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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
daß alles/ was derselbe geordnet/ unwiedersprechlich müsse gehal-Gratian. D.
19. C. Enim-
vero.

ten werden. Nach dessen Todt gieng der Lermen zu Rom erst
recht an/ da unter andern sich drey grosse Praetendenten zur
Päbstlichen Würde angaben/ nemlich der Cardinal Sergius,
Formosus
Bischoff zu Porto, und Stephanus zu Anagnia. Die
Tusculanische Rotte wolte den ersten/ als ihren Anverwandten/
durchaus erhaben wissen/ wobey der Marck graff Adelbert/ die
unzüchtige Theodora und ihre Töchter keine Mühe spareten.Sigon. p 141.
Ja der vermeinte Käyser Guido selbst/ als dieser familie hoch
verbunden/ satzte das seinige bey. Allein des Mannes meriten
waren so schlecht/ und sein übles Leben mit der Marozia so be-
kannt/ daß diejenigen/ so noch einen Funcken der Erbarkeit heg-
ten/ ihm nicht zustimmen konten. Formosus machte sich dieses
wohl zu Nutze/ und wendete alle seine politische Klugheit an/ ließ
es auch/ wie ein gewisser Scribent berichtet/ an GeschenckenJo. Marius
de Schism.
Part. III. c.
2.

nicht fehlen/ daß er die meisten aus der Clerisey/ unter andern
Romanum, des ehemahligen Pabsts Marini Bruder/ auff seine
Seite brachte. Die Tusculanische faction vermeinte bey sol-
cher Zerrüttung mit Gewalt durch zu dringen/ führte am sechsten
Tag nach Stephani Todt ihren Candidaten in die VaticanischePlatina p. 113.
Kirche/ und wolte ihn schon zur consecration auff den Altar se-
tzen; Als Formosus mit den seinigen gleichen Entschluß fas-
sete/ und sich auch daselbst mit grossem Gefolg einfand. Hier ging
es zuförderst an einen Wort-Streit: Die Sergianer bestunden
darauff/ Formosus könne wegen seines Eydes nicht Bischoff
werden; die Formosisten waren bald mit der Antwort fertig/
hievon habe ihn Pabst Martinus befreyet/ und sey er zum we-
nigsten würdiger/ als der Hurenjäger Sergius. Die letzten
bekahmen auch vom Volck Beyfall/ und wurden so starck/ daß
sie Sergium vom Altar rissen und Formosum einweiheten.

XVIII.

Sergius machte sich sonder säumen aus Rom zu dem
vermeinten Käyser Guidone, welcher sich solches sehr zu Gemüthe
gehen ließ/ iedoch in der Eyl nicht Rath schaffen konte/ sondern
die Römische Clerisey bey seiner schwachen Macht menagiren

muste.
C 3

Huren-Regiment.
daß alles/ was derſelbe geordnet/ unwiederſprechlich muͤſſe gehal-Gratian. D.
19. C. Enim-
vero.

ten werden. Nach deſſen Todt gieng der Lermen zu Rom erſt
recht an/ da unter andern ſich drey groſſe Prætendenten zur
Paͤbſtlichen Wuͤrde angaben/ nemlich der Cardinal Sergius,
Formoſus
Biſchoff zu Porto, und Stephanus zu Anagnia. Die
Tuſculaniſche Rotte wolte den erſten/ als ihren Anverwandten/
durchaus erhaben wiſſen/ wobey der Marck graff Adelbert/ die
unzuͤchtige Theodora und ihre Toͤchter keine Muͤhe ſpareten.Sigon. p 141.
Ja der vermeinte Kaͤyſer Guido ſelbſt/ als dieſer familie hoch
verbunden/ ſatzte das ſeinige bey. Allein des Mannes meriten
waren ſo ſchlecht/ und ſein uͤbles Leben mit der Marozia ſo be-
kannt/ daß diejenigen/ ſo noch einen Funcken der Erbarkeit heg-
ten/ ihm nicht zuſtimmen konten. Formoſus machte ſich dieſes
wohl zu Nutze/ und wendete alle ſeine politiſche Klugheit an/ ließ
es auch/ wie ein gewiſſer Scribent berichtet/ an GeſchenckenJo. Marius
de Schiſm.
Part. III. c.
2.

