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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Intriguen.
drer Römischer Praelat, dem nach dem Pabstuhm verlangte/
schlug sich zu ihnen/ ob er es gleich sonst/ der Scribenten Zeug-
niß nach/ nicht mit den Arianern hielte. Man brachte es am
Käyserlichen Hoff dahin/ daß Liberius verjagt ward/ und Felix
an seine Stelle kam. Jener/ der nun sahe/ was vor eine Glück-
seeligkeit er verlohren hatte/ soll sich von Fortunato, Bischoffen
zu Aquileja, zur Arianischen Secte haben verführen lassen; und
weil es Felix nicht nach seiner Beförderer Willen machte/ in-
dem er nun besaß/ was er gesucht/ ward er ermordet/ und Libe-
rius
wieder seines Abfalls wegen eingesetzt/ der die Sirmische
Confession der Arianer nun willig annahm. Solcher Zwist
endigte sich mit Liberii Todte nicht: Denn da zeigten sich A.
366. zwey Competitores, Damasus, aus der Partey/ die den
Arianern zuwieder war/ und Ursicinus, oder Ursinus, wie ihn an-
dre nennen (muthmaßlich ist es der vorgemeldte Ursatius] aus
der andern faction: Die Geistlichen und Zuhörer theilten sich/
und es kam darauff an/ wer den grösten Anhang haben wür-
de. Damaso fielen die meisten zu/ Ursicinus aber überfiel
ihn mit den seinen in der Kirche Sicinnii, da es an ein solch
Metzeln gieng/ daß in einem Tag 137. ermordete darinnen ge-
funden worden. Endlich behielt jener die Oberhand/ und ver-
folgte die andre Partey möglichst/ verdammte auch den verstor-
benen Liberium; Er selbst aber ward des Ehebruchs/ wie einTh. Engel-
husi 9 Chron.
p.
96.

Päbstischer Scribent sagt/ überwiesen.

Obiges hätte sich noch entschuldigen lassen/ weil zum wenigsten
auf einer seite etwas vom Eyffer vor die reine Religion sich dabey
hätte finden können Allein die folgenden Händel machen die Sa-
che klährer. Jm Jahr 420. da der Pabst Zosimus verschieden
war/ entstund ein neuer Lermen: So wohl Bonifacius, eines
Römischen Clerici Sohn/ als Eulalius, trachteten nach der
Römischen Jnful/ und die Stadt und Clerisey hatte sich zwi-
schen sie getheilet; ieder hatte seine Haupt-Kirche: Endlich mu-
ste der Käyser dareingreiffen und beyden befehlen/ aus Rom zu
weichen: Der letztere war so erpicht auff diese Würde/ daß er/ un-

geacht

Intriguen.
drer Roͤmiſcher Prælat, dem nach dem Pabſtuhm verlangte/
ſchlug ſich zu ihnen/ ob er es gleich ſonſt/ der Scribenten Zeug-
niß nach/ nicht mit den Arianern hielte. Man brachte es am
Kaͤyſerlichen Hoff dahin/ daß Liberius verjagt ward/ und Felix
an ſeine Stelle kam. Jener/ der nun ſahe/ was vor eine Gluͤck-
ſeeligkeit er verlohren hatte/ ſoll ſich von Fortunato, Biſchoffen
zu Aquileja, zur Arianiſchen Secte haben verfuͤhren laſſen; und
weil es Felix nicht nach ſeiner Befoͤrderer Willen machte/ in-
dem er nun beſaß/ was er geſucht/ ward er ermordet/ und Libe-
rius
wieder ſeines Abfalls wegen eingeſetzt/ der die Sirmiſche
Confesſion der Arianer nun willig annahm. Solcher Zwiſt
endigte ſich mit Liberii Todte nicht: Denn da zeigten ſich A.
366. zwey Competitores, Damaſus, aus der Partey/ die den
Arianern zuwieder war/ und Urſicinus, oder Urſinus, wie ihn an-
dre nennen (muthmaßlich iſt es der vorgemeldte Urſatius] aus
der andern faction: Die Geiſtlichen und Zuhoͤrer theilten ſich/
und es kam darauff an/ wer den groͤſten Anhang haben wuͤr-
de. Damaſo fielen die meiſten zu/ Urſicinus aber uͤberfiel
ihn mit den ſeinen in der Kirche Sicinnii, da es an ein ſolch
Metzeln gieng/ daß in einem Tag 137. ermordete darinnen ge-
funden worden. Endlich behielt jener die Oberhand/ und ver-
folgte die andre Partey moͤglichſt/ verdammte auch den verſtor-
benen Liberium; Er ſelbſt aber ward des Ehebruchs/ wie einTh. Engel-
huſi 9 Chron.
p.
96.

