Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Intriguen.
seine Zuflucht/ und ward durch dessen Hülffe wieder eingesetzt/
wie denn auch sein Nachfolger/ Anastasius IV. ziemliche Ruhe
hatte. Allein Hadrianus IV. wurde bey seiner Wahl von der
Stadt-Partey von neuen gezwungen/ und zwar mit solcher fu-
rie,
daß ein Cardinal dabey verwundet wurde. Er hielte aber
diesen Sturm aus/ excommunicirte die Stadt/ und hielt sich
meistens ausser derselben auff.

Hierzu kam nun auch die grosse Trennung der Gibellini-
schen und Guelphischen Parteyen. Jtalien so wohl/ als Rom/
hatte schon lange Zeit sich zwischen dem Käyser und Pabst gethei-
let/ nunmehr aber/ da der Pabst folgends suchte/ dem Käyser
gantz Jtalien zu entziehen/ zeigte sich diese Theilung recht öffent-
lich/ da die Pabstgesinnten von ihrem Anführer/ Guelpho, Her-
tzogen zu Spoleto, sich Guelphen, die andern aber von denen
damahligen Schwäbischen Käysern Gibellinen nennten. Rom
selbst zergliederte sich damahls/ daß die Columnische/ Frange-
pani
sche und Cesarinische familie es mit dem Käyser/ die Ursi-
ni
sche und Savellische aber mit dem Pabst hielten. So ver-
bunden sich zu Florentz die Strozzi, Salviati, Pazzi, Albici und
Donati mit dem Käyser/ die Medici, Amadei und Cerchi a-
ber mit dem Pabst. Gleichwie auch zu Genua die Spinolae,
Adorni
und Doriae der ersten/ die Fieschi, Grimaldi und Fre-
gosi
aber der andern Partey anhingen. Die Guelphen mach-
ten An. 1160. Alexandrum III. zum Pabst/ die Gibellinen a-
ber/ mit welchen es nur 3. Cardinäle hielten/ den Cardinal O-
ctavianum,
der sich Victorem nennte. Der Käyser Frideri-
cus Barbarossa
nahm sich des letzten an; Jener aber verließ sich
auff die Frantzösischen und Englischen Könige/ ingleichen auff
Gualvagnum, Hertzogen zu Meyland/ und andre Jtaliänische
Grossen: Ja er brachte es dahin/ daß Venedig/ Verona, Pa-
dua, Tarviso, Cremona, Brescia, Bergamo, Mantua, Fer-
rara, Bologna, Modena, Parma
und Reggio dem Käyser al-
len Gehorsam auffsagten/ und freye Republiqven/ jedoch unter
der Ober-Auffsicht des Pabsts/ seyn wolten. Der Marckgraf

zu
N 2

Intriguen.
ſeine Zuflucht/ und ward durch deſſen Huͤlffe wieder eingeſetzt/
wie denn auch ſein Nachfolger/ Anaſtaſius IV. ziemliche Ruhe
hatte. Allein Hadrianus IV. wurde bey ſeiner Wahl von der
Stadt-Partey von neuen gezwungen/ und zwar mit ſolcher fu-
rie,
daß ein Cardinal dabey verwundet wurde. Er hielte aber
dieſen Sturm aus/ excommunicirte die Stadt/ und hielt ſich
meiſtens auſſer derſelben auff.

Hierzu kam nun auch die groſſe Trennung der Gibellini-
ſchen und Guelphiſchen Parteyen. Jtalien ſo wohl/ als Rom/
hatte ſchon lange Zeit ſich zwiſchen dem Kaͤyſer und Pabſt gethei-
let/ nunmehr aber/ da der Pabſt folgends ſuchte/ dem Kaͤyſer
gantz Jtalien zu entziehen/ zeigte ſich dieſe Theilung recht oͤffent-
lich/ da die Pabſtgeſinnten von ihrem Anfuͤhrer/ Guelpho, Her-
tzogen zu Spoleto, ſich Guelphen, die andern aber von denen
damahligen Schwaͤbiſchen Kaͤyſern Gibellinen nennten. Rom
ſelbſt zergliederte ſich damahls/ daß die Columniſche/ Frange-
pani
ſche und Ceſariniſche familie es mit dem Kaͤyſer/ die Urſi-
ni
ſche und Savelliſche aber mit dem Pabſt hielten. So ver-
bunden ſich zu Florentz die Strozzi, Salviati, Pazzi, Albici und
Donati mit dem Kaͤyſer/ die Medici, Amadei und Cerchi a-
ber mit dem Pabſt. Gleichwie auch zu Genua die Spinolæ,
Adorni
und Doriæ der erſten/ die Fieſchi, Grimaldi und Fre-
goſi
aber der andern Partey anhingen. Die Guelphen mach-
ten An. 1160. Alexandrum III. zum Pabſt/ die Gibellinen a-
ber/ mit welchen es nur 3. Cardinaͤle hielten/ den Cardinal O-
ctavianum,
der ſich Victorem nennte. Der Kaͤyſer Frideri-
cus Barbaroſſa
nahm ſich des letzten an; Jener aber verließ ſich
auff die Frantzoͤſiſchen und Engliſchen Koͤnige/ ingleichen auff
Gualvagnum, Hertzogen zu Meyland/ und andre Jtaliaͤniſche
Groſſen: Ja er brachte es dahin/ daß Venedig/ Verona, Pa-
dua, Tarviſo, Cremona, Breſcia, Bergamo, Mantua, Fer-
rara, Bologna, Modena, Parma
und Reggio dem Kaͤyſer al-
len Gehorſam auffſagten/ und freye Republiqven/ jedoch unter
der Ober-Auffſicht des Pabſts/ ſeyn wolten. Der Marckgraf

