Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung zur
jene Kirche von der Abendländischen getrennet ward. Jn gantz
Deutschland wurden nun Bischoffthümer und Klöster gestifftet/
auch so wohl hier als anderweit mit reichen Einkünfften verse-
hen; vornehmlich weil grosse Herren die Gewohnheit annahmen/
entweder selbst nach abgelegter Regiments-Last hinein zugehen/
oder ihre Söhne und Töchter hinein zu stecken.

Jm neundten Seculo waren die ansehnlichsten Reiche das
Fränckische/ welches nun die Römische Käyser-Würde erlang-
te/ die Englischen/ Spanischen/ Nordischen/ Slavischen und
Saracenischen. Das grosse Fränckische Reich bestund aus 10.
Stücken/ nemlich (1) dem alten Francken-Reich/ so in Austra-
si
en und Neustrien getheilet war/ darzu auch Burgundien ge-
hörte/ (2) dem Regno Italiae, oder Lombardischen Reich/ worzu
nun der Exarchat und andre Stücke gesetzt wurden/ (3) dem
West-Gothischen Reich/ so aus Languedoc und dem Nord-
theil Spaniens bestund/ worzu auch Aquitanien kan gesetzt
werden/ daher es zuweilen das Aquitanische Reich heist/ (4)
dem Provinzischen Reich (5) den Sächßischen Ländern/ (6]
Bäyern/ (7) Schwaben/ (8) Thüringen/ über welche 4. Länder
Hertzoge gesetzet wurden/ (9) dem Frießischen und (10) Mährischen
Reich/ wie auch einem Stück des Pannonischen. Hierbey sind
remarquable Caroli M. Worte in Capitul. Franc. Lib. VI,
c. 281. Praecipimus, ut omnes ditioni nostrae subjecti, tam
Romani, quam Franci, Alemanni, Bojarii, Saxones, Thu-
ringii, Frisones, Galli, Burgundiones, Brittones, Longo-
bardi, Vascones, Beneventani, Gothi, Hispani caeterique
&c.
Diesen allen ließ Carolus M. und seine Erben meistens
ihre Gesetze und Regierungs-Art. Unter dessen Kindern ent-
stund die grosse Abtheilung in West-Franckreich/ und die 2.
Austrasischen Reiche/ nemlich das Deutsche und das mitten
zwischen jenen liegende Lotharische Reich/ welche umb diese Zelt
erst auffkamen. Mit den ersten ward das Aquitanische Reich
verbunden/ mit den andern das Friesische/ Mährische und Pan-
nonische/ wie auch Sachßen/ Bäyern und Schwaben/ mit dem

drit-

Einleitung zur
jene Kirche von der Abendlaͤndiſchen getrennet ward. Jn gantz
Deutſchland wurden nun Biſchoffthuͤmer und Kloͤſter geſtifftet/
auch ſo wohl hier als anderweit mit reichen Einkuͤnfften verſe-
hen; vornehmlich weil groſſe Herren die Gewohnheit annahmen/
entweder ſelbſt nach abgelegter Regiments-Laſt hinein zugehen/
oder ihre Soͤhne und Toͤchter hinein zu ſtecken.

Jm neundten Seculo waren die anſehnlichſten Reiche das
Fraͤnckiſche/ welches nun die Roͤmiſche Kaͤyſer-Wuͤrde erlang-
te/ die Engliſchen/ Spaniſchen/ Nordiſchen/ Slaviſchen und
Saraceniſchen. Das groſſe Fraͤnckiſche Reich beſtund aus 10.
Stuͤcken/ nemlich (1) dem alten Francken-Reich/ ſo in Auſtra-
ſi
en und Neuſtrien getheilet war/ darzu auch Burgundien ge-
hoͤrte/ (2) dem Regno Italiæ, oder Lombardiſchen Reich/ worzu
nun der Exarchat und andre Stuͤcke geſetzt wurden/ (3) dem
Weſt-Gothiſchen Reich/ ſo aus Languedoc und dem Nord-
theil Spaniens beſtund/ worzu auch Aquitanien kan geſetzt
werden/ daher es zuweilen das Aquitaniſche Reich heiſt/ (4)
dem Provinziſchen Reich (5) den Saͤchßiſchen Laͤndern/ (6]
Baͤyern/ (7) Schwaben/ (8) Thuͤringen/ uͤber welche 4. Laͤnder
Hertzoge geſetzet wurden/ (9) dem Frießiſchen uñ (10) Maͤhriſchen
Reich/ wie auch einem Stuͤck des Pannoniſchen. Hierbey ſind
remarquable Caroli M. Worte in Capitul. Franc. Lib. VI,
c. 281. Præcipimus, ut omnes ditioni noſtræ ſubjecti, tam
Romani, quam Franci, Alemanni, Bojarii, Saxones, Thu-
ringii, Friſones, Galli, Burgundiones, Brittones, Longo-
bardi, Vaſcones, Beneventani, Gothi, Hiſpani cæterique
&c.
Dieſen allen ließ Carolus M. und ſeine Erben meiſtens
ihre Geſetze und Regierungs-Art. Unter deſſen Kindern ent-
ſtund die groſſe Abtheilung in Weſt-Franckreich/ und die 2.
Auſtraſiſchen Reiche/ nemlich das Deutſche und das mitten
zwiſchen jenen liegende Lothariſche Reich/ welche umb dieſe Zelt
erſt auffkamen. Mit den erſten ward das Aquitaniſche Reich
verbunden/ mit den andern das Frieſiſche/ Maͤhriſche und Pan-
noniſche/ wie auch Sachßen/ Baͤyern und Schwaben/ mit dem

