Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.20. 9. Lection. Ja sollen wir denn nun der edlen Frauen vergeßen, die den berühmten Helden in die Arbeit der Barmherzigkeit nachgiengen und zum starken Wein der männlichen Barmherzigkeit das milde Oel der weiblichen Barmherzigkeit brachten? Stehen wir nicht also, daß wir von diesem Hause, das der Barmherzigkeit geweiht ist, hinüberschauen in die Gegend, wo neben den heiligen Brüdern Willibald und Wunnibald die hehre Dienerin Jesu Walburgis lebte und wirkte und starb, die da "fleißig war in der Arbeit ihrer Hände, fleißiger noch im Lesen und Betrachten der h. Schrift, am allerfleißigsten im Gebete," von deren Andenken unzertrennlich ist Oel und Wein des guten Samariters und die Lampe der wachsamen Jungfrau, die wie eine Prophetin nach dem Tod, des Bruders auch unter den Männern waltete und heimgegangen ist unter Freuden der Engel und Klagen der Menschen am 25. Febr. 777?
Erster Knabe: Es ist nicht mehr, wie es ist gewesen in der Zeit der Helden, und wie schwach und klein sind unsre Tage in den Werken und Thaten der Barmherzigkeit, wenn man sie mit der Vorzeit vergleicht! Aber dennoch, ragen auch keine Bäume der Barmherzigkeit, so sproßt es doch allenthalben wieder von Gras und Kraut der Barmherzigkeit, der HErr läßt aus seinen Odem der Barmherzigkeit und verneuert die Gestalt der Erde. Gesegnet seien, die dem Triebe Seines Odems und Geistes folgen, die ihre Kleider schürzen und ihre Hände rüsten zu Werken der Barmherzigkeit in unsern Tagen, auf daß Christus an ihnen und sie an Christo und von Ihm gepriesen werden am großen Tage. Alle Lectoren: Amen. Zweiter Knabe: Ueber eine Weile, so sind wir nicht mehr da, sondern schauen Sein Angesicht in Gerechtigkeit und genießen seine Freuden in Ewigkeit. Aber so lang es währt auf dieser armen Erde, laßt uns dem barmherzigen Jesu in Barmherzigkeit dienen. Es ist uns hier ein Haus der Barmherzigkeit erbaut und eine Stätte der Andacht und 20. 9. Lection. Ja sollen wir denn nun der edlen Frauen vergeßen, die den berühmten Helden in die Arbeit der Barmherzigkeit nachgiengen und zum starken Wein der männlichen Barmherzigkeit das milde Oel der weiblichen Barmherzigkeit brachten? Stehen wir nicht also, daß wir von diesem Hause, das der Barmherzigkeit geweiht ist, hinüberschauen in die Gegend, wo neben den heiligen Brüdern Willibald und Wunnibald die hehre Dienerin Jesu Walburgis lebte und wirkte und starb, die da „fleißig war in der Arbeit ihrer Hände, fleißiger noch im Lesen und Betrachten der h. Schrift, am allerfleißigsten im Gebete,“ von deren Andenken unzertrennlich ist Oel und Wein des guten Samariters und die Lampe der wachsamen Jungfrau, die wie eine Prophetin nach dem Tod, des Bruders auch unter den Männern waltete und heimgegangen ist unter Freuden der Engel und Klagen der Menschen am 25. Febr. 777?
Erster Knabe: Es ist nicht mehr, wie es ist gewesen in der Zeit der Helden, und wie schwach und klein sind unsre Tage in den Werken und Thaten der Barmherzigkeit, wenn man sie mit der Vorzeit vergleicht! Aber dennoch, ragen auch keine Bäume der Barmherzigkeit, so sproßt es doch allenthalben wieder von Gras und Kraut der Barmherzigkeit, der HErr läßt aus seinen Odem der Barmherzigkeit und verneuert die Gestalt der Erde. Gesegnet seien, die dem Triebe Seines Odems und Geistes folgen, die ihre Kleider schürzen und ihre Hände rüsten zu Werken der Barmherzigkeit in unsern Tagen, auf daß Christus an ihnen und sie an Christo und von Ihm gepriesen werden am großen Tage. Alle Lectoren: Amen. Zweiter Knabe: Ueber eine Weile, so sind wir nicht mehr da, sondern schauen Sein Angesicht in Gerechtigkeit und genießen seine Freuden in Ewigkeit. Aber so lang es währt auf dieser armen Erde, laßt uns dem barmherzigen Jesu in Barmherzigkeit dienen. Es ist uns hier ein Haus der Barmherzigkeit erbaut und eine Stätte der Andacht und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0064" n="64"/> <div n="3"> <head>20.<lb/><hi rendition="#b">9. Lection.