zu
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Intriguen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;eine Zuflucht/ und ward durch de&#x017F;&#x017F;en Hu&#x0364;lffe wieder einge&#x017F;etzt/<lb/>
wie denn auch &#x017F;ein Nachfolger/ <hi rendition="#aq">Ana&#x017F;ta&#x017F;ius IV.</hi> ziemliche Ruhe<lb/>
hatte. Allein <hi rendition="#aq">Hadrianus IV.</hi> wurde bey &#x017F;einer Wahl von der<lb/>
Stadt-Partey von neuen gezwungen/ und zwar mit &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">fu-<lb/>
rie,</hi> daß ein Cardinal dabey verwundet wurde. Er hielte aber<lb/>
die&#x017F;en Sturm aus/ <hi rendition="#aq">excommunicir</hi>te die Stadt/ und hielt &#x017F;ich<lb/>
mei&#x017F;tens au&#x017F;&#x017F;er der&#x017F;elben auff.</p><lb/>
          <p>Hierzu kam nun auch die gro&#x017F;&#x017F;e Trennung der <hi rendition="#aq">Gibellini-</hi><lb/>
&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Guelphi</hi>&#x017F;chen Parteyen. Jtalien &#x017F;o wohl/ als Rom/<lb/>
hatte &#x017F;chon lange Zeit &#x017F;ich zwi&#x017F;chen dem Ka&#x0364;y&#x017F;er und Pab&#x017F;t gethei-<lb/>
let/ nunmehr aber/ da der Pab&#x017F;t folgends &#x017F;uchte/ dem Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
gantz Jtalien zu entziehen/ zeigte &#x017F;ich die&#x017F;e Theilung recht o&#x0364;ffent-<lb/>
lich/ da die Pab&#x017F;tge&#x017F;innten von ihrem Anfu&#x0364;hrer/ <hi rendition="#aq">Guelpho,</hi> Her-<lb/>
tzogen zu <hi rendition="#aq">Spoleto,</hi> &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Guelphen,</hi> die andern aber von denen<lb/>
damahligen Schwa&#x0364;bi&#x017F;chen Ka&#x0364;y&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Gibellin</hi>en nennten. Rom<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zergliederte &#x017F;ich damahls/ daß die Columni&#x017F;che/ <hi rendition="#aq">Frange-<lb/>
pani</hi>&#x017F;che und <hi rendition="#aq">Ce&#x017F;arini</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">familie</hi> es mit dem Ka&#x0364;y&#x017F;er/ die <hi rendition="#aq">Ur&#x017F;i-<lb/>
ni</hi>&#x017F;che und <hi rendition="#aq">Savelli</hi>&#x017F;che aber mit dem Pab&#x017F;t hielten. So ver-<lb/>
bunden &#x017F;ich zu Florentz die <hi rendition="#aq">Strozzi, Salviati, Pazzi, Albici</hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">D</hi>onati</hi> mit dem Ka&#x0364;y&#x017F;er/ die <hi rendition="#aq">Medici, Amadei</hi> und <hi rendition="#aq">Cerchi</hi> a-<lb/>
ber mit dem Pab&#x017F;t. Gleichwie auch zu <hi rendition="#aq">Genua</hi> die <hi rendition="#aq">Spinolæ,<lb/>
Adorni</hi> und <hi rendition="#aq">Doriæ</hi> der er&#x017F;ten/ die <hi rendition="#aq">Fie&#x017F;chi, Grimaldi</hi> und <hi rendition="#aq">Fre-<lb/>
go&#x017F;i</hi> aber der andern Partey anhingen. Die <hi rendition="#aq">Guelph</hi>en mach-<lb/>
ten An. 1160. <hi rendition="#aq">Alexandrum III.</hi> zum Pab&#x017F;t/ die Gibellinen a-<lb/>
ber/ mit welchen es nur 3. Cardina&#x0364;le hielten/ den Cardinal <hi rendition="#aq">O-<lb/>
