Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Achtes Hundert. 75. Gebete. WAnn du denckst zu beten/ dencke fleissig dran Was du denckst zu reden/ wen du redest an Wer du bist/ der redet: sonsten ist gewiß Daß es Lippen-Rede/ nicht deß Hertzens/ hieß. 76. Zweyerley Kindheit. Der Mensch wird erstlich jung/ vnd nachmals alt/ ein Kind; Sarck/ Grab ist hier; was dort jhm/ Bette/ Windeln sind. 77. Der Morgen. Vom Bette steh ich auff auß meines Leibes Ruh; Gib Gott/ daß ich vom Grab ersteh dem Himmel zu. 78. Der Mittag. Dein Wort/ HErr/ scheint so klar/ als wol kein Mittags-Licht; Hilff/ daß es mich erleucht vnd alle Blindheit bricht. 79. Der Abend. Der Abend kummt heran/ ich geh dem Tode zu; Gib Gott/ daß wann er kümmt/ ich nichts verbotnes thu. 80. Die Nacht. Der Schlaf gibt neue Krafft; hilff daß deß Grabes Nacht/ O Gott/ auff jenen Tag/ mich ewig freudig macht! 81. Das gewandelte Deutschland. DJe Deutschen wusten wenig für Zeiten von dem Golde/ Sie trugen Trew vnd Glauben fur allem alle Hulde: Jetzt wissen Deutschen wenig vom Glauben vnd von Treue Sie dienen mehr dem Golde/ dann Gott/ ohn alle Scheue. 82. Eine
Achtes Hundert. 75. Gebete. WAnn du denckſt zu beten/ dencke fleiſſig dran Was du denckſt zu reden/ wen du redeſt an Wer du biſt/ der redet: ſonſten iſt gewiß Daß es Lippen-Rede/ nicht deß Hertzens/ hieß. 76. Zweyerley Kindheit. Der Menſch wird erſtlich jung/ vnd nachmals alt/ ein Kind; Sarck/ Grab iſt hier; was dort jhm/ Bette/ Windeln ſind. 77. Der Morgen. Vom Bette ſteh ich auff auß meines Leibes Ruh; Gib Gott/ daß ich vom Grab erſteh dem Himmel zu. 78. Der Mittag. Dein Wort/ HErꝛ/ ſcheint ſo klar/ als wol kein Mittags-Licht; Hilff/ daß es mich erleucht vnd alle Blindheit bricht. 79. Der Abend. Der Abend kum̃t heran/ ich geh dem Tode zu; Gib Gott/ daß wann er kuͤm̃t/ ich nichts verbotnes thu. 80. Die Nacht. Der Schlaf gibt neue Krafft; hilff daß deß Grabes Nacht/ O Gott/ auff jenen Tag/ mich ewig freudig macht! 81. Das gewandelte Deutſchland. DJe Deutſchen wuſten wenig fuͤr Zeiten von dem Golde/ Sie trugen Trew vnd Glauben fur allem alle Hulde: Jetzt wiſſen Deutſchen wenig vom Glauben vnd von Treue Sie dienen mehr dem Golde/ dann Gott/ ohn alle Scheue. 82. Eine
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Achtes Hundert.
75.
Gebete.
WAnn du denckſt zu beten/ dencke fleiſſig dran
Was du denckſt zu reden/ wen du redeſt an
Wer du biſt/ der redet: ſonſten iſt gewiß
Daß es Lippen-Rede/ nicht deß Hertzens/ hieß.
76.
Zweyerley Kindheit.
Der Menſch wird erſtlich jung/ vnd nachmals alt/ ein Kind;
Sarck/ Grab iſt hier; was dort jhm/ Bette/ Windeln ſind.
77.
Der Morgen.
Vom Bette ſteh ich auff auß meines Leibes Ruh;
Gib Gott/ daß ich vom Grab erſteh dem Himmel zu.
78.
Der Mittag.
Dein Wort/ HErꝛ/ ſcheint ſo klar/ als wol kein Mittags-Licht;
Hilff/ daß es mich erleucht vnd alle Blindheit bricht.
79.
Der Abend.
Der Abend kum̃t heran/ ich geh dem Tode zu;
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Die Nacht.
Der Schlaf gibt neue Krafft; hilff daß deß Grabes Nacht/
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81.
Das gewandelte Deutſchland.
DJe Deutſchen wuſten wenig fuͤr Zeiten von dem Golde/
Sie trugen Trew vnd Glauben fur allem alle Hulde:
Jetzt wiſſen Deutſchen wenig vom Glauben vnd von Treue
Sie dienen mehr dem Golde/ dann Gott/ ohn alle Scheue.
82. Eine
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