Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung zur
Niemägen ausgebreitet/ und gehörte darzu das meiste vom je-
tzigen Holland/ Frießland/ das Oldenburgische/ Bremische und
Diethmarschen. Das Sächsische/ welches eigentlich kein Kö-
nigreich war/ hatte von langer Zeit her seine besondere Fürsten
gehabt/ biß Carolus M. den letzten/ Wittekind, völlig überwun-
den. Darzu gehörten Holstein/ Westphalen/ und die Ober-
sächsischen Länder. Diese sämtlichen Reiche vereinigte Caro-
lus M.
daß ein Königreich daraus wurde/ welches sein ältester
Sohn Carolus, so lang er lebte/ beherrschet/ und nach ihm der
andre/ Käyser Ludwig: Dessen andrer Sohn Ludovicus Ger-
manicus
hatte es auff gleiche Art/ und richtete es recht ein; sei-
ne drey Söhne aber/ Carlomann, Ludwig/ und Carl der Dicke
theilten es also/ daß der erste das Bäyerische/ der andre das
Fränckische/ und der dritte das Schwäbische Reich besaß/ das
Friesische und Sächsische blieben vermuthlich dem ältesten/ sie
kamen aber endlich alle an Carl den Dicken/ Arnolphum und
dessen Sohn Ludovicum. Und nachher ist solches Königreich
jederzeit beysammen blieben/ und die 4. Stücke desselben durch
die Fränckischen/ Bäyerischen/ Sächsischen und Schwäbischen
Herzoge regieret worden/ welche die rudera der alten König-
reiche besassen. Da aber mit Ludovico der Deutsche Caroli-
ni
sche Stamm absturb/ ward dieses Reich recht frey/ wehlte
selbst seine Könige/ Conradum I. Henricum I. und so fort. Ob es
nun gleich viel Veränderungen hat erdulten müssen/ und durch
Erhöhung der Herzoge/ Marckgraffen/ Graffen/ Reichs-Städte
&c. fast alle Domanial-Güter verlohren hat/ so stehet es den-
noch/ und muß mit dem Käyserthum nicht vermischet werden.

Last uns nun zu den kleinern Reichen schreiten: Das Thü-
ringische Reich
/ welches vom dritten Sec. her bekannt ist/ hatte
im fünfften Sec. einen ziemlichen Umbfang: die Länge erstreckte
sich von der Milde und Pleiße biß zur Fulde und Lohn/ und
die Breite vom Mäyn biß zu der Bode/ dem Ocker und der Aller/
daß es also alles/ was hernach Osterland/ Thüringen/ der Hartz/
und Henneberg genennet worden/ auch einen großen Theil des

Fran-

Einleitung zur
Niemaͤgen ausgebreitet/ und gehoͤrte darzu das meiſte vom je-
tzigen Holland/ Frießland/ das Oldenburgiſche/ Bremiſche und
Diethmarſchen. Das Saͤchſiſche/ welches eigentlich kein Koͤ-
nigreich war/ hatte von langer Zeit her ſeine beſondere Fuͤrſten
gehabt/ biß Carolus M. den letzten/ Wittekind, voͤllig uͤberwun-
den. Darzu gehoͤrten Holſtein/ Weſtphalen/ und die Ober-
ſaͤchſiſchen Laͤnder. Dieſe ſaͤmtlichen Reiche vereinigte Caro-
lus M.
daß ein Koͤnigreich daraus wurde/ welches ſein aͤlteſter
Sohn Carolus, ſo lang er lebte/ beherrſchet/ und nach ihm der
andre/ Kaͤyſer Ludwig: Deſſen andrer Sohn Ludovicus Ger-
manicus
hatte es auff gleiche Art/ und richtete es recht ein; ſei-
ne drey Soͤhne aber/ Carlomann, Ludwig/ und Carl der Dicke
theilten es alſo/ daß der erſte das Baͤyeriſche/ der andre das
Fraͤnckiſche/ und der dritte das Schwaͤbiſche Reich beſaß/ das
Frieſiſche und Saͤchſiſche blieben vermuthlich dem aͤlteſten/ ſie
kamen aber endlich alle an Carl den Dicken/ Arnolphum und
deſſen Sohn Ludovicum. Und nachher iſt ſolches Koͤnigreich
jederzeit beyſammen blieben/ und die 4. Stuͤcke deſſelben durch
die Fraͤnckiſchen/ Baͤyeriſchen/ Saͤchſiſchen und Schwaͤbiſchen
Herzoge regieret worden/ welche die rudera der alten Koͤnig-
reiche beſaſſen. Da aber mit Ludovico der Deutſche Caroli-
ni
ſche Stamm abſturb/ ward dieſes Reich recht frey/ wehlte
ſelbſt ſeine Koͤnige/ Conradum I. Henricum I. und ſo fort. Ob es
nun gleich viel Veraͤnderungen hat erdulten muͤſſen/ und durch
Erhoͤhung der Herzoge/ Marckgraffen/ Graffen/ Reichs-Staͤdte
&c. faſt alle Domanial-Guͤter verlohren hat/ ſo ſtehet es den-
noch/ und muß mit dem Kaͤyſerthum nicht vermiſchet werden.

