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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
derselben/ Carl der kahle/ König in West-Francken/ so ietzt
Franckreich genennet wird (worzu damahls von der Mosel biß
an den Oceanum alles gehörte) und dessen Söhne/ Ludwig der
Stammler und Carol der jüngere/ welchen er gleichfals seine
Länder ausgetheilet hatte; wie auch Ludwigs Söhne/ Ludwig/
Carlomann und Carl der Einfältige. Carl der kahle war zwar
ein lobwürdiger Herr/ aber/ wie ihn die Historien beschreiben/
von geringen Verstand: Darneben hatte er im Alter ein besonde-Aimoinus
Lib. V. c.
32.

res Liebes-Verständniß mit Richilden/ des obgedachten Graffen
Bosonis Schwester/ die er hernach zur Königin kröhnen lassen/
und in ihren Armen gestorben ist. Ludwig der Stammler/ König
in Neustrien/ wird als ein Herr von sehr schwachen Gemüth be-
schrieben; und soll er mit einer Adelichen Dame, Ansgarden/ ei-
ne besondere Liebes-intrigue gehabt haben/ die er wieder seinesAimoinus
Lib. V. c.
36.

Königlichen Vaters Willen hernach geehlichet und endlich ver-
stossen hat. Carl der jüngere/ König in Aquitanien/ hat in de-
nen Historien wenig Andenckens/ und verfiel bald; Ludwig und
Carlomann/ Ludwigs des Stammlers Söhne/ hatten gleiche
fata, ja der letzte soll sich gar zum Kirchenraube haben verleitenChronogr.
Saxo ad An.

872.

lassen: und Carl der Einfältige war beym Anfang unserer Hän-
del kaum gebohren/ welcher seinen gewöhnlichen Beynahmen
nach von schlechten Geist war/ und von seinen Liebling Hagano-
ne
sich nach dessen Willen leiten ließ. Carls des kahlen Toch-
ter Judith hat in denen Historien ein schlechtes Lob. Diese kö-
nigliche Princesse hatte mit Balduin/ Graffen in Flandern/ so na-
he Bekandschaft gemacht/ daß er sie endlich entführte/ und wurden
sie beyde von König Lothario hierinnen geschützet. So erbärm-
lich stunde es dazumahl umb das so ruhmvolle Carolinische Ge-
schlecht und dessen so wohl männliche als weibliche Pflantzen;
und obgleich derer noch eine ziemliche Anzahl sich damahls zeig-
te/ so werden wir doch bald diesen edlen Stamm zu Uberzeugung
der Nichtigkeit aller menschlichen Dinge verdorren sehen.

VI.

Jn denen übrigen Regiments-Stellen war es nicht viel
besser beschaffen. Jm Griechischen Käyserthum herrschete Ba-

silius

Huren-Regiment.
derſelben/ Carl der kahle/ Koͤnig in Weſt-Francken/ ſo ietzt
Franckreich genennet wird (worzu damahls von der Moſel biß
an den Oceanum alles gehoͤrte) und deſſen Soͤhne/ Ludwig der
Stammler und Carol der juͤngere/ welchen er gleichfals ſeine
Laͤnder ausgetheilet hatte; wie auch Ludwigs Soͤhne/ Ludwig/
Carlomann und Carl der Einfaͤltige. Carl der kahle war zwar
ein lobwuͤrdiger Herr/ aber/ wie ihn die Hiſtorien beſchreiben/
von geringen Verſtand: Darneben hatte er im Alter ein beſonde-Aimoinus
Lib. V. c.
32.

res Liebes-Verſtaͤndniß mit Richilden/ des obgedachten Graffen
Boſonis Schweſter/ die er hernach zur Koͤnigin kroͤhnen laſſen/
und in ihren Armen geſtorben iſt. Ludwig der Stammler/ Koͤnig
in Neuſtrien/ wird als ein Herr von ſehr ſchwachen Gemuͤth be-
ſchrieben; und ſoll er mit einer Adelichen Dame, Ansgarden/ ei-
ne beſondere Liebes-intrigue gehabt haben/ die er wieder ſeinesAimoinus
Lib. V. c.
36.

Koͤniglichen Vaters Willen hernach geehlichet und endlich ver-
ſtoſſen hat. Carl der juͤngere/ Koͤnig in Aquitanien/ hat in de-
nen Hiſtorien wenig Andenckens/ und verfiel bald; Ludwig und
Carlomann/ Ludwigs des Stammlers Soͤhne/ hatten gleiche
fata, ja der letzte ſoll ſich gar zum Kirchenraube haben verleitenChronogr.
Saxo ad An.

