Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches tete sich nach denen Fürsten/ und waren Laster und Unordnun-gen mehr als zu gemein. Sonderlich regierte der Unzuchts- Teuffel recht kräfftig/ so wohl unter grossen/ als geringen/ und räumeten die armselige Fürsten dem schlimmsten Huren-Pack solche Macht ein/ daß auch fast gantz Europa von dergleichen Leuten beherrschet wurde. Man suchte darinnen eine sonder- bahre galanterie, daß man dem Weibs-Volck in allen Dingen zu Willen war/ und es schiene/ als wäre alle männliche reso- lution und Tapfferkeit/ sonderlich in dem weichlichen Jtalien/ verschwunden. Die Clerisey machte es nicht besser/ als die Weltlichen/ und es gerieth endlich so weit/ daß ein paar Huren die Herrschafft über Rom/ Jtalien und die Römische Kirche ei- ne geraume Zeit lang besassen. II. Damit wir viele merckwürdige Sachen/ so zu bessern rolin-
Roͤmiſches tete ſich nach denen Fuͤrſten/ und waren Laſter und Unordnun-gen mehr als zu gemein. Sonderlich regierte der Unzuchts- Teuffel recht kraͤfftig/ ſo wohl unter groſſen/ als geringen/ und raͤumeten die armſelige Fuͤrſten dem ſchlimmſten Huren-Pack ſolche Macht ein/ daß auch faſt gantz Europa von dergleichen Leuten beherrſchet wurde. Man ſuchte darinnen eine ſonder- bahre galanterie, daß man dem Weibs-Volck in allen Dingen zu Willen war/ und es ſchiene/ als waͤre alle maͤnnliche reſo- lution und Tapfferkeit/ ſonderlich in dem weichlichen Jtalien/ verſchwunden. Die Cleriſey machte es nicht beſſer/ als die Weltlichen/ und es gerieth endlich ſo weit/ daß ein paar Huren die Herrſchafft uͤber Rom/ Jtalien und die Roͤmiſche Kirche ei- ne geraume Zeit lang beſaſſen. II. Damit wir viele merckwuͤrdige Sachen/ ſo zu beſſern rolin-
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Roͤmiſches
tete ſich nach denen Fuͤrſten/ und waren Laſter und Unordnun-
gen mehr als zu gemein. Sonderlich regierte der Unzuchts-
Teuffel recht kraͤfftig/ ſo wohl unter groſſen/ als geringen/ und
raͤumeten die armſelige Fuͤrſten dem ſchlimmſten Huren-Pack
ſolche Macht ein/ daß auch faſt gantz Europa von dergleichen
Leuten beherrſchet wurde. Man ſuchte darinnen eine ſonder-
bahre galanterie, daß man dem Weibs-Volck in allen Dingen
zu Willen war/ und es ſchiene/ als waͤre alle maͤnnliche reſo-
lution und Tapfferkeit/ ſonderlich in dem weichlichen Jtalien/
verſchwunden. Die Cleriſey machte es nicht beſſer/ als die
Weltlichen/ und es gerieth endlich ſo weit/ daß ein paar Huren
die Herrſchafft uͤber Rom/ Jtalien und die Roͤmiſche Kirche ei-
ne geraume Zeit lang beſaſſen.
II.
Damit wir viele merckwuͤrdige Sachen/ ſo zu beſſern
Verſtand dieſer ſonſt ſehr verwirreten Hiſtorie gehoͤren/ etwas
ordentlicher vorſtellen moͤgen/ wollen wir den Anfang beym En-
de des IXten Seculi machen/ als in welchen auch der Anfang der
Boßheit/ ſo im Xten Seculo ausgefuͤhret wurde/ iſt gemacht
worden. Es ſtunde damahls die Beherrſchung des Kaͤyſer-
thums bey der Familie des groſſen Carls/ welcher ſein ererb-
tes Fraͤnckiſches Koͤnigreich mit dem Roͤm. Kaͤyſerthum und
Saͤchſiſchen/ Baͤyeriſchen/ Maͤhriſchen/ wie auch Frieſiſchen
und Langobardiſchen Koͤnigreichen vermehret hatte. Dieſer
glorwuͤrdige Stamm/ ſo nunmehr uͤber 70. Jahr ſolche Reiche
beſeſſen/ neigte ſich numehr zu ſeinen Untergang/ und gab ſchon
viele Zeichen des bevorſtehenden ruins. Unter dieſen fiel vor-
nehmlich das unmaͤßige und hoͤchſtuͤppige Leben derer Carolin-
giſchen Fuͤrſten denen meiſten in die Augen/ als unter welchen
faſt keiner zu finden/ der nicht ohngeſcheuet mit Concubinen
ſich beholffen/ und ſeine Baſtarde zu hohen Ehren befoͤrdert/ wo-
rinnen ſonderlich Lotharius, Koͤnig in Lothringen/ Kaͤyſer Ca-
rol der kahle und Carolus der dicke/ wie auch Kaͤyſer Arnolph
bekannt; Die uͤbrigen haben meiſtens das Lob in denen Hiſtorien/
daß ſie bloͤdes Gemuͤths geweſen/ und gantz aus der Art des Ca-
rolin-
An. C. 870.
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