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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
verursachte. Ludolff brachte nun seinen Fehler in Jtalien wie-
der ein/ ja er siegte endlich gar in einem Haubt-Treffen/ und
nahm Berengarn die meisten Städte/ welche es am treuesten
mit ihm gehalten. Dessen Bruder/ der gefangene Wilhelm/
erlangte auch endlich aus grosser Lindigkeit des Königs seine
Freyheit/ er wolte aber selbst nicht eher das Gefängniß verlas-
sen/ biß er das angefangene Psalter-Buch verfertiget. Jnzwi-
schen siegten die Königlichen Deutschen Waffen unter Anfüh-
Ditmarus
L. II. p.
24.
rung des tapffern Hertzogs Hermann Billings wieder die Re-
der-Wenden/ die von dem abtrünnigen Graffen Wichmann
auffgebracht waren: Sie verlohren ihren Fürsten Stoigneum,
und wurden zu ziemlichen Gehorsam gebracht.

IX.
An. 957.

Jm folgenden Jahr starb Ludolph in Jtalien/ und ward
von seinem Königlichen Vater/ ungeacht seines vorigen grossen
Versehens/ sehr betrauret. Man begrub ihn zu Mäyntz/ und
war sein Glück/ daß er sein vormahls mit Auffruhr beflecktes Le-
ben noch unter rechtmäßigen Sieges-Krohnen schliessen konn-
te. Gleichwohl aber wolten diese Schläge der Göttlichen Ge-
rechtigkeit seinen Bruder Wilhelmen noch nicht bessern/ welcher
in seinem ersten Sinn/ ob ihm schon die Hände gebunden wa-
ren/ verharrete; da hergegen dessen Vetter/ der Ertzbischof Bru-
no
in Bekehrung der Normannen löblich beschäfftiget war. Jn
Jtalien hatte Berengar durch Ludolphs Todt wieder Luft be-
kommen: Es war das Hertzogthum Spoleto damahls vacant,
und die Römer hatten sich dessen angemasset/ als ihres Eigen-
thums; Berengar aber grieff sie deßwegen mit Krieg an/ und
brachte es nebst andern schönen Ländern des Römischen Staats
An. 958.
Frodoard.
ad h. a.
an sich. Damahls lehnte sich Raginer/ Graff zu Mons im
Lotharischen Reich/ ein naher Anverwandter des ehemahligen
Hertzogs Giselberts/ wieder König Otten auff/ er ward aber
bald zum Gehorsam gebracht/ zumahl da das damahlige Regi-
ment in West-Franckreich zu lauter Ruhe geneigt war. Jch
kan hierbey folgenden zu unsern Huren-Regiment gar schickli-
chen Streich nicht übergehen. Petrus/ der Hertzog zu Vene-

dig/

Roͤmiſches
verurſachte. Ludolff brachte nun ſeinen Fehler in Jtalien wie-
der ein/ ja er ſiegte endlich gar in einem Haubt-Treffen/ und
nahm Berengarn die meiſten Staͤdte/ welche es am treueſten
mit ihm gehalten. Deſſen Bruder/ der gefangene Wilhelm/
erlangte auch endlich aus groſſer Lindigkeit des Koͤnigs ſeine
Freyheit/ er wolte aber ſelbſt nicht eher das Gefaͤngniß verlaſ-
ſen/ biß er das angefangene Pſalter-Buch verfertiget. Jnzwi-
ſchen ſiegten die Koͤniglichen Deutſchen Waffen unter Anfuͤh-
Ditmarus
L. II. p.
24.
rung des tapffern Hertzogs Hermann Billings wieder die Re-
der-Wenden/ die von dem abtruͤnnigen Graffen Wichmann
auffgebracht waren: Sie verlohren ihren Fuͤrſten Stoigneum,
und wurden zu ziemlichen Gehorſam gebracht.

