Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.sein, die aus den Gräbern des todten weltlichen Wesens auf die Beine fahren! Oder ist niemand da, der von der Auferstehung der Todten, der ersten, mit Sehnsucht reden hört? Wohlan, steht auf, und kommt entgegen der Auferstehung! Ihr habt keine Vorzüge, wie sie St. Paulus hatte; ihr seid nicht aus Israel, nicht aus Benjamin, keine Schüler Gamaliels, keine Eiferer am Gesetz, nicht unsträflich in dessen Erfüllung. Ihr gehört nicht zum Adel der Welt; ihr wißt von euren Vätern nichts; ihr wißt nicht, seid ihr Slaven oder Franken. Was habt ihr zu rühmen, zu schätzen und inne zu halten? Ihr seid aus einem ungläubigen Volk, aus einer verkommenen Kirche, eine thatenlose weisheitsleere glaubensarme jämmerliche Schaar, - und ich bin, wie ihr. Da stehn wir und sehen das Morgenroth der Zukunft leuchten, das Ende kommen und den HErrn mit Seiner Auferstehung, und wir sind über und über beschlabbert mit dem Schmutze und der Niederträchtigkeit unsres gemeinen Lebens. Womit wir zu brechen haben, was wir für Schaden und Auskehricht achten sollen, das sind keine Vorzüge, nein, das ist Schade und Auskehricht, ja, mehr, als das, Sünde, Welt und Teufel. Das können wir leicht verachten und verlaßen und mächtig sollt' es uns ziehen zu dem, der da kommt und mit ihm sein Lohn, zu unserem HErrn, dem König und Sieger, zur Kraft Seiner Auferstehung, zur Gemeinschaft Seiner Leiden und zur Aehnlichkeit Seines Todes. Was kann die Seele mächtiger anziehen, als Er und Sein Verdienst und Reichtum?! Alle Religionen der Welt sind menschliche Gedanken, oft teufelische Institutionen, höchstens Ueberreste beßerer Tage und Ahnungen einer größeren Zukunft; aber Jesus von Nazareth und Seine überschwängliche Erkenntnis sind alleine dasjenige, was unsre Seelen aus dem Staube des Elends und aus der Tiefe der Sündenhöhlen vollkommen befriedigen, beseeligen, erneuen und umschaffen kann. Ihn gewinnen und in Ihm erfunden werden; welche Herlichkeit! Und hier, meine lieben Brüder, möcht' ich mich vor dem Herrn verbergen und euch mit mir; denn wir sind ja getauft, also könnten, sollten wir Ihn haben und in Ihm erfunden sein, die aus den Gräbern des todten weltlichen Wesens auf die Beine fahren! Oder ist niemand da, der von der Auferstehung der Todten, der ersten, mit Sehnsucht reden hört? Wohlan, steht auf, und kommt entgegen der Auferstehung! Ihr habt keine Vorzüge, wie sie St. Paulus hatte; ihr seid nicht aus Israel, nicht aus Benjamin, keine Schüler Gamaliels, keine Eiferer am Gesetz, nicht unsträflich in dessen Erfüllung. Ihr gehört nicht zum Adel der Welt; ihr wißt von euren Vätern nichts; ihr wißt nicht, seid ihr Slaven oder Franken. Was habt ihr zu rühmen, zu schätzen und inne zu halten? Ihr seid aus einem ungläubigen Volk, aus einer verkommenen Kirche, eine thatenlose weisheitsleere glaubensarme jämmerliche Schaar, – und ich bin, wie ihr. Da stehn wir und sehen das Morgenroth der Zukunft leuchten, das Ende kommen und den HErrn mit Seiner Auferstehung, und wir sind über und über beschlabbert mit dem Schmutze und der Niederträchtigkeit unsres gemeinen Lebens. Womit wir zu brechen haben, was wir für Schaden und Auskehricht achten sollen, das sind keine Vorzüge, nein, das ist Schade und Auskehricht, ja, mehr, als das, Sünde, Welt und Teufel. Das können wir leicht verachten und verlaßen und mächtig sollt’ es uns ziehen zu dem, der da kommt und mit ihm sein Lohn, zu unserem HErrn, dem König und Sieger, zur Kraft Seiner Auferstehung, zur Gemeinschaft Seiner Leiden und zur Aehnlichkeit Seines Todes. Was kann die Seele mächtiger anziehen, als Er und Sein Verdienst und Reichtum?! Alle Religionen der Welt sind menschliche Gedanken, oft teufelische Institutionen, höchstens Ueberreste beßerer Tage und Ahnungen einer größeren Zukunft; aber Jesus von Nazareth und Seine überschwängliche Erkenntnis sind alleine dasjenige, was unsre Seelen aus dem Staube des Elends und aus der Tiefe der Sündenhöhlen vollkommen befriedigen, beseeligen, erneuen und umschaffen kann. Ihn gewinnen und in Ihm erfunden werden; welche Herlichkeit! 