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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Andres Tausend
33.
Die Begierden.
O die Räthe/ die sich kleiden in deß Fürsten Kleid vnd Zierden/
Leiden selten andre Räthe; wer dann sind sie? Die Begierden:
34.
Der Argwohn.
Dieses kan man zwar wol thun/ daß man leichtlich nimmer
traue:
Nur daß nicht das man nicht traw/ leichtlich an vns jemand
schaue.
35.
Man wags.
Wer nichts auff Glücke wagt/ stellt alles nur auff Rath
Jrrt offt so sehr/ als der gewaget alles hat.
36.
Die Vernunfft.
Besser/ haben keine Hand
Als ein Hertz vnd nicht Verstand.
37.
Der Bart.
Man fleist sich jetzt den Bart vom Maule zu gelosen;
Und meint es kumme her/ ich glaubs auch/ von Frantzosen.
38.
Bart-Wachs.
DJe Deutschen heissen sonst Garmänner/ vnd der Bart
(Hilt weiland man dafür) vermehret männlich Art:
Jetzt scheren wir den Bart/ so völlig ab/ so rein;
Ey wollen wir vielleicht Garweiber lieber seyn?
39.
Weiber-Schmuck. 1. Petr. 3. . 3.
Der Schmuck der zarten Frauen/ steht nicht im Haare flechten;
Deum lassen sie sie fliegen zur lincken vnd zur rechten.
40. Hofe-
Andres Tauſend
33.
Die Begierden.
O die Raͤthe/ die ſich kleiden in deß Fuͤrſten Kleid vnd Zierden/
Leiden ſelten andre Raͤthe; wer dann ſind ſie? Die Begierden:
34.
Der Argwohn.
Dieſes kan man zwar wol thun/ daß man leichtlich nimmer
traue:
Nur daß nicht das man nicht traw/ leichtlich an vns jemand
ſchaue.
35.
Man wags.
Wer nichts auff Gluͤcke wagt/ ſtellt alles nur auff Rath
Jrꝛt offt ſo ſehr/ als der gewaget alles hat.
36.
Die Vernunfft.
Beſſer/ haben keine Hand
Als ein Hertz vnd nicht Verſtand.
37.
Der Bart.
Man fleiſt ſich jetzt den Bart vom Maule zu geloſen;
Und meint es kumme her/ ich glaubs auch/ von Frantzoſen.
38.
Bart-Wachs.
DJe Deutſchen heiſſen ſonſt Garmaͤnner/ vnd der Bart
(Hilt weiland man dafuͤr) vermehret maͤnnlich Art:
Jetzt ſcheren wir den Bart/ ſo voͤllig ab/ ſo rein;
Ey wollen wir vielleicht Garweiber lieber ſeyn?
39.
Weiber-Schmuck. 1. Petr. 3. ꝟ. 3.
Der Schmuck der zarten Frauen/ ſteht nicht im Haare flechten;
Deum laſſen ſie ſie fliegen zur lincken vnd zur rechten.
40. Hofe-
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[60/0334] Andres Tauſend 33. Die Begierden. O die Raͤthe/ die ſich kleiden in deß Fuͤrſten Kleid vnd Zierden/ Leiden ſelten andre Raͤthe; wer dann ſind ſie? Die Begierden: 34. Der Argwohn. Dieſes kan man zwar wol thun/ daß man leichtlich nimmer traue: Nur daß nicht das man nicht traw/ leichtlich an vns jemand ſchaue. 35. Man wags. Wer nichts auff Gluͤcke wagt/ ſtellt alles nur auff Rath Jrꝛt offt ſo ſehr/ als der gewaget alles hat. 36. Die Vernunfft. Beſſer/ haben keine Hand Als ein Hertz vnd nicht Verſtand. 37. Der Bart. Man fleiſt ſich jetzt den Bart vom Maule zu geloſen; Und meint es kumme her/ ich glaubs auch/ von Frantzoſen. 38. Bart-Wachs. DJe Deutſchen heiſſen ſonſt Garmaͤnner/ vnd der Bart (Hilt weiland man dafuͤr) vermehret maͤnnlich Art: Jetzt ſcheren wir den Bart/ ſo voͤllig ab/ ſo rein; Ey wollen wir vielleicht Garweiber lieber ſeyn? 39. Weiber-Schmuck. 1. Petr. 3. ꝟ. 3. Der Schmuck der zarten Frauen/ ſteht nicht im Haare flechten; Deum laſſen ſie ſie fliegen zur lincken vnd zur rechten. 40. Hofe-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/334>, abgerufen am 22.11.2024.