IX.
An. 957.

Jm folgenden Jahr ſtarb Ludolph in Jtalien/ und ward
von ſeinem Koͤniglichen Vater/ ungeacht ſeines vorigen groſſen
Verſehens/ ſehr betrauret. Man begrub ihn zu Maͤyntz/ und
war ſein Gluͤck/ daß er ſein vormahls mit Auffruhr beflecktes Le-
ben noch unter rechtmaͤßigen Sieges-Krohnen ſchlieſſen konn-
te. Gleichwohl aber wolten dieſe Schlaͤge der Goͤttlichen Ge-
rechtigkeit ſeinen Bruder Wilhelmen noch nicht beſſern/ welcher
in ſeinem erſten Sinn/ ob ihm ſchon die Haͤnde gebunden wa-
ren/ verharrete; da hergegen deſſen Vetter/ der Ertzbiſchof Bru-
no
in Bekehrung der Normannen loͤblich beſchaͤfftiget war. Jn
Jtalien hatte Berengar durch Ludolphs Todt wieder Luft be-
kommen: Es war das Hertzogthum Spoleto damahls vacant,
und die Roͤmer hatten ſich deſſen angemaſſet/ als ihres Eigen-
thums; Berengar aber grieff ſie deßwegen mit Krieg an/ und
brachte es nebſt andern ſchoͤnen Laͤndern des Roͤmiſchen Staats
An. 958.
Frodoard.
ad h. a.
an ſich. Damahls lehnte ſich Raginer/ Graff zu Mons im
Lothariſchen Reich/ ein naher Anverwandter des ehemahligen
Hertzogs Giſelberts/ wieder Koͤnig Otten auff/ er ward aber
bald zum Gehorſam gebracht/ zumahl da das damahlige Regi-
ment in Weſt-Franckreich zu lauter Ruhe geneigt war. Jch
kan hierbey folgenden zu unſern Huren-Regiment gar ſchickli-
chen Streich nicht uͤbergehen. Petrus/ der Hertzog zu Vene-

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[74/0084] Roͤmiſches verurſachte. Ludolff brachte nun ſeinen Fehler in Jtalien wie- der ein/ ja er ſiegte endlich gar in einem Haubt-Treffen/ und nahm Berengarn die meiſten Staͤdte/ welche es am treueſten mit ihm gehalten. Deſſen Bruder/ der gefangene Wilhelm/ erlangte auch endlich aus groſſer Lindigkeit des Koͤnigs ſeine Freyheit/ er wolte aber ſelbſt nicht eher das Gefaͤngniß verlaſ- ſen/ biß er das angefangene Pſalter-Buch verfertiget. Jnzwi- ſchen ſiegten die Koͤniglichen Deutſchen Waffen unter Anfuͤh- rung des tapffern Hertzogs Hermann Billings wieder die Re- der-Wenden/ die von dem abtruͤnnigen Graffen Wichmann auffgebracht waren: Sie verlohren ihren Fuͤrſten Stoigneum, und wurden zu ziemlichen Gehorſam gebracht. Ditmarus L. II. p. 24. IX. Jm folgenden Jahr ſtarb Ludolph in Jtalien/ und ward von ſeinem Koͤniglichen Vater/ ungeacht ſeines vorigen groſſen Verſehens/ ſehr betrauret. Man begrub ihn zu Maͤyntz/ und war ſein Gluͤck/ daß er ſein vormahls mit Auffruhr beflecktes Le- ben noch unter rechtmaͤßigen Sieges-Krohnen ſchlieſſen konn- te. Gleichwohl aber wolten dieſe Schlaͤge der Goͤttlichen Ge- rechtigkeit ſeinen Bruder Wilhelmen noch nicht beſſern/ welcher in ſeinem erſten Sinn/ ob ihm ſchon die Haͤnde gebunden wa- ren/ verharrete; da hergegen deſſen Vetter/ der Ertzbiſchof Bru- no in Bekehrung der Normannen loͤblich beſchaͤfftiget war. Jn Jtalien hatte Berengar durch Ludolphs Todt wieder Luft be- kommen: Es war das Hertzogthum Spoleto damahls vacant, und die Roͤmer hatten ſich deſſen angemaſſet/ als ihres Eigen- thums; Berengar aber grieff ſie deßwegen mit Krieg an/ und brachte es nebſt andern ſchoͤnen Laͤndern des Roͤmiſchen Staats an ſich. Damahls lehnte ſich Raginer/ Graff zu Mons im Lothariſchen Reich/ ein naher Anverwandter des ehemahligen Hertzogs Giſelberts/ wieder Koͤnig Otten auff/ er ward aber bald zum Gehorſam gebracht/ zumahl da das damahlige Regi- ment in Weſt-Franckreich zu lauter Ruhe geneigt war. Jch kan hierbey folgenden zu unſern Huren-Regiment gar ſchickli- chen Streich nicht uͤbergehen. Petrus/ der Hertzog zu Vene- dig/ An. 958. Frodoard. ad h. a.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/84>, abgerufen am 24.11.2024.