Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.17. Man hat nicht vor, Neuendettelsau zum bleibenden Sitz einer solchen Anstalt vorzuschlagen, sondern allein den Anfang da zu machen und weiter zu gehen, so wie sich die ganze Sache mehr geformt und geweitert hat. 18. Jedenfalls wird nichts begonnen, bevor die k. Regierung ihre Genehmigung zur Gründung von Spitälern und zur Gründung des obbezeichneten Vereins gegeben hat. §. 2. Diaconissenanstalt Neuendettelsau. Ehe wir nun zur Erzählung unsrer ersten Diaconissenzeit übergehen, dürfen wir nicht leugnen, wie wenig uns von Anfang an daran gelegen war, andern Diaconissenanstalten ähnlich zu werden. Wir haben keine Reise gemacht, um Fliedner's große und mit Recht berühmte Arbeit anzusehen; wir haben kaum einen Bericht gelesen, wir haben uns die Gedanken je nach unsern Bedürfnissen gemacht und haben recht wohl gewußt, daß wir die Leute nicht waren, andern nachzufolgen. Obendrein waren wir ja Lutheraner, die bereits ihre Geschichte gehabt und abgeschloßen hatten, die nichts gewisseres wußten, als daß man ihnen von vielen Seiten her schon um ihrer Vergangenheit willen wenig Vertrauen schenkte. Dennoch sahen wir selbst in unsrer Vergangenheit gar kein Hindernis, unsrer Heimath zu dienen, sondern im Gegentheil glaubten wir, derselbigen unsern praktischen Dienst schuldig zu sein und es dabei getrost erwarten zu können, bis unsre Misgönner an dem von uns zu leistenden Dienst klar würden, was und wie wir es meinten. Was wir je und je gewollt hatten, schien uns recht zu sein, und daß man uns von vornherein weder glaubte noch zutraute, daß wir es gut meinten, schien uns nicht an unserm Verhalten, sondern an den Verhältnissen zu liegen, unter denen 17. Man hat nicht vor, Neuendettelsau zum bleibenden Sitz einer solchen Anstalt vorzuschlagen, sondern allein den Anfang da zu machen und weiter zu gehen, so wie sich die ganze Sache mehr geformt und geweitert hat. 18. Jedenfalls wird nichts begonnen, bevor die k. Regierung ihre Genehmigung zur Gründung von Spitälern und zur Gründung des obbezeichneten Vereins gegeben hat. §. 2. Diaconissenanstalt Neuendettelsau. Ehe wir nun zur Erzählung unsrer ersten Diaconissenzeit übergehen, dürfen wir nicht leugnen, wie wenig uns von Anfang an daran gelegen war, andern Diaconissenanstalten ähnlich zu werden. Wir haben keine Reise gemacht, um Fliedner’s große und mit Recht berühmte Arbeit anzusehen; wir haben kaum einen Bericht gelesen, wir haben uns die Gedanken je nach unsern Bedürfnissen gemacht und haben recht wohl gewußt, daß wir die Leute nicht waren, andern nachzufolgen. Obendrein waren wir ja Lutheraner, die bereits ihre Geschichte gehabt und abgeschloßen hatten, die nichts gewisseres wußten, als daß man ihnen von vielen Seiten her schon um ihrer Vergangenheit willen wenig Vertrauen schenkte. Dennoch sahen wir selbst in unsrer Vergangenheit gar kein Hindernis, unsrer Heimath zu dienen, sondern im Gegentheil glaubten wir, derselbigen unsern praktischen Dienst schuldig zu sein und es dabei getrost erwarten zu können, bis unsre Misgönner an dem von uns zu leistenden Dienst klar würden, was und wie wir es meinten. Was wir je und je gewollt hatten, schien uns recht zu sein, und daß man uns von vornherein weder glaubte noch zutraute, daß wir es gut meinten, schien uns nicht an unserm Verhalten, sondern an den Verhältnissen zu liegen, unter denen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="27"/> <p>17. Man hat nicht vor, Neuendettelsau zum bleibenden Sitz einer solchen Anstalt vorzuschlagen, sondern allein den Anfang da zu machen und weiter zu gehen, so wie sich die ganze Sache mehr geformt und geweitert hat.