Paͤbſtiſcher Scribent ſagt/ uͤberwieſen.

Obiges haͤtte ſich noch entſchuldigen laſſen/ weil zum wenigſten
auf einer ſeite etwas vom Eyffer vor die reine Religion ſich dabey
haͤtte finden koͤnnen Allein die folgenden Haͤndel machen die Sa-
che klaͤhrer. Jm Jahr 420. da der Pabſt Zoſimus verſchieden
war/ entſtund ein neuer Lermen: So wohl Bonifacius, eines
Roͤmiſchen Clerici Sohn/ als Eulalius, trachteten nach der
Roͤmiſchen Jnful/ und die Stadt und Cleriſey hatte ſich zwi-
ſchen ſie getheilet; ieder hatte ſeine Haupt-Kirche: Endlich mu-
ſte der Kaͤyſer dareingreiffen und beyden befehlen/ aus Rom zu
weichen: Der letztere war ſo erpicht auff dieſe Wuͤrde/ daß er/ un-

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[87/0097] Intriguen. drer Roͤmiſcher Prælat, dem nach dem Pabſtuhm verlangte/ ſchlug ſich zu ihnen/ ob er es gleich ſonſt/ der Scribenten Zeug- niß nach/ nicht mit den Arianern hielte. Man brachte es am Kaͤyſerlichen Hoff dahin/ daß Liberius verjagt ward/ und Felix an ſeine Stelle kam. Jener/ der nun ſahe/ was vor eine Gluͤck- ſeeligkeit er verlohren hatte/ ſoll ſich von Fortunato, Biſchoffen zu Aquileja, zur Arianiſchen Secte haben verfuͤhren laſſen; und weil es Felix nicht nach ſeiner Befoͤrderer Willen machte/ in- dem er nun beſaß/ was er geſucht/ ward er ermordet/ und Libe- rius wieder ſeines Abfalls wegen eingeſetzt/ der die Sirmiſche Confesſion der Arianer nun willig annahm. Solcher Zwiſt endigte ſich mit Liberii Todte nicht: Denn da zeigten ſich A. 366. zwey Competitores, Damaſus, aus der Partey/ die den Arianern zuwieder war/ und Urſicinus, oder Urſinus, wie ihn an- dre nennen (muthmaßlich iſt es der vorgemeldte Urſatius] aus der andern faction: Die Geiſtlichen und Zuhoͤrer theilten ſich/ und es kam darauff an/ wer den groͤſten Anhang haben wuͤr- de. Damaſo fielen die meiſten zu/ Urſicinus aber uͤberfiel ihn mit den ſeinen in der Kirche Sicinnii, da es an ein ſolch Metzeln gieng/ daß in einem Tag 137. ermordete darinnen ge- funden worden. Endlich behielt jener die Oberhand/ und ver- folgte die andre Partey moͤglichſt/ verdammte auch den verſtor- benen Liberium; Er ſelbſt aber ward des Ehebruchs/ wie ein Paͤbſtiſcher Scribent ſagt/ uͤberwieſen. Th. Engel- huſi 9 Chron. p. 96. Obiges haͤtte ſich noch entſchuldigen laſſen/ weil zum wenigſten auf einer ſeite etwas vom Eyffer vor die reine Religion ſich dabey haͤtte finden koͤnnen Allein die folgenden Haͤndel machen die Sa- che klaͤhrer. Jm Jahr 420. da der Pabſt Zoſimus verſchieden war/ entſtund ein neuer Lermen: So wohl Bonifacius, eines Roͤmiſchen Clerici Sohn/ als Eulalius, trachteten nach der Roͤmiſchen Jnful/ und die Stadt und Cleriſey hatte ſich zwi- ſchen ſie getheilet; ieder hatte ſeine Haupt-Kirche: Endlich mu- ſte der Kaͤyſer dareingreiffen und beyden befehlen/ aus Rom zu weichen: Der letztere war ſo erpicht auff dieſe Wuͤrde/ daß er/ un- geacht

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/97>, abgerufen am 23.11.2024.