Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 55. Der natürliche Mensch. EJn Maulwurff/ in dem Geistlichen; im Weltlichen ein Luchs/ Ein Esel/ in dem Nützlichen; im Schädlichen ein Fuchs; Jst jeder Mensch/ der seinen Geist Der Himmlisch ist/ mit Erde speist. 56. Auff Virnam eine gemeine Wittib. Virna, der der Mann gestorben/ klaget daß sie sey niemandes; Ob mit jhr ist was gedienet/ wil sie seyn deß gantzen Landes. 57. Auff Pincam. PInca darff gar nöthig Heller/ Wil verpfänden jhren Keller/ Den zu weisen endlich ein Dem sie möchte säumig seyn: Wil dazu/ Geld eh zu heben/ Auch den Apffelgarten geben. 58. Hofe-Schmüncke. VJel küssen/ wenig hertzen/ Arg meinen/ höflich schertzen; Jst so deß Hofes Spiel Das spielt man täglich viel. 59. Die Hertzens-Kirche. Man kan zwar alle Kirchen schlüssen/ Doch nie die Kirchen im Gewissen. 60. Blen-
Andres Tauſend 55. Der natuͤrliche Menſch. EJn Maulwurff/ in dem Geiſtlichen; im Weltlichen ein Luchs/ Ein Eſel/ in dem Nuͤtzlichen; im Schaͤdlichen ein Fuchs; Jſt jeder Menſch/ der ſeinen Geiſt Der Him̃liſch iſt/ mit Erde ſpeiſt. 56. Auff Virnam eine gemeine Wittib. Virna, der der Mann geſtorben/ klaget daß ſie ſey niemandes; Ob mit jhr iſt was gedienet/ wil ſie ſeyn deß gantzen Landes. 57. Auff Pincam. PInca darff gar noͤthig Heller/ Wil verpfaͤnden jhren Keller/ Den zu weiſen endlich ein Dem ſie moͤchte ſaͤumig ſeyn: Wil dazu/ Geld eh zu heben/ Auch den Apffelgarten geben. 58. Hofe-Schmuͤncke. VJel kuͤſſen/ wenig hertzen/ Arg meinen/ hoͤflich ſchertzen; Jſt ſo deß Hofes Spiel Das ſpielt man taͤglich viel. 59. Die Hertzens-Kirche. Man kan zwar alle Kirchen ſchluͤſſen/ Doch nie die Kirchen im Gewiſſen. 60. Blen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0404" n="130"/> <fw place="top" type="header">Andres Tauſend</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Der natuͤrliche Menſch.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn Maulwurff/ in dem Geiſtlichen; im Weltlichen ein Luchs/</l><lb/> <l>Ein Eſel/ in dem Nuͤtzlichen; im Schaͤdlichen ein Fuchs;</l><lb/> <l>Jſt jeder Menſch/ der ſeinen Geiſt</l><lb/> <l>Der Him̃liſch iſt/ mit Erde ſpeiſt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Virnam</hi> eine gemeine Wittib.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#aq">Virna,</hi> der der Mann geſtorben/ klaget daß ſie ſey niemandes;</l><lb/> <l>Ob mit jhr iſt was gedienet/ wil ſie ſeyn deß gantzen Landes.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Pincam.</hi></hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">P</hi>Inca</hi> darff gar noͤthig Heller/</l><lb/> <l>Wil verpfaͤnden jhren Keller/</l><lb/> <l>Den zu weiſen endlich ein</l><lb/> <l>Dem ſie moͤchte ſaͤumig ſeyn:</l><lb/> <l>Wil dazu/ Geld eh zu heben/</l><lb/> <l>Auch den Apffelgarten geben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Hofe-Schmuͤncke.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">V</hi>Jel kuͤſſen/ wenig hertzen/</l><lb/> <l>Arg meinen/ hoͤflich ſchertzen;</l><lb/> <l>Jſt ſo deß Hofes Spiel</l><lb/> <l>Das ſpielt man taͤglich viel.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">59.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Die Hertzens-Kirche.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Man kan zwar alle Kirchen ſchluͤſſen/</l><lb/> <l>Doch nie die Kirchen im Gewiſſen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">60. Blen-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0404]
Andres Tauſend
55.
Der natuͤrliche Menſch.
EJn Maulwurff/ in dem Geiſtlichen; im Weltlichen ein Luchs/
Ein Eſel/ in dem Nuͤtzlichen; im Schaͤdlichen ein Fuchs;
Jſt jeder Menſch/ der ſeinen Geiſt
Der Him̃liſch iſt/ mit Erde ſpeiſt.
56.
Auff Virnam eine gemeine Wittib.
Virna, der der Mann geſtorben/ klaget daß ſie ſey niemandes;
Ob mit jhr iſt was gedienet/ wil ſie ſeyn deß gantzen Landes.
57.
Auff Pincam.
PInca darff gar noͤthig Heller/
Wil verpfaͤnden jhren Keller/
Den zu weiſen endlich ein
Dem ſie moͤchte ſaͤumig ſeyn:
Wil dazu/ Geld eh zu heben/
Auch den Apffelgarten geben.
58.
Hofe-Schmuͤncke.
VJel kuͤſſen/ wenig hertzen/
Arg meinen/ hoͤflich ſchertzen;
Jſt ſo deß Hofes Spiel
Das ſpielt man taͤglich viel.
59.
Die Hertzens-Kirche.
Man kan zwar alle Kirchen ſchluͤſſen/
Doch nie die Kirchen im Gewiſſen.
60. Blen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |