Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 96. Betriegen. MEnschen sind als Teuffel ärger/ weil der Teuffel nirgend schwur Dann er weiß daß er ein Lügner vnd betrieglich jmmer fuhr: Aber Menschen schweren frechlich/ wann sie sich gleich selbsten fühlen/ Dann sie dencken durch das schweren zu gewinnen/ wie durch spielen. 97. Eine Maultasche. Eine Maultasch ist ein Ding/ zwar nicht schädlich an dem Leben; Ausser/ daß sie dem Gehör Abbruch wil vnd Nachtheil geben. 98. Ruchlosigkeit. Welt stellt sich jetzt/ als wär/ kein Teuffel vnd kein Gott; Ey warte biß dirs weist/ der schwartze Gast/ der Tod. 99. Warheit. Frome Leute klagen sehr/ daß die Warheit sey verloren; Suche wer sie suchen wil/ aber nicht in hohen Ohren. 100. Glauben. Luthrisch/ Päbstisch vnd Calvinisch/ diese Glauben alle drey Sind verhanden; doch ist Zweiffel/ wo das Christenthum dann sey. Andres Tauſend 96. Betriegen. MEnſchen ſind als Teuffel aͤrger/ weil der Teuffel nirgend ſchwur Dann er weiß daß er ein Luͤgner vnd betrieglich jmmer fuhr: Aber Menſchen ſchweren frechlich/ wann ſie ſich gleich ſelbſten fuͤhlen/ Dann ſie dencken durch das ſchweren zu gewinnen/ wie durch ſpielen. 97. Eine Maultaſche. Eine Maultaſch iſt ein Ding/ zwar nicht ſchaͤdlich an dem Leben; Auſſer/ daß ſie dem Gehoͤr Abbruch wil vnd Nachtheil geben. 98. Ruchloſigkeit. Welt ſtellt ſich jetzt/ als waͤr/ kein Teuffel vnd kein Gott; Ey warte biß dirs weiſt/ der ſchwartze Gaſt/ der Tod. 99. Warheit. Frome Leute klagen ſehr/ daß die Warheit ſey verloren; Suche wer ſie ſuchen wil/ aber nicht in hohen Ohren. 100. Glauben. Luthriſch/ Paͤbſtiſch vnd Calviniſch/ dieſe Glauben alle drey Sind verhanden; doch iſt Zweiffel/ wo das Chriſtenthum dann ſey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0298" n="26"/> <fw place="top" type="header">Andres Tauſend</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">96.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Betriegen.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">M</hi>Enſchen ſind als Teuffel aͤrger/ weil der Teuffel nirgend</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchwur</hi> </l><lb/> <l>Dann er weiß daß er ein Luͤgner vnd betrieglich jmmer fuhr:</l><lb/> <l>Aber Menſchen ſchweren frechlich/ wann ſie ſich gleich ſelbſten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">fuͤhlen/</hi> </l><lb/> <l>Dann ſie dencken durch das ſchweren zu gewinnen/ wie durch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſpielen.</hi> </l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">97.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Eine Maultaſche.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Eine Maultaſch iſt ein Ding/ zwar nicht ſchaͤdlich an dem Leben;</l><lb/> <l>Auſſer/ daß ſie dem Gehoͤr Abbruch wil vnd Nachtheil geben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">98.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Ruchloſigkeit.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Welt ſtellt ſich jetzt/ als waͤr/ kein Teuffel vnd kein Gott;</l><lb/> <l>Ey warte biß dirs weiſt/ der ſchwartze Gaſt/ der Tod.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">99.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Warheit.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Frome Leute klagen ſehr/ daß die Warheit ſey verloren;</l><lb/> <l>Suche wer ſie ſuchen wil/ aber nicht in hohen Ohren.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">100.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Glauben.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Luthriſch/ Paͤbſtiſch vnd Calviniſch/ dieſe Glauben alle drey</l><lb/> <l>Sind verhanden; doch iſt Zweiffel/ wo das Chriſtenthum dann</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſey.</hi> </l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0298]
Andres Tauſend
96.
Betriegen.
MEnſchen ſind als Teuffel aͤrger/ weil der Teuffel nirgend
ſchwur
Dann er weiß daß er ein Luͤgner vnd betrieglich jmmer fuhr:
Aber Menſchen ſchweren frechlich/ wann ſie ſich gleich ſelbſten
fuͤhlen/
Dann ſie dencken durch das ſchweren zu gewinnen/ wie durch
ſpielen.
97.
Eine Maultaſche.
Eine Maultaſch iſt ein Ding/ zwar nicht ſchaͤdlich an dem Leben;
Auſſer/ daß ſie dem Gehoͤr Abbruch wil vnd Nachtheil geben.
98.
Ruchloſigkeit.
Welt ſtellt ſich jetzt/ als waͤr/ kein Teuffel vnd kein Gott;
Ey warte biß dirs weiſt/ der ſchwartze Gaſt/ der Tod.
99.
Warheit.
Frome Leute klagen ſehr/ daß die Warheit ſey verloren;
Suche wer ſie ſuchen wil/ aber nicht in hohen Ohren.
100.
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Luthriſch/ Paͤbſtiſch vnd Calviniſch/ dieſe Glauben alle drey
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/298>, abgerufen am 16.02.2025. |