drit-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0246" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung zur</hi></fw><lb/>
jene Kirche von der Abendla&#x0364;ndi&#x017F;chen getrennet ward. Jn gantz<lb/>
Deut&#x017F;chland wurden nun Bi&#x017F;choffthu&#x0364;mer und Klo&#x0364;&#x017F;ter ge&#x017F;tifftet/<lb/>
auch &#x017F;o wohl hier als anderweit mit reichen Einku&#x0364;nfften ver&#x017F;e-<lb/>
hen; vornehmlich weil gro&#x017F;&#x017F;e Herren die Gewohnheit annahmen/<lb/>
entweder &#x017F;elb&#x017F;t nach abgelegter Regiments-La&#x017F;t hinein zugehen/<lb/>
oder ihre So&#x0364;hne und To&#x0364;chter hinein zu &#x017F;tecken.</p><lb/>
          <p>Jm <hi rendition="#fr">neundten</hi> Seculo waren die an&#x017F;ehnlich&#x017F;ten Reiche das<lb/>
Fra&#x0364;ncki&#x017F;che/ welches nun die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er-Wu&#x0364;rde erlang-<lb/>
te/ die Engli&#x017F;chen/ Spani&#x017F;chen/ Nordi&#x017F;chen/ Slavi&#x017F;chen und<lb/><hi rendition="#aq">Saraceni</hi>&#x017F;chen. Das gro&#x017F;&#x017F;e Fra&#x0364;ncki&#x017F;che Reich be&#x017F;tund aus 10.<lb/>
Stu&#x0364;cken/ nemlich (1) dem alten Francken-Reich/ &#x017F;o in <hi rendition="#aq">Au&#x017F;tra-<lb/>
&#x017F;i</hi>en und Neu&#x017F;trien getheilet war/ darzu auch Burgundien ge-<lb/>
ho&#x0364;rte/ (2) dem <hi rendition="#aq">Regno Italiæ,</hi> oder Lombardi&#x017F;chen Reich/ worzu<lb/>
nun der <hi rendition="#aq">Exarchat</hi> und andre Stu&#x0364;cke ge&#x017F;etzt wurden/ (3) dem<lb/>
We&#x017F;t-Gothi&#x017F;chen Reich/ &#x017F;o aus <hi rendition="#aq">Languedoc</hi> und dem Nord-<lb/>
theil Spaniens be&#x017F;tund/ worzu auch <hi rendition="#aq">Aquitani</hi>en kan ge&#x017F;etzt<lb/>
werden/ daher es zuweilen das <hi rendition="#aq">Aquitani</hi>&#x017F;che Reich hei&#x017F;t/ (4)<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Provinzi</hi>&#x017F;chen Reich (5) den Sa&#x0364;chßi&#x017F;chen La&#x0364;ndern/ (6]<lb/>
Ba&#x0364;yern/ (7) Schwaben/ (8) Thu&#x0364;ringen/ u&#x0364;ber welche 4. La&#x0364;nder<lb/>
Hertzoge ge&#x017F;etzet wurden/ (9) dem Frießi&#x017F;chen uñ (10) Ma&#x0364;hri&#x017F;chen<lb/>
Reich/ wie auch einem Stu&#x0364;ck des Pannoni&#x017F;chen. Hierbey &#x017F;ind<lb/><hi rendition="#aq">remarquable Caroli M.</hi> Worte <hi rendition="#aq">in Capitul. Franc. Lib. VI,<lb/>
c. 281. Præcipimus, ut omnes ditioni no&#x017F;træ &#x017F;ubjecti, tam<lb/>
Romani, quam Franci, Alemanni, Bojarii, Saxones, Thu-<lb/>
ringii, Fri&#x017F;ones, Galli, Burgundiones, Brittones, Longo-<lb/>
bardi, Va&#x017F;cones, Beneventani, Gothi, Hi&#x017F;pani cæterique<lb/>
&amp;c.</hi> Die&#x017F;en allen ließ <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi> und &#x017F;eine Erben mei&#x017F;tens<lb/>
ihre Ge&#x017F;etze und Regierungs-Art. Unter de&#x017F;&#x017F;en Kindern ent-<lb/>