Laſt uns nun zu den kleinern Reichen ſchreiten: Das Thuͤ-
ringiſche Reich
/ welches vom dritten Sec. her bekannt iſt/ hatte
im fuͤnfften Sec. einen ziemlichen Umbfang: die Laͤnge erſtreckte
ſich von der Milde und Pleiße biß zur Fulde und Lohn/ und
die Breite vom Maͤyn biß zu der Bode/ dem Ocker und der Aller/
daß es alſo alles/ was hernach Oſterland/ Thuͤringen/ der Haꝛtz/
und Henneberg genennet worden/ auch einen großen Theil des

Fran-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0324" n="306"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung zur</hi></fw><lb/>
Niema&#x0364;gen ausgebreitet/ und geho&#x0364;rte darzu das mei&#x017F;te vom je-<lb/>
tzigen Holland/ Frießland/ das Oldenburgi&#x017F;che/ Bremi&#x017F;che und<lb/>
Diethmar&#x017F;chen. Das <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che</hi>/ welches eigentlich kein Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich war/ hatte von langer Zeit her &#x017F;eine be&#x017F;ondere Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
gehabt/ biß <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi> den letzten/ <hi rendition="#aq">Wittekind,</hi> vo&#x0364;llig u&#x0364;berwun-<lb/>
den. Darzu geho&#x0364;rten Hol&#x017F;tein/ We&#x017F;tphalen/ und die Ober-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen La&#x0364;nder. Die&#x017F;e &#x017F;a&#x0364;mtlichen Reiche vereinigte <hi rendition="#aq">Caro-<lb/>
lus M.</hi> daß ein Ko&#x0364;nigreich daraus wurde/ welches &#x017F;ein a&#x0364;lte&#x017F;ter<lb/>
Sohn <hi rendition="#aq">Carolus,</hi> &#x017F;o lang er lebte/ beherr&#x017F;chet/ und nach ihm der<lb/>
andre/ Ka&#x0364;y&#x017F;er Ludwig: De&#x017F;&#x017F;en andrer Sohn <hi rendition="#aq">Ludovicus Ger-<lb/>
manicus</hi> hatte es auff gleiche Art/ und richtete es recht ein; &#x017F;ei-<lb/>
ne drey So&#x0364;hne aber/ <hi rendition="#aq">Carlomann,</hi> Ludwig/ und Carl der Dicke<lb/>
theilten es al&#x017F;o/ daß der er&#x017F;te das Ba&#x0364;yeri&#x017F;che/ der andre das<lb/>
Fra&#x0364;ncki&#x017F;che/ und der dritte das Schwa&#x0364;bi&#x017F;che Reich be&#x017F;aß/ das<lb/>
Frie&#x017F;i&#x017F;che und Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che blieben vermuthlich dem a&#x0364;lte&#x017F;ten/ &#x017F;ie<lb/>
kamen aber endlich alle an Carl den Dicken/ <hi rendition="#aq">Arnolphum</hi> und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Sohn <hi rendition="#aq">Ludovicum.</hi> Und nachher i&#x017F;t &#x017F;olches Ko&#x0364;nigreich<lb/>
jederzeit bey&#x017F;ammen blieben/ und die 4. Stu&#x0364;cke de&#x017F;&#x017F;elben durch<lb/>
die Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen/ Ba&#x0364;yeri&#x017F;chen/ Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen und Schwa&#x0364;bi&#x017F;chen<lb/>
Herzoge regieret worden/ welche die <hi rendition="#aq">rudera</hi> der alten Ko&#x0364;nig-<lb/>
reiche be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en. Da aber mit <hi rendition="#aq">Ludovico</hi> der Deut&#x017F;che <hi rendition="#aq">Caroli-<lb/>
ni</hi>&#x017F;che Stamm ab&#x017F;turb/ ward die&#x017F;es Reich recht frey/ wehlte<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine Ko&#x0364;nige/ <hi rendition="#aq">Conradum I. Henricum I.</hi> und &#x017F;o fort. Ob es<lb/>
nun gleich viel Vera&#x0364;nderungen hat erdulten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und durch<lb/>
