die die Unſchuld alber
Denen haben meine Reimen ſchwerlich arges vrgeſachet.
93.
Das Boͤſe vnd das Gute.
WAs boͤſe ſey/ was gut; da merckt man/ daß im wehlen
Die Menſchen meiſtentheils/ gewaltig groͤblich fehlen:
Man ſchaͤtzet ſelten das/ was fuͤr die Seele gut;
Man ſchaͤtzet gerne das/ was wol dem Leibe thut.
94.
Weibliche Reime.
Was iſt ein Weiblich Reim? Den Weibern reimt ſich wol
Ein Reim/ der langer mehr als kurtzer Glieder voll.
95. Rath
M m
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[175/0449] Achtes Hundert. 89. Auff Vitum. Veit ſoll ein Lehrer ſeyn/ hat ſelbſt gelernt gar uͤbel; Ey iſt es nicht genug/ er iſt der Leyen Biebel? 90. Das Jahr. Das Jahr iſt wie ein ſchwangres Weib/ gebieret vns viel Tage Als Maͤnnlein aber/ Weiblein mehr: Als Freude doch mehr Plage. 91. Ein Raͤtzel vnd ſeine Loͤſung. DJe Mutter friſt das Kind; Daß dieſer Stam̃ vergeh/ Friſt jhn die Erd vnd Wind: Es regnet in den Schnee. 92. Von dieſem Buche. WErden auch wol meine Reimen alle fuͤr die Jungfern tuͤgen? Die als Jungfern mehr verſtehen/ die wird jhr Gewiſſen ruͤgen (machet Daß ſie ſchweigen vom Verſtande: Die die Unſchuld alber Denen haben meine Reimen ſchwerlich arges vrgeſachet. 93. Das Boͤſe vnd das Gute. WAs boͤſe ſey/ was gut; da merckt man/ daß im wehlen Die Menſchen meiſtentheils/ gewaltig groͤblich fehlen: Man ſchaͤtzet ſelten das/ was fuͤr die Seele gut; Man ſchaͤtzet gerne das/ was wol dem Leibe thut. 94. Weibliche Reime. Was iſt ein Weiblich Reim? Den Weibern reimt ſich wol Ein Reim/ der langer mehr als kurtzer Glieder voll. 95. Rath M m

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/449>, abgerufen am 23.11.2024.