872.

laſſen: und Carl der Einfaͤltige war beym Anfang unſerer Haͤn-
del kaum gebohren/ welcher ſeinen gewoͤhnlichen Beynahmen
nach von ſchlechten Geiſt war/ und von ſeinen Liebling Hagano-
ne
ſich nach deſſen Willen leiten ließ. Carls des kahlen Toch-
ter Judith hat in denen Hiſtorien ein ſchlechtes Lob. Dieſe koͤ-
nigliche Princeſſe hatte mit Balduin/ Graffen in Flandern/ ſo na-
he Bekandſchaft gemacht/ daß er ſie endlich entfuͤhrte/ und wurden
ſie beyde von Koͤnig Lothario hierinnen geſchuͤtzet. So erbaͤrm-
lich ſtunde es dazumahl umb das ſo ruhmvolle Caroliniſche Ge-
ſchlecht und deſſen ſo wohl maͤnnliche als weibliche Pflantzen;
und obgleich derer noch eine ziemliche Anzahl ſich damahls zeig-
te/ ſo werden wir doch bald dieſen edlen Stamm zu Uberzeugung
der Nichtigkeit aller menſchlichen Dinge verdorren ſehen.

VI.

Jn denen uͤbrigen Regiments-Stellen war es nicht viel
beſſer beſchaffen. Jm Griechiſchen Kaͤyſerthum herrſchete Ba-

ſilius
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[7/0017] Huren-Regiment. derſelben/ Carl der kahle/ Koͤnig in Weſt-Francken/ ſo ietzt Franckreich genennet wird (worzu damahls von der Moſel biß an den Oceanum alles gehoͤrte) und deſſen Soͤhne/ Ludwig der Stammler und Carol der juͤngere/ welchen er gleichfals ſeine Laͤnder ausgetheilet hatte; wie auch Ludwigs Soͤhne/ Ludwig/ Carlomann und Carl der Einfaͤltige. Carl der kahle war zwar ein lobwuͤrdiger Herr/ aber/ wie ihn die Hiſtorien beſchreiben/ von geringen Verſtand: Darneben hatte er im Alter ein beſonde- res Liebes-Verſtaͤndniß mit Richilden/ des obgedachten Graffen Boſonis Schweſter/ die er hernach zur Koͤnigin kroͤhnen laſſen/ und in ihren Armen geſtorben iſt. Ludwig der Stammler/ Koͤnig in Neuſtrien/ wird als ein Herr von ſehr ſchwachen Gemuͤth be- ſchrieben; und ſoll er mit einer Adelichen Dame, Ansgarden/ ei- ne beſondere Liebes-intrigue gehabt haben/ die er wieder ſeines Koͤniglichen Vaters Willen hernach geehlichet und endlich ver- ſtoſſen hat. Carl der juͤngere/ Koͤnig in Aquitanien/ hat in de- nen Hiſtorien wenig Andenckens/ und verfiel bald; Ludwig und Carlomann/ Ludwigs des Stammlers Soͤhne/ hatten gleiche fata, ja der letzte ſoll ſich gar zum Kirchenraube haben verleiten laſſen: und Carl der Einfaͤltige war beym Anfang unſerer Haͤn- del kaum gebohren/ welcher ſeinen gewoͤhnlichen Beynahmen nach von ſchlechten Geiſt war/ und von ſeinen Liebling Hagano- ne ſich nach deſſen Willen leiten ließ. Carls des kahlen Toch- ter Judith hat in denen Hiſtorien ein ſchlechtes Lob. Dieſe koͤ- nigliche Princeſſe hatte mit Balduin/ Graffen in Flandern/ ſo na- he Bekandſchaft gemacht/ daß er ſie endlich entfuͤhrte/ und wurden ſie beyde von Koͤnig Lothario hierinnen geſchuͤtzet. So erbaͤrm- lich ſtunde es dazumahl umb das ſo ruhmvolle Caroliniſche Ge- ſchlecht und deſſen ſo wohl maͤnnliche als weibliche Pflantzen; und obgleich derer noch eine ziemliche Anzahl ſich damahls zeig- te/ ſo werden wir doch bald dieſen edlen Stamm zu Uberzeugung der Nichtigkeit aller menſchlichen Dinge verdorren ſehen. Aimoinus Lib. V. c. 32. Aimoinus Lib. V. c. 36. Chronogr. Saxo ad An. 872. VI. Jn denen uͤbrigen Regiments-Stellen war es nicht viel beſſer beſchaffen. Jm Griechiſchen Kaͤyſerthum herrſchete Ba- ſilius

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/17>, abgerufen am 22.12.2024.