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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur

Von den Deutsch-Sächßischen Annalibus ist folgendes
zu mercken. Die Sachßen wohnten unter der Fosorum oder
dergleichen Nahmen biß ins 5te Sec. an der Nieder-Elbe/ ie-
doch waren sie zur Seeschon sehr berühmt/ und hatten das Hol-
ländische Uffer besetzt/ nahmen darauff Ostphalen biß an die Bo-
de/ und Westphalen biß an die Rur ein/ brachten auch im 7den
Sec. Nortthüringen darzu. Sie hatten damahls zugleich 3 o-
der 4 Hertzoge/ nebst vielen mächtigen Land-Herren/ derglei-
chen Wittekind war/ welche/ wie Boeclerus erwiesen/ mit Un-
recht Könige genennet werden. Jm Anfang des 9. Sec. mu-
sten sie unter das Fränckische Joch/ aber so gelinde/ daß man
ihnen auch zuließ zuerst wieder eigene Herzoge zu machen/ welche
im 10den Sec. deutsche Käyser wurden/ u. in Nieder-Sachsen umb
die Elbe herumb ein besonderes Hertzogthum anrichteten/ wor-
zu auch Holstein gehörte; das obere aber an der Weser und
Ober-Elbe behielten ihre Erben/ wie der Herr Schurtzfleischius
und Meibomius wohl observiret haben; Und zu diesem wur-
den Meissen und die Marck Brandenburg/ hernach auch die
überwundenen Slavischen Länder/ sonderlich Pommern gezo-
gen. Da diese aussturben/ kamen beyde Herzogthümer zusam-
men auff Lotharium Supplinburgensem, Henricum Super-
bum
und Leonem, welche es so weit brachten/ daß die Fürsten in
Pommern u. Mecklenburg ihre Vasallen waren. Mit des letzten Fall
gieng eine grosse Veränderung vor: Denn erstlich wurden jene
Reichs-Fürsten/ hernach trennte sich Westphalen und der Nie-
der-Rhein von Sachßen/ und bekam der Ertzbischoff zu Cölln
die dasigen Hertzoglichen Güter nebst dem Titul des Hertzogs
von Engern und Westphalen/ die Bischoffe von Münster/ Pa-
derborn/ Osnabrück/ Minden und das Stifft Herford wurden
immer grösser/ die Graffen zu Cleve/ Berg/ Marck/ Lippe/
Oldenburg/ Ravensberg/ Arensberg/ Bentheim/ Tecklenburg/
Schauenburg/ Lingen/ Hoy/ Pyrmont/ Waldeck etc. bekamen auch
volle Gewalt/ und etliche Städte die Reichs-Freyheit/ biß endlich
die ersten Graffen gar Hertzoge wurden. Jn Saxonia Nord-

Al-
Einleitung zur

Von den Deutſch-Saͤchßiſchen Annalibus iſt folgendes
zu mercken. Die Sachßen wohnten unter der Foſorum oder
dergleichen Nahmen biß ins 5te Sec. an der Nieder-Elbe/ ie-
doch waren ſie zur Seeſchon ſehr beruͤhmt/ und hatten das Hol-
laͤndiſche Uffer beſetzt/ nahmen darauff Oſtphalen biß an die Bo-
de/ und Weſtphalen biß an die Rur ein/ brachten auch im 7den
Sec. Nortthuͤringen darzu. Sie hatten damahls zugleich 3 o-
der 4 Hertzoge/ nebſt vielen maͤchtigen Land-Herren/ derglei-
chen Wittekind war/ welche/ wie Boeclerus erwieſen/ mit Un-
recht Koͤnige genennet werden. Jm Anfang des 9. Sec. mu-
ſten ſie unter das Fraͤnckiſche Joch/ aber ſo gelinde/ daß man
ihnen auch zuließ zuerſt wieder eigene Herzoge zu machen/ welche
im 10den Sec. deutſche Kaͤyſer wurden/ u. in Nieder-Sachſen umb
die Elbe herumb ein beſonderes Hertzogthum anrichteten/ wor-
zu auch Holſtein gehoͤrte; das obere aber an der Weſer und
Ober-Elbe behielten ihre Erben/ wie der Herr Schurtzfleiſchius
und Meibomius wohl obſerviret haben; Und zu dieſem wur-
den Meiſſen und die Marck Brandenburg/ hernach auch die
uͤberwundenen Slaviſchen Laͤnder/ ſonderlich Pommern gezo-
gen. Da dieſe ausſturben/ kamen beyde Herzogthuͤmer zuſam-
men auff Lotharium Supplinburgenſem, Henricum Super-
bum
und Leonem, welche es ſo weit brachten/ daß die Fuͤrſten in
Pom̃ern u. Mecklenburg ihre Vaſallen waren. Mit des letzten Fall
gieng eine groſſe Veraͤnderung vor: Denn erſtlich wurden jene
Reichs-Fuͤrſten/ hernach trennte ſich Weſtphalen und der Nie-
der-Rhein von Sachßen/ und bekam der Ertzbiſchoff zu Coͤlln
die daſigen Hertzoglichen Guͤter nebſt dem Titul des Hertzogs
von Engern und Weſtphalen/ die Biſchoffe von Muͤnſter/ Pa-
derborn/ Oſnabruͤck/ Minden und das Stifft Herford wurden
immer groͤſſer/ die Graffen zu Cleve/ Berg/ Marck/ Lippe/
Oldenburg/ Ravensberg/ Arensberg/ Bentheim/ Tecklenburg/
Schauenburg/ Lingen/ Hoy/ Pyrmont/ Waldeck ꝛc. bekamẽ auch
volle Gewalt/ und etliche Staͤdte die Reichs-Freyheit/ biß endlich
die erſten Graffen gar Hertzoge wurden. Jn Saxonia Nord-