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Da stehn wir und sehen das Morgenroth der Zukunft leuchten, das Ende kommen und den HErrn mit Seiner Auferstehung, und wir sind über und über beschlabbert mit dem Schmutze und der Niederträchtigkeit unsres gemeinen Lebens. Womit wir zu brechen haben, was wir für Schaden und Auskehricht achten sollen, das sind keine Vorzüge, nein, das ist Schade und Auskehricht, ja, mehr, als das, Sünde, Welt und Teufel. Das können wir leicht verachten und verlaßen und mächtig sollt’ es uns ziehen zu dem, der da kommt und mit ihm sein Lohn, zu unserem HErrn, dem König und Sieger, zur Kraft Seiner Auferstehung, zur Gemeinschaft Seiner Leiden und zur Aehnlichkeit Seines Todes. Was kann die Seele mächtiger anziehen, als Er und Sein Verdienst und Reichtum?! Alle Religionen der Welt sind menschliche Gedanken, oft teufelische Institutionen, höchstens Ueberreste beßerer Tage und Ahnungen einer größeren Zukunft; aber Jesus von Nazareth und Seine überschwängliche Erkenntnis sind alleine dasjenige, was unsre Seelen aus dem Staube des Elends und aus der Tiefe der Sündenhöhlen vollkommen befriedigen, beseeligen, erneuen und umschaffen kann. Ihn gewinnen und in Ihm erfunden werden; welche Herlichkeit! Und hier, meine lieben Brüder, möcht’ ich mich vor dem Herrn verbergen und euch mit mir; denn wir sind ja getauft, also könnten, sollten wir Ihn haben und in Ihm erfunden </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0019]
sein, die aus den Gräbern des todten weltlichen Wesens auf die Beine fahren! Oder ist niemand da, der von der Auferstehung der Todten, der ersten, mit Sehnsucht reden hört? Wohlan, steht auf, und kommt entgegen der Auferstehung! Ihr habt keine Vorzüge, wie sie St. Paulus hatte; ihr seid nicht aus Israel, nicht aus Benjamin, keine Schüler Gamaliels, keine Eiferer am Gesetz, nicht unsträflich in dessen Erfüllung. Ihr gehört nicht zum Adel der Welt; ihr wißt von euren Vätern nichts; ihr wißt nicht, seid ihr Slaven oder Franken. Was habt ihr zu rühmen, zu schätzen und inne zu halten? Ihr seid aus einem ungläubigen Volk, aus einer verkommenen Kirche, eine thatenlose weisheitsleere glaubensarme jämmerliche Schaar, – und ich bin, wie ihr. Da stehn wir und sehen das Morgenroth der Zukunft leuchten, das Ende kommen und den HErrn mit Seiner Auferstehung, und wir sind über und über beschlabbert mit dem Schmutze und der Niederträchtigkeit unsres gemeinen Lebens. Womit wir zu brechen haben, was wir für Schaden und Auskehricht achten sollen, das sind keine Vorzüge, nein, das ist Schade und Auskehricht, ja, mehr, als das, Sünde, Welt und Teufel. Das können wir leicht verachten und verlaßen und mächtig sollt’ es uns ziehen zu dem, der da kommt und mit ihm sein Lohn, zu unserem HErrn, dem König und Sieger, zur Kraft Seiner Auferstehung, zur Gemeinschaft Seiner Leiden und zur Aehnlichkeit Seines Todes. Was kann die Seele mächtiger anziehen, als Er und Sein Verdienst und Reichtum?! Alle Religionen der Welt sind menschliche Gedanken, oft teufelische Institutionen, höchstens Ueberreste beßerer Tage und Ahnungen einer größeren Zukunft; aber Jesus von Nazareth und Seine überschwängliche Erkenntnis sind alleine dasjenige, was unsre Seelen aus dem Staube des Elends und aus der Tiefe der Sündenhöhlen vollkommen befriedigen, beseeligen, erneuen und umschaffen kann. Ihn gewinnen und in Ihm erfunden werden; welche Herlichkeit! Und hier, meine lieben Brüder, möcht’ ich mich vor dem Herrn verbergen und euch mit mir; denn wir sind ja getauft, also könnten, sollten wir Ihn haben und in Ihm erfunden
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