Erho&#x0364;hung der Herzoge/ Marckgraffen/ Graffen/ Reichs-Sta&#x0364;dte<lb/><hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> fa&#x017F;t alle <hi rendition="#aq">Domanial-</hi>Gu&#x0364;ter verlohren hat/ &#x017F;o &#x017F;tehet es den-<lb/>
noch/ und muß mit dem Ka&#x0364;y&#x017F;erthum nicht vermi&#x017F;chet werden.</p><lb/>
          <p>La&#x017F;t uns nun zu den kleinern Reichen &#x017F;chreiten: Das <hi rendition="#fr">Thu&#x0364;-<lb/>
ringi&#x017F;che Reich</hi>/ welches vom dritten <hi rendition="#aq">Sec.</hi> her bekannt i&#x017F;t/ hatte<lb/>
im fu&#x0364;nfften <hi rendition="#aq">Sec.</hi> einen ziemlichen Umbfang: die La&#x0364;nge er&#x017F;treckte<lb/>
&#x017F;ich von der Milde und Pleiße biß zur Fulde und Lohn/ und<lb/>
die Breite vom Ma&#x0364;yn biß zu der Bode/ dem Ocker und der Aller/<lb/>
daß es al&#x017F;o alles/ was hernach O&#x017F;terland/ Thu&#x0364;ringen/ der Ha&#xA75B;tz/<lb/>
und Henneberg genennet worden/ auch einen großen Theil des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fran-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0324] Einleitung zur Niemaͤgen ausgebreitet/ und gehoͤrte darzu das meiſte vom je- tzigen Holland/ Frießland/ das Oldenburgiſche/ Bremiſche und Diethmarſchen. Das Saͤchſiſche/ welches eigentlich kein Koͤ- nigreich war/ hatte von langer Zeit her ſeine beſondere Fuͤrſten gehabt/ biß Carolus M. den letzten/ Wittekind, voͤllig uͤberwun- den. Darzu gehoͤrten Holſtein/ Weſtphalen/ und die Ober- ſaͤchſiſchen Laͤnder. Dieſe ſaͤmtlichen Reiche vereinigte Caro- lus M. daß ein Koͤnigreich daraus wurde/ welches ſein aͤlteſter Sohn Carolus, ſo lang er lebte/ beherrſchet/ und nach ihm der andre/ Kaͤyſer Ludwig: Deſſen andrer Sohn Ludovicus Ger- manicus hatte es auff gleiche Art/ und richtete es recht ein; ſei- ne drey Soͤhne aber/ Carlomann, Ludwig/ und Carl der Dicke theilten es alſo/ daß der erſte das Baͤyeriſche/ der andre das Fraͤnckiſche/ und der dritte das Schwaͤbiſche Reich beſaß/ das Frieſiſche und Saͤchſiſche blieben vermuthlich dem aͤlteſten/ ſie kamen aber endlich alle an Carl den Dicken/ Arnolphum und deſſen Sohn Ludovicum. Und nachher iſt ſolches Koͤnigreich jederzeit beyſammen blieben/ und die 4. Stuͤcke deſſelben durch die Fraͤnckiſchen/ Baͤyeriſchen/ Saͤchſiſchen und Schwaͤbiſchen Herzoge regieret worden/ welche die rudera der alten Koͤnig- reiche beſaſſen. Da aber mit Ludovico der Deutſche Caroli- niſche Stamm abſturb/ ward dieſes Reich recht frey/ wehlte ſelbſt ſeine Koͤnige/ Conradum I. Henricum I. und ſo fort. Ob es nun gleich viel Veraͤnderungen hat erdulten muͤſſen/ und durch Erhoͤhung der Herzoge/ Marckgraffen/ Graffen/ Reichs-Staͤdte &c. faſt alle Domanial-Guͤter verlohren hat/ ſo ſtehet es den- noch/ und muß mit dem Kaͤyſerthum nicht vermiſchet werden. Laſt uns nun zu den kleinern Reichen ſchreiten: Das Thuͤ- ringiſche Reich/ welches vom dritten Sec. her bekannt iſt/ hatte im fuͤnfften Sec. einen ziemlichen Umbfang: die Laͤnge erſtreckte ſich von der Milde und Pleiße biß zur Fulde und Lohn/ und die Breite vom Maͤyn biß zu der Bode/ dem Ocker und der Aller/ daß es alſo alles/ was hernach Oſterland/ Thuͤringen/ der Haꝛtz/ und Henneberg genennet worden/ auch einen großen Theil des Fran-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/324
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/324>, abgerufen am 23.11.2024.