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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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und gerade auf diesen Gebieten, den eigenthümlichsten von allen, wird bald eine genaue Aenderung eintreten und eintreten müßen. Zu diesen Eigenthümlichkeiten des hiesigen Lebens gehört auch die Privatbeichte, die Carcer und Strafen vermied und einen Geist der Willigkeit und des Gehorsams verbreitete, der ohne sie gar nicht möglich gewesen wäre. Zu eben demselben gehörte auch der Geist der Zucht und der Beßerung, der zuweilen die Schulen beherrschte. Zu ebenderselben gehörte auch die Macht der stillen halben Stunde, die eine Eigenthümlichkeit des Hauses bildete. Kurz das Diaconissenhaus bildete in seiner beßeren Zeit eine eigene das ganze Leben beherrschende Schule, die unter begabten Lehrerinnen eine Alles durchdringende Kraft ausübte, die aber, wenn gerade keine selbsterzogenen Lehrerinnen da waren, unglücklich dahinfiel. Kaum wird jemand im Stande sein, die Diaconissenschule in ihren Traditionen zu beschreiben und dadurch dem Gedächtniß festzuhalten, aber noch lebt sie und trägt Früchte. Wenn die Schülerinnen des Hauses nach ihrer Heimkehr sich aus dem Pflanzgarten des Hauses in die gewohnten Umgebungen versetzt sehen, so fallen alle diese schönen Eintagsfliegen hin und allmählich auch die Erinnerung an sie. Wenn der eingesogene Geist zu stark ist, sich in das gewohnte Wesen zu schicken, dann regt er zuweilen seine Flügel wieder, Flügel, wie sie die Zugvögel haben, und es kommen die Tage der Heimsuchung und der starken Erinnerung an die Schulzeit wieder. Dann kehren die Töchter von Dettelsau wieder in ihr Mutterhaus ein und feiern einen Nachfrühling, der wohl recht schön ist, aber doch auch zu abnorm, als daß er bleiben und siegen könnte.

Die bestehende Diaconissenschule darzulegen ist eine schwierige und vielleicht auch eine nutzlose Sache, weil zur Ausführung die Gelegenheit und die Bedingungen fehlen werden.

und gerade auf diesen Gebieten, den eigenthümlichsten von allen, wird bald eine genaue Aenderung eintreten und eintreten müßen. Zu diesen Eigenthümlichkeiten des hiesigen Lebens gehört auch die Privatbeichte, die Carcer und Strafen vermied und einen Geist der Willigkeit und des Gehorsams verbreitete, der ohne sie gar nicht möglich gewesen wäre. Zu eben demselben gehörte auch der Geist der Zucht und der Beßerung, der zuweilen die Schulen beherrschte. Zu ebenderselben gehörte auch die Macht der stillen halben Stunde, die eine Eigenthümlichkeit des Hauses bildete. Kurz das Diaconissenhaus bildete in seiner beßeren Zeit eine eigene das ganze Leben beherrschende Schule, die unter begabten Lehrerinnen eine Alles durchdringende Kraft ausübte, die aber, wenn gerade keine selbsterzogenen Lehrerinnen da waren, unglücklich dahinfiel. Kaum wird jemand im Stande sein, die Diaconissenschule in ihren Traditionen zu beschreiben und dadurch dem Gedächtniß festzuhalten, aber noch lebt sie und trägt Früchte. Wenn die Schülerinnen des Hauses nach ihrer Heimkehr sich aus dem Pflanzgarten des Hauses in die gewohnten Umgebungen versetzt sehen, so fallen alle diese schönen Eintagsfliegen hin und allmählich auch die Erinnerung an sie. Wenn der eingesogene Geist zu stark ist, sich in das gewohnte Wesen zu schicken, dann regt er zuweilen seine Flügel wieder, Flügel, wie sie die Zugvögel haben, und es kommen die Tage der Heimsuchung und der starken Erinnerung an die Schulzeit wieder. Dann kehren die Töchter von Dettelsau wieder in ihr Mutterhaus ein und feiern einen Nachfrühling, der wohl recht schön ist, aber doch auch zu abnorm, als daß er bleiben und siegen könnte.

Die bestehende Diaconissenschule darzulegen ist eine schwierige und vielleicht auch eine nutzlose Sache, weil zur Ausführung die Gelegenheit und die Bedingungen fehlen werden.

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[89/0089] und gerade auf diesen Gebieten, den eigenthümlichsten von allen, wird bald eine genaue Aenderung eintreten und eintreten müßen. Zu diesen Eigenthümlichkeiten des hiesigen Lebens gehört auch die Privatbeichte, die Carcer und Strafen vermied und einen Geist der Willigkeit und des Gehorsams verbreitete, der ohne sie gar nicht möglich gewesen wäre. Zu eben demselben gehörte auch der Geist der Zucht und der Beßerung, der zuweilen die Schulen beherrschte. Zu ebenderselben gehörte auch die Macht der stillen halben Stunde, die eine Eigenthümlichkeit des Hauses bildete. Kurz das Diaconissenhaus bildete in seiner beßeren Zeit eine eigene das ganze Leben beherrschende Schule, die unter begabten Lehrerinnen eine Alles durchdringende Kraft ausübte, die aber, wenn gerade keine selbsterzogenen Lehrerinnen da waren, unglücklich dahinfiel. Kaum wird jemand im Stande sein, die Diaconissenschule in ihren Traditionen zu beschreiben und dadurch dem Gedächtniß festzuhalten, aber noch lebt sie und trägt Früchte. Wenn die Schülerinnen des Hauses nach ihrer Heimkehr sich aus dem Pflanzgarten des Hauses in die gewohnten Umgebungen versetzt sehen, so fallen alle diese schönen Eintagsfliegen hin und allmählich auch die Erinnerung an sie. Wenn der eingesogene Geist zu stark ist, sich in das gewohnte Wesen zu schicken, dann regt er zuweilen seine Flügel wieder, Flügel, wie sie die Zugvögel haben, und es kommen die Tage der Heimsuchung und der starken Erinnerung an die Schulzeit wieder. Dann kehren die Töchter von Dettelsau wieder in ihr Mutterhaus ein und feiern einen Nachfrühling, der wohl recht schön ist, aber doch auch zu abnorm, als daß er bleiben und siegen könnte. Die bestehende Diaconissenschule darzulegen ist eine schwierige und vielleicht auch eine nutzlose Sache, weil zur Ausführung die Gelegenheit und die Bedingungen fehlen werden.

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/89>, abgerufen am 28.11.2024.