nicht fehlen/ daß er die meiſten aus der Cleriſey/ unter andern
Romanum, des ehemahligen Pabſts Marini Bruder/ auff ſeine
Seite brachte. Die Tuſculaniſche faction vermeinte bey ſol-
cher Zerruͤttung mit Gewalt durch zu dringen/ fuͤhrte am ſechſten
Tag nach Stephani Todt ihren Candidaten in die VaticaniſchePlatina p. 113.
Kirche/ und wolte ihn ſchon zur conſecration auff den Altar ſe-
tzen; Als Formoſus mit den ſeinigen gleichen Entſchluß faſ-
ſete/ und ſich auch daſelbſt mit groſſem Gefolg einfand. Hier ging
es zufoͤrderſt an einen Wort-Streit: Die Sergianer beſtunden
darauff/ Formoſus koͤnne wegen ſeines Eydes nicht Biſchoff
werden; die Formoſiſten waren bald mit der Antwort fertig/
hievon habe ihn Pabſt Martinus befreyet/ und ſey er zum we-
nigſten wuͤrdiger/ als der Hurenjaͤger Sergius. Die letzten
bekahmen auch vom Volck Beyfall/ und wurden ſo ſtarck/ daß
ſie Sergium vom Altar riſſen und Formoſum einweiheten.

XVIII.

Sergius machte ſich ſonder ſaͤumen aus Rom zu dem
vermeinten Kaͤyſer Guidone, welcher ſich ſolches ſehr zu Gemuͤthe
gehen ließ/ iedoch in der Eyl nicht Rath ſchaffen konte/ ſondern
die Roͤmiſche Cleriſey bey ſeiner ſchwachen Macht menagiren

muſte.
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[21/0031] Huren-Regiment. daß alles/ was derſelbe geordnet/ unwiederſprechlich muͤſſe gehal- ten werden. Nach deſſen Todt gieng der Lermen zu Rom erſt recht an/ da unter andern ſich drey groſſe Prætendenten zur Paͤbſtlichen Wuͤrde angaben/ nemlich der Cardinal Sergius, Formoſus Biſchoff zu Porto, und Stephanus zu Anagnia. Die Tuſculaniſche Rotte wolte den erſten/ als ihren Anverwandten/ durchaus erhaben wiſſen/ wobey der Marck graff Adelbert/ die unzuͤchtige Theodora und ihre Toͤchter keine Muͤhe ſpareten. Ja der vermeinte Kaͤyſer Guido ſelbſt/ als dieſer familie hoch verbunden/ ſatzte das ſeinige bey. Allein des Mannes meriten waren ſo ſchlecht/ und ſein uͤbles Leben mit der Marozia ſo be- kannt/ daß diejenigen/ ſo noch einen Funcken der Erbarkeit heg- ten/ ihm nicht zuſtimmen konten. Formoſus machte ſich dieſes wohl zu Nutze/ und wendete alle ſeine politiſche Klugheit an/ ließ es auch/ wie ein gewiſſer Scribent berichtet/ an Geſchencken nicht fehlen/ daß er die meiſten aus der Cleriſey/ unter andern Romanum, des ehemahligen Pabſts Marini Bruder/ auff ſeine Seite brachte. Die Tuſculaniſche faction vermeinte bey ſol- cher Zerruͤttung mit Gewalt durch zu dringen/ fuͤhrte am ſechſten Tag nach Stephani Todt ihren Candidaten in die Vaticaniſche Kirche/ und wolte ihn ſchon zur conſecration auff den Altar ſe- tzen; Als Formoſus mit den ſeinigen gleichen Entſchluß faſ- ſete/ und ſich auch daſelbſt mit groſſem Gefolg einfand. Hier ging es zufoͤrderſt an einen Wort-Streit: Die Sergianer beſtunden darauff/ Formoſus koͤnne wegen ſeines Eydes nicht Biſchoff werden; die Formoſiſten waren bald mit der Antwort fertig/ hievon habe ihn Pabſt Martinus befreyet/ und ſey er zum we- nigſten wuͤrdiger/ als der Hurenjaͤger Sergius. Die letzten bekahmen auch vom Volck Beyfall/ und wurden ſo ſtarck/ daß ſie Sergium vom Altar riſſen und Formoſum einweiheten. Gratian. D. 19. C. Enim- vero. Sigon. p 141. Jo. Marius de Schiſm. Part. III. c. 2. Platina p. 113. XVIII. Sergius machte ſich ſonder ſaͤumen aus Rom zu dem vermeinten Kaͤyſer Guidone, welcher ſich ſolches ſehr zu Gemuͤthe gehen ließ/ iedoch in der Eyl nicht Rath ſchaffen konte/ ſondern die Roͤmiſche Cleriſey bey ſeiner ſchwachen Macht menagiren muſte. C 3

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/31>, abgerufen am 21.11.2024.