ctavianum,</hi> der &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Victorem</hi> nennte. Der Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Frideri-<lb/>
cus Barbaro&#x017F;&#x017F;a</hi> nahm &#x017F;ich des letzten an; Jener aber verließ &#x017F;ich<lb/>
auff die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und Engli&#x017F;chen Ko&#x0364;nige/ ingleichen auff<lb/><hi rendition="#aq">Gualvagnum,</hi> Hertzogen zu Meyland/ und andre Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che<lb/>
Gro&#x017F;&#x017F;en: Ja er brachte es dahin/ daß Venedig/ <hi rendition="#aq">Verona, Pa-<lb/>
dua, Tarvi&#x017F;o, Cremona, Bre&#x017F;cia, Bergamo, Mantua, Fer-<lb/>
rara, Bologna, Modena, Parma</hi> und <hi rendition="#aq">Reggio</hi> dem Ka&#x0364;y&#x017F;er al-<lb/>
len Gehor&#x017F;am auff&#x017F;agten/ und freye Republiqven/ jedoch unter<lb/>
der Ober-Auff&#x017F;icht des Pab&#x017F;ts/ &#x017F;eyn wolten. Der Marckgraf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0109] Intriguen. ſeine Zuflucht/ und ward durch deſſen Huͤlffe wieder eingeſetzt/ wie denn auch ſein Nachfolger/ Anaſtaſius IV. ziemliche Ruhe hatte. Allein Hadrianus IV. wurde bey ſeiner Wahl von der Stadt-Partey von neuen gezwungen/ und zwar mit ſolcher fu- rie, daß ein Cardinal dabey verwundet wurde. Er hielte aber dieſen Sturm aus/ excommunicirte die Stadt/ und hielt ſich meiſtens auſſer derſelben auff. Hierzu kam nun auch die groſſe Trennung der Gibellini- ſchen und Guelphiſchen Parteyen. Jtalien ſo wohl/ als Rom/ hatte ſchon lange Zeit ſich zwiſchen dem Kaͤyſer und Pabſt gethei- let/ nunmehr aber/ da der Pabſt folgends ſuchte/ dem Kaͤyſer gantz Jtalien zu entziehen/ zeigte ſich dieſe Theilung recht oͤffent- lich/ da die Pabſtgeſinnten von ihrem Anfuͤhrer/ Guelpho, Her- tzogen zu Spoleto, ſich Guelphen, die andern aber von denen damahligen Schwaͤbiſchen Kaͤyſern Gibellinen nennten. Rom ſelbſt zergliederte ſich damahls/ daß die Columniſche/ Frange- paniſche und Ceſariniſche familie es mit dem Kaͤyſer/ die Urſi- niſche und Savelliſche aber mit dem Pabſt hielten. So ver- bunden ſich zu Florentz die Strozzi, Salviati, Pazzi, Albici und Donati mit dem Kaͤyſer/ die Medici, Amadei und Cerchi a- ber mit dem Pabſt. Gleichwie auch zu Genua die Spinolæ, Adorni und Doriæ der erſten/ die Fieſchi, Grimaldi und Fre- goſi aber der andern Partey anhingen. Die Guelphen mach- ten An. 1160. Alexandrum III. zum Pabſt/ die Gibellinen a- ber/ mit welchen es nur 3. Cardinaͤle hielten/ den Cardinal O- ctavianum, der ſich Victorem nennte. Der Kaͤyſer Frideri- cus Barbaroſſa nahm ſich des letzten an; Jener aber verließ ſich auff die Frantzoͤſiſchen und Engliſchen Koͤnige/ ingleichen auff Gualvagnum, Hertzogen zu Meyland/ und andre Jtaliaͤniſche Groſſen: Ja er brachte es dahin/ daß Venedig/ Verona, Pa- dua, Tarviſo, Cremona, Breſcia, Bergamo, Mantua, Fer- rara, Bologna, Modena, Parma und Reggio dem Kaͤyſer al- len Gehorſam auffſagten/ und freye Republiqven/ jedoch unter der Ober-Auffſicht des Pabſts/ ſeyn wolten. Der Marckgraf zu N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/109
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/109>, abgerufen am 22.11.2024.