</p> <p>18. Jedenfalls wird nichts begonnen, bevor die k. Regierung ihre Genehmigung zur Gründung von Spitälern und zur Gründung des obbezeichneten Vereins gegeben hat.</p> </div> <div n="1"> <head>§. 2.</head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Diaconissenanstalt Neuendettelsau.</hi> </head><lb/> <p>Ehe wir nun zur Erzählung unsrer ersten Diaconissenzeit übergehen, dürfen wir nicht leugnen, wie wenig uns von Anfang an daran gelegen war, andern Diaconissenanstalten ähnlich zu werden. Wir haben keine Reise gemacht, um <hi rendition="#g">Fliedner</hi>’s große und mit Recht berühmte Arbeit anzusehen; wir haben kaum einen Bericht gelesen, wir haben uns die Gedanken je nach unsern Bedürfnissen gemacht und haben recht wohl gewußt, daß wir die Leute nicht waren, andern nachzufolgen. Obendrein waren wir ja <hi rendition="#g">Lutheraner, die bereits ihre Geschichte gehabt und abgeschloßen hatten</hi>, die nichts gewisseres wußten, als daß man ihnen von vielen Seiten her schon um ihrer Vergangenheit willen wenig Vertrauen schenkte. Dennoch sahen wir <hi rendition="#g">selbst</hi> in unsrer Vergangenheit gar kein Hindernis, unsrer Heimath zu dienen, sondern im Gegentheil glaubten wir, derselbigen unsern praktischen Dienst schuldig zu sein und es dabei getrost erwarten zu können, bis unsre Misgönner an dem von uns zu leistenden Dienst klar würden, was und wie wir es meinten. Was wir je und je gewollt hatten, schien uns recht zu sein, und daß man uns von vornherein weder glaubte noch zutraute, daß wir es gut meinten, schien uns nicht <hi rendition="#g">an unserm Verhalten, sondern an den Verhältnissen</hi> zu liegen, unter denen </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
17. Man hat nicht vor, Neuendettelsau zum bleibenden Sitz einer solchen Anstalt vorzuschlagen, sondern allein den Anfang da zu machen und weiter zu gehen, so wie sich die ganze Sache mehr geformt und geweitert hat.
18. Jedenfalls wird nichts begonnen, bevor die k. Regierung ihre Genehmigung zur Gründung von Spitälern und zur Gründung des obbezeichneten Vereins gegeben hat.
§. 2.
Diaconissenanstalt Neuendettelsau.
Ehe wir nun zur Erzählung unsrer ersten Diaconissenzeit übergehen, dürfen wir nicht leugnen, wie wenig uns von Anfang an daran gelegen war, andern Diaconissenanstalten ähnlich zu werden. Wir haben keine Reise gemacht, um Fliedner’s große und mit Recht berühmte Arbeit anzusehen; wir haben kaum einen Bericht gelesen, wir haben uns die Gedanken je nach unsern Bedürfnissen gemacht und haben recht wohl gewußt, daß wir die Leute nicht waren, andern nachzufolgen. Obendrein waren wir ja Lutheraner, die bereits ihre Geschichte gehabt und abgeschloßen hatten, die nichts gewisseres wußten, als daß man ihnen von vielen Seiten her schon um ihrer Vergangenheit willen wenig Vertrauen schenkte. Dennoch sahen wir selbst in unsrer Vergangenheit gar kein Hindernis, unsrer Heimath zu dienen, sondern im Gegentheil glaubten wir, derselbigen unsern praktischen Dienst schuldig zu sein und es dabei getrost erwarten zu können, bis unsre Misgönner an dem von uns zu leistenden Dienst klar würden, was und wie wir es meinten. Was wir je und je gewollt hatten, schien uns recht zu sein, und daß man uns von vornherein weder glaubte noch zutraute, daß wir es gut meinten, schien uns nicht an unserm Verhalten, sondern an den Verhältnissen zu liegen, unter denen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-03T16:04:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-03T16:04:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-03T16:04:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |