Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.darlegen, von welcher Auferstehung der Todten St. Paulus in diesem Texte redet, zweitens: was er unter dem Entgegenkommen zu dieser Auferstehung meint. Endlich werde ich euch drittens sagen, was für eine Anwendung von dem allen auf mich und euch zu machen ist. I. Bei der Angabe meiner Theile, ihr lieben Brüder und Schwestern, könnte es manchem unter euch wunderlich vorgekommen sein, daß ich sagte, ich wolle zu allererst angeben, welche Auferstehung St. Paulus im Texte meine. Allein, meine lieben Brüder, ich erinnere euch an eine Stelle der Offenbarung St. Johannis Cap. 20, v. 5, in welcher es ausdrücklich heißt: "Dies ist die erste Auferstehung." Gibt es eine erste, so muß es mindestens noch eine zweite geben, wie denn auch wirklich in dem genannten 20. Cap. der Offenbarung am Schluß auch von der zweiten Auferstehung die Rede ist. Zwar haben manche die erste Auferstehung als eine Auferstehung nur der Seelen nehmen wollen, allein dadurch wird dem Worte Auferstehung sein eigentümlicher Sinn genommen, ein Seelentod gelehrt und ohne alle Veranlaßung des Textes selber die erste und die zweite Auferstehung von einander dermaßen unterschieden, daß man am Ende nicht mehr weiß, warum sie beide in eine Reihe gestellt und gezählt werden. Und warum nimmt man der Schrift ihren nächsten Sinn? Am Ende aus keinem anderen Grund, als weil man keine Lust hat, sich mit demselben zu befreunden und auch in diesem Stücke die Vernunft dem Gehorsam des Glaubens unterzuordnen. Laßen wir daher getrost die Stelle so, wie sie ist, und verstehen wir in Gottes Namen den Ausdruck: "die Seelen wurden lebendig" so, wie man ihn im Zusammenhang des ganzen Haushalts Gottes verstehen muß, nämlich gleich bedeutend mit: "sie bekamen ihre Leiber wieder," so daß eine todte Seele nicht eine solche ist, die ihr eignes Leben verlor, sondern die des Leibes Leben darlegen, von welcher Auferstehung der Todten St. Paulus in diesem Texte redet, zweitens: was er unter dem Entgegenkommen zu dieser Auferstehung meint. Endlich werde ich euch drittens sagen, was für eine Anwendung von dem allen auf mich und euch zu machen ist. I. Bei der Angabe meiner Theile, ihr lieben Brüder und Schwestern, könnte es manchem unter euch wunderlich vorgekommen sein, daß ich sagte, ich wolle zu allererst angeben, welche Auferstehung St. Paulus im Texte meine. Allein, meine lieben Brüder, ich erinnere euch an eine Stelle der Offenbarung St. Johannis Cap. 20, v. 5, in welcher es ausdrücklich heißt: „Dies ist die erste Auferstehung.“ Gibt es eine erste, so muß es mindestens noch eine zweite geben, wie denn auch wirklich in dem genannten 20. Cap. der Offenbarung am Schluß auch von der zweiten Auferstehung die Rede ist. Zwar haben manche die erste Auferstehung als eine Auferstehung nur der Seelen nehmen wollen, allein dadurch wird dem Worte Auferstehung sein eigentümlicher Sinn genommen, ein Seelentod gelehrt und ohne alle Veranlaßung des Textes selber die erste und die zweite Auferstehung von einander dermaßen unterschieden, daß man am Ende nicht mehr weiß, warum sie beide in eine Reihe gestellt und gezählt werden. Und warum nimmt man der Schrift ihren nächsten Sinn? Am Ende aus keinem anderen Grund, als weil man keine Lust hat, sich mit demselben zu befreunden und auch in diesem Stücke die Vernunft dem Gehorsam des Glaubens unterzuordnen. Laßen wir daher getrost die Stelle so, wie sie ist, und verstehen wir in Gottes Namen den Ausdruck: „die Seelen wurden lebendig“ so, wie man ihn im Zusammenhang des ganzen Haushalts Gottes verstehen muß, nämlich gleich bedeutend mit: „sie bekamen ihre Leiber wieder,“ so daß eine todte Seele nicht eine solche ist, die ihr eignes Leben verlor, sondern die des Leibes Leben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/> darlegen, <hi rendition="#g">von welcher Auferstehung der Todten St. Paulus in diesem Texte redet</hi>, zweitens: <hi rendition="#g">was er unter dem Entgegenkommen zu dieser Auferstehung meint</hi>. 