Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. aber gar anders/ und Lambert behielt die Oberhand: WorüberHugo so entrüstet ward/ daß er mit Gewalt zufuhr/ Lamberten gefangen nehmen/ und ihm die Augen ausstechen ließ/ wodurch Boso an seine Stelle zu der längst verlangten Toscanischen Marckgraffschafft kam. König Heinrich führte indeß seine siegende Waffen immer weiter fort/ und kam nun an diejenigen Slaven/ so an der Ost-See wohnen; unter welchen die westli- chen Obotriten genennet wurden/ und in den so ietzt genannten Mecklenburgischen Landen wohneten/ die östlichen aber Redarii und Tolenzi, so in dem ietzigen Vor-Pommern ihren Sitz hat- ten. Die Obotriten brachte er dahin/ daß ihr König die Christ- liche Religion annahm/ die übrigen aber/ so mit 200000. Mann wieder ihn gezogen waren/ überwand er durch seine Generalen/ Bernharden und Dittmarn/ völlig. Gedachter große König wolte nun auch seine Danckbarkeit gegen GOtt bey so vielen Glück sehen lassen/ daher er nicht nur das Fürstliche Stifft Qvedlinburg und das berübmte Kloster Poletha anrichtete/ und in selbem seine eigene Prinzeßin zur ersten Abbatißin setzte/ son- dern auch den Anfang zu denen drey Bischthümern/ Meissen/ Mersburg und Zeitz gemacht hat. XX. So feste als Hugo in Jtalien zu sitzen vermeinte/ so den H
Huren-Regiment. aber gar anders/ und Lambert behielt die Oberhand: WoruͤberHugo ſo entruͤſtet ward/ daß er mit Gewalt zufuhr/ Lamberten gefangen nehmen/ und ihm die Augen ausſtechen ließ/ wodurch Boſo an ſeine Stelle zu der laͤngſt verlangten Toſcaniſchen Marckgraffſchafft kam. Koͤnig Heinrich fuͤhrte indeß ſeine ſiegende Waffen immer weiter fort/ und kam nun an diejenigen Slaven/ ſo an der Oſt-See wohnen; unter welchen die weſtli- chen Obotriten genennet wurden/ und in den ſo ietzt genannten Mecklenburgiſchen Landen wohneten/ die oͤſtlichen aber Redarii und Tolenzi, ſo in dem ietzigen Vor-Pommern ihren Sitz hat- ten. Die Obotriten brachte er dahin/ daß ihr Koͤnig die Chriſt- liche Religion annahm/ die uͤbrigen aber/ ſo mit 200000. Mann wieder ihn gezogen waren/ uͤberwand er durch ſeine Generalen/ Bernharden und Dittmarn/ voͤllig. Gedachter große Koͤnig wolte nun auch ſeine Danckbarkeit gegen GOtt bey ſo vielen Gluͤck ſehen laſſen/ daher er nicht nur das Fuͤrſtliche Stifft Qvedlinburg und das beruͤbmte Kloſter Poletha anrichtete/ und in ſelbem ſeine eigene Prinzeßin zur erſten Abbatißin ſetzte/ ſon- dern auch den Anfang zu denen drey Biſchthuͤmern/ Meiſſen/ Mersburg und Zeitz gemacht hat. XX. So feſte als Hugo in Jtalien zu ſitzen vermeinte/ ſo den H
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Huren-Regiment.
aber gar anders/ und Lambert behielt die Oberhand: Woruͤber
Hugo ſo entruͤſtet ward/ daß er mit Gewalt zufuhr/ Lamberten
gefangen nehmen/ und ihm die Augen ausſtechen ließ/ wodurch
Boſo an ſeine Stelle zu der laͤngſt verlangten Toſcaniſchen
Marckgraffſchafft kam. Koͤnig Heinrich fuͤhrte indeß ſeine
ſiegende Waffen immer weiter fort/ und kam nun an diejenigen
Slaven/ ſo an der Oſt-See wohnen; unter welchen die weſtli-
chen Obotriten genennet wurden/ und in den ſo ietzt genannten
Mecklenburgiſchen Landen wohneten/ die oͤſtlichen aber Redarii
und Tolenzi, ſo in dem ietzigen Vor-Pommern ihren Sitz hat-
ten. Die Obotriten brachte er dahin/ daß ihr Koͤnig die Chriſt-
liche Religion annahm/ die uͤbrigen aber/ ſo mit 200000. Mann
wieder ihn gezogen waren/ uͤberwand er durch ſeine Generalen/
Bernharden und Dittmarn/ voͤllig. Gedachter große Koͤnig
wolte nun auch ſeine Danckbarkeit gegen GOtt bey ſo vielen
Gluͤck ſehen laſſen/ daher er nicht nur das Fuͤrſtliche Stifft
Qvedlinburg und das beruͤbmte Kloſter Poletha anrichtete/ und
in ſelbem ſeine eigene Prinzeßin zur erſten Abbatißin ſetzte/ ſon-
dern auch den Anfang zu denen drey Biſchthuͤmern/ Meiſſen/
Mersburg und Zeitz gemacht hat.
XX.
So feſte als Hugo in Jtalien zu ſitzen vermeinte/ ſo
bald aͤnderte es ſich. Denn obige an Marckgraffen Lamber-
ten erwieſene Ungerechtigkeit/ ingleichen ſein unzuͤchtiges Leben/
machten ihn uͤberall verhaſſet. Er hatte der Concubinen eine
groſſe Menge/ und fieng mit ihnen ſo wunderliche Haͤndel an/
daß ſie ſich nirgends beſſer als in dieſes Seculum ſchickten. Die
vornehmſten waren Bezola, welcher er oͤffentlich den Nahmen
der neuen Venus gab/ Roſa, eines Koͤniglichen Richters zu Pa-
via Tochter/ welcher er den Nahmen Juno beylegte/ Stephana,
eine Roͤmerin/ welche er die Semele ſeiner Zeit nennete/ Wen-
delmunde/ und viel andre: Mit der Bezola hat er Boſonem,
und eine Tochter Bertha erzeuget/ die hernach wegen ihrer
Schoͤnheit das Gluͤck hatte/ dem Kaͤyſer zu Conſtantinopel
vermaͤhlet zu werden/ mit Wendelmunden aber/ Humberten/
den
Cuſpinian.
ad h. a. Ba-
læus de
Script. Angl.
p. 130.
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