Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Sechstes Hundert. 6. Ein Grichischer Brauch. DEr Hunger wurde bey den Grichen Hinauß/ das Reichthum eingestrichen: Der Hunger wird bey vnsren Tagen Hinein/ das Reichthum außgeschlagen. 7. Lebens-Bedurfft. Was thut vnd duldet nicht der Mensch um gut Gemach; Wiewol er mehr nicht darff/ als Wasser/ Brot/ Kleid/ Dach? 8. Finsternüß. Ob die Sonne finster wird/ wird es dennoch wieder lichte; Ob die Warheit finster wird/ findet sich das Licht mit nichte. 9. Träume. Auß nichts hat der jhm was gemacht Der Tränme/ die so nichts sind/ acht. 10. Gut- vnd böse Gewässer. EJn gutes Wasser ist/ das von der Buß entspringet/ Ein gutes Wasser ist/ das Zucht vom Knaben bringet/ Ein gutes Wasser ist/ das vnsre Kost bestellt/ Ein gutes Wasser ist/ das Aertzten bringet Geld: Ein böses Wasser ist/ da Menschen drinn ersauffen/ Ein böses Wasser ist/ das so/ wie Wein zu kauffen/ Ein böses Wasser ist/ das auß der Noth man trinckt/ Ein böses Wasser ist/ das Grimm auß Augen zwingt. 11. Chri- J iij
Sechſtes Hundert. 6. Ein Grichiſcher Brauch. DEr Hunger wurde bey den Grichen Hinauß/ das Reichthum eingeſtrichen: Der Hunger wird bey vnſren Tagen Hinein/ das Reichthum außgeſchlagen. 7. Lebens-Bedurfft. Was thut vnd duldet nicht der Menſch um gut Gemach; Wiewol er mehr nicht darff/ als Waſſer/ Brot/ Kleid/ Dach? 8. Finſternuͤß. Ob die Sonne finſter wird/ wird es dennoch wieder lichte; Ob die Warheit finſter wird/ findet ſich das Licht mit nichte. 9. Traͤume. Auß nichts hat der jhm was gemacht Der Traͤnme/ die ſo nichts ſind/ acht. 10. Gut- vnd boͤſe Gewaͤſſer. EJn gutes Waſſer iſt/ das von der Buß entſpringet/ Ein gutes Waſſer iſt/ das Zucht vom Knaben bringet/ Ein gutes Waſſer iſt/ das vnſre Koſt beſtellt/ Ein gutes Waſſer iſt/ das Aertzten bringet Geld: Ein boͤſes Waſſer iſt/ da Menſchen drinn erſauffen/ Ein boͤſes Waſſer iſt/ das ſo/ wie Wein zu kauffen/ Ein boͤſes Waſſer iſt/ das auß der Noth man trinckt/ Ein boͤſes Waſſer iſt/ das Grimm auß Augen zwingt. 11. Chri- J iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0139" n="119"/> <fw place="top" type="header">Sechſtes Hundert.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">6.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Ein Grichiſcher Brauch.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Hunger wurde bey den Grichen</l><lb/> <l>Hinauß/ das Reichthum eingeſtrichen:</l><lb/> <l>Der Hunger wird bey vnſren Tagen</l><lb/> <l>Hinein/ das Reichthum außgeſchlagen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">7.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Lebens-Bedurfft.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Was thut vnd duldet nicht der Menſch um gut Gemach;</l><lb/> <l>Wiewol er mehr nicht darff/ als Waſſer/ Brot/ Kleid/ Dach?</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">8.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Finſternuͤß.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Ob die Sonne finſter wird/ wird es dennoch wieder lichte;</l><lb/> <l>Ob die Warheit finſter wird/ findet ſich das Licht mit nichte.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">9.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Traͤume.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Auß nichts hat der jhm was gemacht</l><lb/> <l>Der Traͤnme/ die ſo nichts ſind/ acht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">10.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Gut- vnd boͤſe Gewaͤſſer.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn gutes Waſſer iſt/ das von der Buß entſpringet/</l><lb/> <l>Ein gutes Waſſer iſt/ das Zucht vom Knaben bringet/</l><lb/> <l>Ein gutes Waſſer iſt/ das vnſre Koſt beſtellt/</l><lb/> <l>Ein gutes Waſſer iſt/ das Aertzten bringet Geld:</l><lb/> <l>Ein boͤſes Waſſer iſt/ da Menſchen drinn erſauffen/</l><lb/> <l>Ein boͤſes Waſſer iſt/ das ſo/ wie Wein zu kauffen/</l><lb/> <l>Ein boͤſes Waſſer iſt/ das auß der Noth man trinckt/</l><lb/> <l>Ein boͤſes Waſſer iſt/ das Grimm auß Augen zwingt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">J iij</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">11. Chri-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0139]
Sechſtes Hundert.
6.
Ein Grichiſcher Brauch.
DEr Hunger wurde bey den Grichen
Hinauß/ das Reichthum eingeſtrichen:
Der Hunger wird bey vnſren Tagen
Hinein/ das Reichthum außgeſchlagen.
7.
Lebens-Bedurfft.
Was thut vnd duldet nicht der Menſch um gut Gemach;
Wiewol er mehr nicht darff/ als Waſſer/ Brot/ Kleid/ Dach?
8.
Finſternuͤß.
Ob die Sonne finſter wird/ wird es dennoch wieder lichte;
Ob die Warheit finſter wird/ findet ſich das Licht mit nichte.
9.
Traͤume.
Auß nichts hat der jhm was gemacht
Der Traͤnme/ die ſo nichts ſind/ acht.
10.
Gut- vnd boͤſe Gewaͤſſer.
EJn gutes Waſſer iſt/ das von der Buß entſpringet/
Ein gutes Waſſer iſt/ das Zucht vom Knaben bringet/
Ein gutes Waſſer iſt/ das vnſre Koſt beſtellt/
Ein gutes Waſſer iſt/ das Aertzten bringet Geld:
Ein boͤſes Waſſer iſt/ da Menſchen drinn erſauffen/
Ein boͤſes Waſſer iſt/ das ſo/ wie Wein zu kauffen/
Ein boͤſes Waſſer iſt/ das auß der Noth man trinckt/
Ein boͤſes Waſſer iſt/ das Grimm auß Augen zwingt.
11. Chri-
J iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/139 |
Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/139>, abgerufen am 16.02.2025. |