</hi></head><lb/> <p>Ja sollen wir denn nun der edlen <hi rendition="#g">Frauen</hi> vergeßen, die den berühmten Helden in die Arbeit der Barmherzigkeit nachgiengen und zum starken Wein der männlichen Barmherzigkeit das milde Oel der weiblichen Barmherzigkeit brachten? Stehen wir nicht also, daß wir von diesem Hause, das der Barmherzigkeit geweiht ist, hinüberschauen in die Gegend, wo neben den heiligen Brüdern Willibald und Wunnibald die hehre Dienerin Jesu Walburgis lebte und wirkte und starb, die da „fleißig war in der Arbeit ihrer Hände, fleißiger noch im Lesen und Betrachten der h. Schrift, am allerfleißigsten im Gebete,“ von deren Andenken unzertrennlich ist Oel und Wein des guten Samariters und die Lampe der wachsamen Jungfrau, die wie eine Prophetin nach dem Tod, des Bruders auch unter den Männern waltete und heimgegangen ist unter Freuden der Engel und Klagen der Menschen am 25. Febr. 777?</p> <table> <row> <cell> <hi rendition="#g">Alle Lectoren:</hi> </cell> <cell>Der Tod seiner Heiligen ist werth gehalten<lb/> vor dem HErrn.</cell> </row> </table> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Erster Knabe</hi>:</p> <p>Es ist nicht mehr, wie es ist gewesen in der Zeit der Helden, und wie schwach und klein sind unsre Tage in den Werken und Thaten der Barmherzigkeit, wenn man sie mit der Vorzeit vergleicht! Aber dennoch, ragen auch keine Bäume der Barmherzigkeit, so sproßt es doch allenthalben wieder von Gras und Kraut der Barmherzigkeit, der HErr läßt aus seinen Odem der Barmherzigkeit und verneuert die Gestalt der Erde. Gesegnet seien, die dem Triebe Seines Odems und Geistes folgen, die ihre Kleider schürzen und ihre Hände rüsten zu Werken der Barmherzigkeit in unsern Tagen, auf daß Christus an ihnen und sie an Christo und von Ihm gepriesen werden am großen Tage.</p> <p><hi rendition="#g">Alle Lectoren</hi>: Amen.</p> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweiter Knabe</hi>:</p> <p>Ueber eine Weile, so sind wir nicht mehr da, sondern schauen Sein Angesicht in Gerechtigkeit und genießen seine Freuden in Ewigkeit. Aber so lang es währt auf dieser armen Erde, laßt uns dem barmherzigen Jesu in Barmherzigkeit dienen. Es ist uns hier ein Haus der Barmherzigkeit erbaut und eine Stätte der Andacht und </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0064]
20.
9. Lection.
Ja sollen wir denn nun der edlen Frauen vergeßen, die den berühmten Helden in die Arbeit der Barmherzigkeit nachgiengen und zum starken Wein der männlichen Barmherzigkeit das milde Oel der weiblichen Barmherzigkeit brachten? Stehen wir nicht also, daß wir von diesem Hause, das der Barmherzigkeit geweiht ist, hinüberschauen in die Gegend, wo neben den heiligen Brüdern Willibald und Wunnibald die hehre Dienerin Jesu Walburgis lebte und wirkte und starb, die da „fleißig war in der Arbeit ihrer Hände, fleißiger noch im Lesen und Betrachten der h. Schrift, am allerfleißigsten im Gebete,“ von deren Andenken unzertrennlich ist Oel und Wein des guten Samariters und die Lampe der wachsamen Jungfrau, die wie eine Prophetin nach dem Tod, des Bruders auch unter den Männern waltete und heimgegangen ist unter Freuden der Engel und Klagen der Menschen am 25. Febr. 777?
Alle Lectoren: Der Tod seiner Heiligen ist werth gehalten
vor dem HErrn.
Erster Knabe:
Es ist nicht mehr, wie es ist gewesen in der Zeit der Helden, und wie schwach und klein sind unsre Tage in den Werken und Thaten der Barmherzigkeit, wenn man sie mit der Vorzeit vergleicht! Aber dennoch, ragen auch keine Bäume der Barmherzigkeit, so sproßt es doch allenthalben wieder von Gras und Kraut der Barmherzigkeit, der HErr läßt aus seinen Odem der Barmherzigkeit und verneuert die Gestalt der Erde. Gesegnet seien, die dem Triebe Seines Odems und Geistes folgen, die ihre Kleider schürzen und ihre Hände rüsten zu Werken der Barmherzigkeit in unsern Tagen, auf daß Christus an ihnen und sie an Christo und von Ihm gepriesen werden am großen Tage.
Alle Lectoren: Amen.
Zweiter Knabe:
Ueber eine Weile, so sind wir nicht mehr da, sondern schauen Sein Angesicht in Gerechtigkeit und genießen seine Freuden in Ewigkeit. Aber so lang es währt auf dieser armen Erde, laßt uns dem barmherzigen Jesu in Barmherzigkeit dienen. Es ist uns hier ein Haus der Barmherzigkeit erbaut und eine Stätte der Andacht und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/64 |
Zitationshilfe: | Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/64>, abgerufen am 16.02.2025. |