Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches silius Macedo, der durch den Mord seines grösten Wohl-thäters/ Käysers Michaels/ den Thron behaubtete; So hatte über dieses des Photii schisma in gedachten Reich alles in Un- ordnung gebracht/ und war aller Boßheit Thür und Fenster of- fen. Jn Spanien war fast alles denen wilden Saracenen unterthan/ und den Uberrest beherrschte Alphonsus der dritte/ der in denen Historien gar geringen Ruhm hat/ und meistens sei- nes Brudermords wegen bekannt ist. Jn Engelland/ Dänne- marck und Schweden war noch das meiste barbarisch/ und in den grösten Theil von Asien und Africa herrschten die ungläu- bigen Saracenen. Mit der Clerisey stund es damahls unaus- sprechlich übel/ weil die meisten Glieder derselben Welt-Leute/ oder Kinder und in geistlichen Dingen gar nicht geübte Perso- nen waren. VII. Bey so gestalten Sachen konte es nun nicht anders als die
Roͤmiſches ſilius Macedo, der durch den Mord ſeines groͤſten Wohl-thaͤters/ Kaͤyſers Michaels/ den Thron behaubtete; So hatte uͤber dieſes des Photii ſchisma in gedachten Reich alles in Un- ordnung gebracht/ und war aller Boßheit Thuͤr und Fenſter of- fen. Jn Spanien war faſt alles denen wilden Saracenen unterthan/ und den Uberreſt beherrſchte Alphonſus der dritte/ der in denen Hiſtorien gar geringen Ruhm hat/ und meiſtens ſei- nes Brudermords wegen bekannt iſt. Jn Engelland/ Daͤnne- marck und Schweden war noch das meiſte barbariſch/ und in den groͤſten Theil von Aſien und Africa herrſchten die unglaͤu- bigen Saracenen. Mit der Cleriſey ſtund es damahls unaus- ſprechlich uͤbel/ weil die meiſten Glieder derſelben Welt-Leute/ oder Kinder und in geiſtlichen Dingen gar nicht geuͤbte Perſo- nen waren. VII. Bey ſo geſtalten Sachen konte es nun nicht anders als die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Roͤmiſches</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ſilius Macedo,</hi> der durch den Mord ſeines groͤſten Wohl-<lb/> thaͤters/ Kaͤyſers Michaels/ den Thron behaubtete; So hatte<lb/> uͤber dieſes des <hi rendition="#aq">Photii ſchisma</hi> in gedachten Reich alles in Un-<lb/> ordnung gebracht/ und war aller Boßheit Thuͤr und Fenſter of-<lb/> fen. Jn Spanien war faſt alles denen wilden Saracenen<lb/> unterthan/ und den Uberreſt beherrſchte <hi rendition="#aq">Alphonſus</hi> der dritte/<lb/> der in denen Hiſtorien gar geringen Ruhm hat/ und meiſtens ſei-<lb/> nes Brudermords wegen bekannt iſt. Jn Engelland/ Daͤnne-<lb/> marck und Schweden war noch das meiſte barbariſch/ und in<lb/> den groͤſten Theil von <hi rendition="#aq">Aſien</hi> und <hi rendition="#aq">Africa</hi> herrſchten die unglaͤu-<lb/> bigen Saracenen. Mit der Cleriſey ſtund es damahls unaus-<lb/> ſprechlich uͤbel/ weil die meiſten Glieder derſelben Welt-Leute/<lb/> oder Kinder und in geiſtlichen Dingen gar nicht geuͤbte Perſo-<lb/> nen waren.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </head><lb/> <p>Bey ſo geſtalten Sachen konte es nun nicht anders als<lb/> liederlich und unordentlich zugehen/ und ſahe man die reiffſten<lb/> Fruͤchte hiervon in Jtalien/ abſonderlich zu Rom. Dieſe groſ-<lb/> ſe Mutter der Staͤdte lebte damahls in einer ſonderlichen Art der<lb/> Freyheit. Die Kaͤyſer ſolten zwar die Oberherrſchafft uͤber ſie<lb/> haben/ und dem Nahmen nach hatten ſie auch dieſelbe/ aber das<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sigon. L. IV.<lb/> pag.</hi> 90.</note>uͤbrige war auſſer der <hi rendition="#aq">mode</hi> worden. Die Paͤbſte wurden<lb/> auch vor Oberherrn der Stadt bekennet/ iedoch wurde ihre<lb/> Macht von den reichen und maͤchtigen Roͤmiſchen Adel ſehr ein-<lb/> geſchraͤnckt/ und beſaſſe mehr das Roͤmiſche Volck als der<lb/> Pabſt ſelbſt diejenigen ſchoͤnen Laͤnder/ ſo die Paͤbſte von Carls<lb/> des Großen Zeiten her an ſich gebracht hatten/ nemlich die Land-<lb/> ſchafft umb Rom/ das Peruſiſche/ Toſcaniſche und Campani-<lb/> ſche Hertzogthum/ nebſt dem <hi rendition="#aq">Exarchat.</hi> Jnſonderheit waren<lb/> damahls unter denen Großen zu Rom zwey uͤberwiegende <hi rendition="#aq">fa-<lb/> ction</hi>en/ derer eine die Freyheit Jtaliens ſuchte/ und der Herr-<lb/> ſchafft des Caroliniſchen Stammes den garaus drohete/ zu<lb/> welcher ſich die Lombardiſchen Adelichen Geſchlechter hielten;<lb/> die andre aber war gut Caroliniſch/ und wolte lieber die alte<lb/> Herrſchafft behalten. Zu der erſten gehoͤrten als Haͤupter<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
Roͤmiſches
ſilius Macedo, der durch den Mord ſeines groͤſten Wohl-
thaͤters/ Kaͤyſers Michaels/ den Thron behaubtete; So hatte
uͤber dieſes des Photii ſchisma in gedachten Reich alles in Un-
ordnung gebracht/ und war aller Boßheit Thuͤr und Fenſter of-
fen. Jn Spanien war faſt alles denen wilden Saracenen
unterthan/ und den Uberreſt beherrſchte Alphonſus der dritte/
der in denen Hiſtorien gar geringen Ruhm hat/ und meiſtens ſei-
nes Brudermords wegen bekannt iſt. Jn Engelland/ Daͤnne-
marck und Schweden war noch das meiſte barbariſch/ und in
den groͤſten Theil von Aſien und Africa herrſchten die unglaͤu-
bigen Saracenen. Mit der Cleriſey ſtund es damahls unaus-
ſprechlich uͤbel/ weil die meiſten Glieder derſelben Welt-Leute/
oder Kinder und in geiſtlichen Dingen gar nicht geuͤbte Perſo-
nen waren.
VII.
Bey ſo geſtalten Sachen konte es nun nicht anders als
liederlich und unordentlich zugehen/ und ſahe man die reiffſten
Fruͤchte hiervon in Jtalien/ abſonderlich zu Rom. Dieſe groſ-
ſe Mutter der Staͤdte lebte damahls in einer ſonderlichen Art der
Freyheit. Die Kaͤyſer ſolten zwar die Oberherrſchafft uͤber ſie
haben/ und dem Nahmen nach hatten ſie auch dieſelbe/ aber das
uͤbrige war auſſer der mode worden. Die Paͤbſte wurden
auch vor Oberherrn der Stadt bekennet/ iedoch wurde ihre
Macht von den reichen und maͤchtigen Roͤmiſchen Adel ſehr ein-
geſchraͤnckt/ und beſaſſe mehr das Roͤmiſche Volck als der
Pabſt ſelbſt diejenigen ſchoͤnen Laͤnder/ ſo die Paͤbſte von Carls
des Großen Zeiten her an ſich gebracht hatten/ nemlich die Land-
ſchafft umb Rom/ das Peruſiſche/ Toſcaniſche und Campani-
ſche Hertzogthum/ nebſt dem Exarchat. Jnſonderheit waren
damahls unter denen Großen zu Rom zwey uͤberwiegende fa-
ctionen/ derer eine die Freyheit Jtaliens ſuchte/ und der Herr-
ſchafft des Caroliniſchen Stammes den garaus drohete/ zu
welcher ſich die Lombardiſchen Adelichen Geſchlechter hielten;
die andre aber war gut Caroliniſch/ und wolte lieber die alte
Herrſchafft behalten. Zu der erſten gehoͤrten als Haͤupter
die
Sigon. L. IV.
pag. 90.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/18 |
Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/18>, abgerufen am 29.07.2024. |