Al-
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[258/0276] Einleitung zur Von den Deutſch-Saͤchßiſchen Annalibus iſt folgendes zu mercken. Die Sachßen wohnten unter der Foſorum oder dergleichen Nahmen biß ins 5te Sec. an der Nieder-Elbe/ ie- doch waren ſie zur Seeſchon ſehr beruͤhmt/ und hatten das Hol- laͤndiſche Uffer beſetzt/ nahmen darauff Oſtphalen biß an die Bo- de/ und Weſtphalen biß an die Rur ein/ brachten auch im 7den Sec. Nortthuͤringen darzu. Sie hatten damahls zugleich 3 o- der 4 Hertzoge/ nebſt vielen maͤchtigen Land-Herren/ derglei- chen Wittekind war/ welche/ wie Boeclerus erwieſen/ mit Un- recht Koͤnige genennet werden. Jm Anfang des 9. Sec. mu- ſten ſie unter das Fraͤnckiſche Joch/ aber ſo gelinde/ daß man ihnen auch zuließ zuerſt wieder eigene Herzoge zu machen/ welche im 10den Sec. deutſche Kaͤyſer wurden/ u. in Nieder-Sachſen umb die Elbe herumb ein beſonderes Hertzogthum anrichteten/ wor- zu auch Holſtein gehoͤrte; das obere aber an der Weſer und Ober-Elbe behielten ihre Erben/ wie der Herr Schurtzfleiſchius und Meibomius wohl obſerviret haben; Und zu dieſem wur- den Meiſſen und die Marck Brandenburg/ hernach auch die uͤberwundenen Slaviſchen Laͤnder/ ſonderlich Pommern gezo- gen. Da dieſe ausſturben/ kamen beyde Herzogthuͤmer zuſam- men auff Lotharium Supplinburgenſem, Henricum Super- bum und Leonem, welche es ſo weit brachten/ daß die Fuͤrſten in Pom̃ern u. Mecklenburg ihre Vaſallen waren. Mit des letzten Fall gieng eine groſſe Veraͤnderung vor: Denn erſtlich wurden jene Reichs-Fuͤrſten/ hernach trennte ſich Weſtphalen und der Nie- der-Rhein von Sachßen/ und bekam der Ertzbiſchoff zu Coͤlln die daſigen Hertzoglichen Guͤter nebſt dem Titul des Hertzogs von Engern und Weſtphalen/ die Biſchoffe von Muͤnſter/ Pa- derborn/ Oſnabruͤck/ Minden und das Stifft Herford wurden immer groͤſſer/ die Graffen zu Cleve/ Berg/ Marck/ Lippe/ Oldenburg/ Ravensberg/ Arensberg/ Bentheim/ Tecklenburg/ Schauenburg/ Lingen/ Hoy/ Pyrmont/ Waldeck ꝛc. bekamẽ auch volle Gewalt/ und etliche Staͤdte die Reichs-Freyheit/ biß endlich die erſten Graffen gar Hertzoge wurden. Jn Saxonia Nord- Al-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/276>, abgerufen am 23.11.2024.