Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. Berengar nach Monte Feretro zu/ kam darauff nach Rom/und ward daselbst von dem jungen Pabst Johanne zum Römi- schen Käyser gekröhnet/ von welcher Zeit er auch den Titul Im- perator Augustus gebraucht hat. Von Rom begab er sich nach Pavia, dieses übernommene neue Reich in guten Stand zu setzen. Jndessen aber war das wanckelmüthige Rom/ das noch so gar viel von den Huren-Sitten hatte/ schon anders Sinnes worden/ vornehmlich aber wolte es dem hitzigen Pabst nicht ge- fallen/ daß der Käyser sich des Regiments in Jtalien zu sehr an- nahm/ und die Deutschen sich so fest setzten. Ob nun gleich Ot- to der Römischen Kirche viel geschencket/ war doch hier keine Danckbarkeit zu hoffen/ sondern der Pabst dachte nur darauff/ wie er Berengarn wieder auffhelffen möchte/ damit zum wenig- sten einer den andern auffrieb: Er schickte demnach Bothen nach Frassinetto an Adelberten/ und berieff ihn nach Rom. Ot- to vernahm dieses/ lachte aber darüber/ und hielte es vor kindi- sche Anschläge/ in der Hoffnung/ ein reifferes Alter würde den Pabst wohl klüger machen. XII. Dieser aber blieb auff seinem Sinn/ und als der Käy-An. 963. in K 3
Huren-Regiment. Berengar nach Monte Feretro zu/ kam darauff nach Rom/und ward daſelbſt von dem jungen Pabſt Johanne zum Roͤmi- ſchen Kaͤyſer gekroͤhnet/ von welcher Zeit er auch den Titul Im- perator Auguſtus gebraucht hat. Von Rom begab er ſich nach Pavia, dieſes uͤbernommene neue Reich in guten Stand zu ſetzen. Jndeſſen aber war das wanckelmuͤthige Rom/ das noch ſo gar viel von den Huren-Sitten hatte/ ſchon anders Sinnes worden/ vornehmlich aber wolte es dem hitzigen Pabſt nicht ge- fallen/ daß der Kaͤyſer ſich des Regiments in Jtalien zu ſehr an- nahm/ und die Deutſchen ſich ſo feſt ſetzten. Ob nun gleich Ot- to der Roͤmiſchen Kirche viel geſchencket/ war doch hier keine Danckbarkeit zu hoffen/ ſondern der Pabſt dachte nur darauff/ wie er Berengarn wieder auffhelffen moͤchte/ damit zum wenig- ſten einer den andern auffrieb: Er ſchickte demnach Bothen nach Frasſinetto an Adelberten/ und berieff ihn nach Rom. Ot- to vernahm dieſes/ lachte aber daruͤber/ und hielte es vor kindi- ſche Anſchlaͤge/ in der Hoffnung/ ein reifferes Alter wuͤrde den Pabſt wohl kluͤger machen. XII. Dieſer aber blieb auff ſeinem Sinn/ und als der Kaͤy-An. 963. in K 3
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Huren-Regiment.
Berengar nach Monte Feretro zu/ kam darauff nach Rom/
und ward daſelbſt von dem jungen Pabſt Johanne zum Roͤmi-
ſchen Kaͤyſer gekroͤhnet/ von welcher Zeit er auch den Titul Im-
perator Auguſtus gebraucht hat. Von Rom begab er ſich
nach Pavia, dieſes uͤbernommene neue Reich in guten Stand zu
ſetzen. Jndeſſen aber war das wanckelmuͤthige Rom/ das noch
ſo gar viel von den Huren-Sitten hatte/ ſchon anders Sinnes
worden/ vornehmlich aber wolte es dem hitzigen Pabſt nicht ge-
fallen/ daß der Kaͤyſer ſich des Regiments in Jtalien zu ſehr an-
nahm/ und die Deutſchen ſich ſo feſt ſetzten. Ob nun gleich Ot-
to der Roͤmiſchen Kirche viel geſchencket/ war doch hier keine
Danckbarkeit zu hoffen/ ſondern der Pabſt dachte nur darauff/
wie er Berengarn wieder auffhelffen moͤchte/ damit zum wenig-
ſten einer den andern auffrieb: Er ſchickte demnach Bothen
nach Frasſinetto an Adelberten/ und berieff ihn nach Rom. Ot-
to vernahm dieſes/ lachte aber daruͤber/ und hielte es vor kindi-
ſche Anſchlaͤge/ in der Hoffnung/ ein reifferes Alter wuͤrde den
Pabſt wohl kluͤger machen.
XII.
Dieſer aber blieb auff ſeinem Sinn/ und als der Kaͤy-
ſer Berengarn zu Monte Feretro belagerte/ ſchickte er unter dem
Schein aller Liebe zwey Cardinaͤle/ Leonem und Johannem/
zu ihm in das Lager: Seine Untreue aber ward mit gleicher
Muͤntze bezahlt; Denn dieſe und andre groſſe Praͤlaten/ welche
des Pabſts ſchaͤndliches Leben mit Abſcheu anſahen/ entdeckten
dem Kaͤyſer/ daß Adelbert allbereit zu Rom/ und alles zum
Auffſtand fertig waͤre/ baten auch/ man moͤchte ſie von dieſem
frechen Juͤngling/ und ſeinem Regiment/ daß er mit den Huren
theilte/ erloͤſen. Denn er hatte ſich dieſem ſchnoͤden Volck/ wo-
raus er ſeinen Urſprung hatte/ voͤllig ergeben/ und waren unter
ſeinen Concubinen ſonderlich die Stephana, derer Schweſter
bey ſeinem Vater/ dem Buͤrgemeiſter Alberich/ eben dieſe un-
nuͤtze Stelle verſehen/ und die Raineria, von welchen man da-
mahls oͤffentlich vorgab/ daß ſie das Regiment in Rom fuͤhre-
ten. Demnach verließ der Kaͤyſer die Belaͤgerung/ und kam
in
An. 963.
Ex Luit-
prando Mor-
næus Hiſt.
Pap. p. 455.
456.
K 3
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Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/87>, abgerufen am 06.07.2024. |