&#x017F;tund die gro&#x017F;&#x017F;e Abtheilung in We&#x017F;t-Franckreich/ und die 2.<lb/><hi rendition="#aq">Au&#x017F;tra&#x017F;i</hi>&#x017F;chen Reiche/ nemlich das Deut&#x017F;che und das mitten<lb/>
zwi&#x017F;chen jenen liegende Lothari&#x017F;che Reich/ welche umb die&#x017F;e Zelt<lb/>
er&#x017F;t auffkamen. Mit den er&#x017F;ten ward das <hi rendition="#aq">Aquitani</hi>&#x017F;che Reich<lb/>
verbunden/ mit den andern das Frie&#x017F;i&#x017F;che/ Ma&#x0364;hri&#x017F;che und Pan-<lb/>
noni&#x017F;che/ wie auch Sachßen/ Ba&#x0364;yern und Schwaben/ mit dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">drit-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0246] Einleitung zur jene Kirche von der Abendlaͤndiſchen getrennet ward. Jn gantz Deutſchland wurden nun Biſchoffthuͤmer und Kloͤſter geſtifftet/ auch ſo wohl hier als anderweit mit reichen Einkuͤnfften verſe- hen; vornehmlich weil groſſe Herren die Gewohnheit annahmen/ entweder ſelbſt nach abgelegter Regiments-Laſt hinein zugehen/ oder ihre Soͤhne und Toͤchter hinein zu ſtecken. Jm neundten Seculo waren die anſehnlichſten Reiche das Fraͤnckiſche/ welches nun die Roͤmiſche Kaͤyſer-Wuͤrde erlang- te/ die Engliſchen/ Spaniſchen/ Nordiſchen/ Slaviſchen und Saraceniſchen. Das groſſe Fraͤnckiſche Reich beſtund aus 10. Stuͤcken/ nemlich (1) dem alten Francken-Reich/ ſo in Auſtra- ſien und Neuſtrien getheilet war/ darzu auch Burgundien ge- hoͤrte/ (2) dem Regno Italiæ, oder Lombardiſchen Reich/ worzu nun der Exarchat und andre Stuͤcke geſetzt wurden/ (3) dem Weſt-Gothiſchen Reich/ ſo aus Languedoc und dem Nord- theil Spaniens beſtund/ worzu auch Aquitanien kan geſetzt werden/ daher es zuweilen das Aquitaniſche Reich heiſt/ (4) dem Provinziſchen Reich (5) den Saͤchßiſchen Laͤndern/ (6] Baͤyern/ (7) Schwaben/ (8) Thuͤringen/ uͤber welche 4. Laͤnder Hertzoge geſetzet wurden/ (9) dem Frießiſchen uñ (10) Maͤhriſchen Reich/ wie auch einem Stuͤck des Pannoniſchen. Hierbey ſind remarquable Caroli M. Worte in Capitul. Franc. Lib. VI, c. 281. Præcipimus, ut omnes ditioni noſtræ ſubjecti, tam Romani, quam Franci, Alemanni, Bojarii, Saxones, Thu- ringii, Friſones, Galli, Burgundiones, Brittones, Longo- bardi, Vaſcones, Beneventani, Gothi, Hiſpani cæterique &c. Dieſen allen ließ Carolus M. und ſeine Erben meiſtens ihre Geſetze und Regierungs-Art. Unter deſſen Kindern ent- ſtund die groſſe Abtheilung in Weſt-Franckreich/ und die 2. Auſtraſiſchen Reiche/ nemlich das Deutſche und das mitten zwiſchen jenen liegende Lothariſche Reich/ welche umb dieſe Zelt erſt auffkamen. Mit den erſten ward das Aquitaniſche Reich verbunden/ mit den andern das Frieſiſche/ Maͤhriſche und Pan- noniſche/ wie auch Sachßen/ Baͤyern und Schwaben/ mit dem drit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/246
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/246>, abgerufen am 25.11.2024.