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Zwar haben manche die erste Auferstehung als eine Auferstehung nur der Seelen nehmen wollen, allein dadurch wird dem Worte Auferstehung sein eigentümlicher Sinn genommen, ein Seelentod gelehrt und ohne alle Veranlaßung des Textes selber die erste und die zweite Auferstehung von einander dermaßen unterschieden, daß man am Ende nicht mehr weiß, warum sie beide in eine Reihe gestellt und gezählt werden. Und warum nimmt man der Schrift ihren nächsten Sinn? Am Ende aus keinem anderen Grund, als weil man keine Lust hat, sich mit demselben zu befreunden und auch in diesem Stücke die Vernunft dem Gehorsam des Glaubens unterzuordnen. Laßen wir daher getrost die Stelle so, wie sie ist, und verstehen wir in Gottes Namen den Ausdruck: „die Seelen wurden lebendig“ so, wie man ihn im Zusammenhang des ganzen Haushalts Gottes verstehen muß, nämlich gleich bedeutend mit: „sie bekamen ihre Leiber wieder,“ so daß eine todte Seele nicht eine solche ist, die ihr eignes Leben verlor, sondern die des Leibes Leben </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
darlegen, von welcher Auferstehung der Todten St. Paulus in diesem Texte redet, zweitens: was er unter dem Entgegenkommen zu dieser Auferstehung meint. Endlich werde ich euch drittens sagen, was für eine Anwendung von dem allen auf mich und euch zu machen ist.
I.
Bei der Angabe meiner Theile, ihr lieben Brüder und Schwestern, könnte es manchem unter euch wunderlich vorgekommen sein, daß ich sagte, ich wolle zu allererst angeben, welche Auferstehung St. Paulus im Texte meine. Allein, meine lieben Brüder, ich erinnere euch an eine Stelle der Offenbarung St. Johannis Cap. 20, v. 5, in welcher es ausdrücklich heißt: „Dies ist die erste Auferstehung.“ Gibt es eine erste, so muß es mindestens noch eine zweite geben, wie denn auch wirklich in dem genannten 20. Cap. der Offenbarung am Schluß auch von der zweiten Auferstehung die Rede ist. Zwar haben manche die erste Auferstehung als eine Auferstehung nur der Seelen nehmen wollen, allein dadurch wird dem Worte Auferstehung sein eigentümlicher Sinn genommen, ein Seelentod gelehrt und ohne alle Veranlaßung des Textes selber die erste und die zweite Auferstehung von einander dermaßen unterschieden, daß man am Ende nicht mehr weiß, warum sie beide in eine Reihe gestellt und gezählt werden. Und warum nimmt man der Schrift ihren nächsten Sinn? Am Ende aus keinem anderen Grund, als weil man keine Lust hat, sich mit demselben zu befreunden und auch in diesem Stücke die Vernunft dem Gehorsam des Glaubens unterzuordnen. Laßen wir daher getrost die Stelle so, wie sie ist, und verstehen wir in Gottes Namen den Ausdruck: „die Seelen wurden lebendig“ so, wie man ihn im Zusammenhang des ganzen Haushalts Gottes verstehen muß, nämlich gleich bedeutend mit: „sie bekamen ihre Leiber wieder,“ so daß eine todte Seele nicht eine solche ist, die ihr eignes Leben verlor, sondern die des Leibes Leben
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