Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.verschiedene Ausgaben 132 Gulden und 23 Kreuzer, für eine Menge unbelegter Kleinigkeiten 351 Gulden. Von dieser gesammten Bausumma waren nur 1196 Gulden und 35 Kreuzer Geschenke vorhanden, alles andere war geliehenes Geld. Der den Bau wagte, war ein völlig armer Mann. Als ihn der Beamte fragte, wie viel bereits Aussicht auf Baucapital da war, sagte er: 7000 Gulden. Der Beamte fragte weiter, ob das Geschenke seien, er aber sprach: "nein, verzinsbares Darlehen" und erinnert sich noch, was für ein geringschätziges Gesicht er darauf davontrug. Und in der That, war es doch ein reines Wagniß, aus einer solchen Armuth sich zum Bau zu entschließen. Da könnte man freilich denken, der Glaube sei eben so groß gewesen, daß man sich vor der Schuldenlast nicht gefürchtet habe. Der Bauunternehmer hatte aber seinen Glauben nicht gewogen, oder vielleicht überhaupt nicht gewußt, was er that. Er war niemals mit viel Geld umgegangen und hatte noch wenig Erfahrung gemacht, wie schwer es herbeizuschaffen sei, und dennoch wagte er, was er wagte, und die ihm das Geld liehen, wagten selbstverständlich auch. Dennoch ist weder der Bauunternehmer, noch der Gelddarleiher zu Schanden geworden, und wenn auch mehr als einmal dem ersteren die Waßer der Sorge bis an den Hals giengen, so ist ihm doch nicht blos zu der Bausumma, sondern zu noch weit mehr geholfen worden, nämlich zu all dem großen Haufen Geld, den er auch ferner zum Ankauf so vieler Grundstücke und zum Bau so vieler Häuser bedurft hat. Man kann sagen, er sei dem Schwimmer gleich gewesen, der, je länger er schwamm, desto mehr Kraft fühlte, weiter zu schwimmen. Obendrein hatte er gar kein Talent zu betteln und Geschenke aufzubringen und hatte auch kaum Jemand um Gaben angesprochen. Er glich nicht dem großen und reich gesegneten Bettler, dem, wie ich gehört habe, ein verschiedene Ausgaben 132 Gulden und 23 Kreuzer, für eine Menge unbelegter Kleinigkeiten 351 Gulden. Von dieser gesammten Bausumma waren nur 1196 Gulden und 35 Kreuzer Geschenke vorhanden, alles andere war geliehenes Geld. Der den Bau wagte, war ein völlig armer Mann. Als ihn der Beamte fragte, wie viel bereits Aussicht auf Baucapital da war, sagte er: 7000 Gulden. Der Beamte fragte weiter, ob das Geschenke seien, er aber sprach: „nein, verzinsbares Darlehen“ und erinnert sich noch, was für ein geringschätziges Gesicht er darauf davontrug. Und in der That, war es doch ein reines Wagniß, aus einer solchen Armuth sich zum Bau zu entschließen. Da könnte man freilich denken, der Glaube sei eben so groß gewesen, daß man sich vor der Schuldenlast nicht gefürchtet habe. Der Bauunternehmer hatte aber seinen Glauben nicht gewogen, oder vielleicht überhaupt nicht gewußt, was er that. Er war niemals mit viel Geld umgegangen und hatte noch wenig Erfahrung gemacht, wie schwer es herbeizuschaffen sei, und dennoch wagte er, was er wagte, und die ihm das Geld liehen, wagten selbstverständlich auch. Dennoch ist weder der Bauunternehmer, noch der Gelddarleiher zu Schanden geworden, und wenn auch mehr als einmal dem ersteren die Waßer der Sorge bis an den Hals giengen, so ist ihm doch nicht blos zu der Bausumma, sondern zu noch weit mehr geholfen worden, nämlich zu all dem großen Haufen Geld, den er auch ferner zum Ankauf so vieler Grundstücke und zum Bau so vieler Häuser bedurft hat. Man kann sagen, er sei dem Schwimmer gleich gewesen, der, je länger er schwamm, desto mehr Kraft fühlte, weiter zu schwimmen. Obendrein hatte er gar kein Talent zu betteln und Geschenke aufzubringen und hatte auch kaum Jemand um Gaben angesprochen. Er glich nicht dem großen und reich gesegneten Bettler, dem, wie ich gehört habe, ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/> verschiedene Ausgaben 132 Gulden und 23 Kreuzer, für eine Menge unbelegter Kleinigkeiten 351 Gulden. Von dieser gesammten Bausumma waren nur 1196 Gulden und 35 Kreuzer Geschenke vorhanden, alles andere war geliehenes Geld. Der den Bau wagte, war ein völlig armer Mann. Als ihn der Beamte fragte, wie viel bereits Aussicht auf Baucapital da war, sagte er: 7000 Gulden. Der Beamte fragte weiter, ob das Geschenke seien, er aber sprach: „nein, verzinsbares Darlehen“ und erinnert sich noch, was für ein geringschätziges Gesicht er darauf davontrug. Und in der That, war es doch ein reines Wagniß, aus einer solchen Armuth sich zum Bau zu entschließen. Da könnte man freilich denken, der Glaube sei eben so groß gewesen, daß man sich vor der Schuldenlast nicht gefürchtet habe. Der Bauunternehmer hatte aber seinen Glauben nicht gewogen, oder vielleicht überhaupt nicht gewußt, was er that. Er war niemals mit viel Geld umgegangen und hatte noch wenig Erfahrung gemacht, wie schwer es herbeizuschaffen sei, und dennoch wagte er, was er wagte, und die ihm das Geld liehen, wagten selbstverständlich auch. Dennoch ist weder der Bauunternehmer, noch der Gelddarleiher zu Schanden geworden, und wenn auch mehr als einmal dem ersteren die Waßer der Sorge bis an den Hals giengen, so ist ihm doch nicht blos zu der Bausumma, sondern zu noch weit mehr geholfen worden, nämlich zu all dem großen Haufen Geld, den er auch ferner zum Ankauf so vieler Grundstücke und zum Bau so vieler Häuser bedurft hat. Man kann sagen, er sei dem Schwimmer gleich gewesen, der, je länger er schwamm, desto mehr Kraft fühlte, weiter zu schwimmen. Obendrein hatte er gar kein Talent zu betteln und Geschenke aufzubringen und hatte auch kaum Jemand um Gaben angesprochen. Er glich nicht dem großen und reich gesegneten Bettler, dem, wie ich gehört habe, ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
verschiedene Ausgaben 132 Gulden und 23 Kreuzer, für eine Menge unbelegter Kleinigkeiten 351 Gulden. Von dieser gesammten Bausumma waren nur 1196 Gulden und 35 Kreuzer Geschenke vorhanden, alles andere war geliehenes Geld. Der den Bau wagte, war ein völlig armer Mann. Als ihn der Beamte fragte, wie viel bereits Aussicht auf Baucapital da war, sagte er: 7000 Gulden. Der Beamte fragte weiter, ob das Geschenke seien, er aber sprach: „nein, verzinsbares Darlehen“ und erinnert sich noch, was für ein geringschätziges Gesicht er darauf davontrug. Und in der That, war es doch ein reines Wagniß, aus einer solchen Armuth sich zum Bau zu entschließen. Da könnte man freilich denken, der Glaube sei eben so groß gewesen, daß man sich vor der Schuldenlast nicht gefürchtet habe. Der Bauunternehmer hatte aber seinen Glauben nicht gewogen, oder vielleicht überhaupt nicht gewußt, was er that. Er war niemals mit viel Geld umgegangen und hatte noch wenig Erfahrung gemacht, wie schwer es herbeizuschaffen sei, und dennoch wagte er, was er wagte, und die ihm das Geld liehen, wagten selbstverständlich auch. Dennoch ist weder der Bauunternehmer, noch der Gelddarleiher zu Schanden geworden, und wenn auch mehr als einmal dem ersteren die Waßer der Sorge bis an den Hals giengen, so ist ihm doch nicht blos zu der Bausumma, sondern zu noch weit mehr geholfen worden, nämlich zu all dem großen Haufen Geld, den er auch ferner zum Ankauf so vieler Grundstücke und zum Bau so vieler Häuser bedurft hat. Man kann sagen, er sei dem Schwimmer gleich gewesen, der, je länger er schwamm, desto mehr Kraft fühlte, weiter zu schwimmen. Obendrein hatte er gar kein Talent zu betteln und Geschenke aufzubringen und hatte auch kaum Jemand um Gaben angesprochen. Er glich nicht dem großen und reich gesegneten Bettler, dem, wie ich gehört habe, ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-03T16:04:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-03T16:04:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-03T16:04:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |