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Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.

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Vertilgung des Antichristus, zur Aufrichtung des Reiches Israel und zur Besteigung des Thrones Davids. So groß der Glaube und die Liebe der ersten Zeit gewesen sind, so ist doch das Kennzeichen, durch welches sie sich von allen nachfolgenden Zeiten unterscheidet, die rege lebendige Hoffnung auf die erste Wiederkunft des HErrn und die tiefe reiche Einsicht in die letzten Dinge. Das wurde freilich alles bald anders. Der Edle, der über Land gezogen war, verzog seine Wiederkunft, die Apostel entschliefen, die großen Verfolgungen, welche im römischen Reiche und um dasselbe her erwachten, lenkten die Augen der Getreuen auf ein näheres Ziel, nämlich auf die Glorie des Märtyrertodes, durch welchen man ohne Wiederkunft des HErrn der Seele nach zu Ihm und Seinen Himmelsfreuden gelangte. Und als endlich die Verfolgungen aufhörten, die römischen Kaiser und die Könige der Erde ihre Kniee vor dem Dorngekrönten beugen lernten, die Menschheit völkerweise zu den Thoren der heil. Kirche eindrang und die Staaten der Welt christlich zu sein versuchten, in einem gewissen Maße christlich wurden: da schien das Reich bereits gekommen, Christus mit seinen Heiligen bereits zu herschen, das Sabbathjahrtausend der Welt herzugeeilt, die Hütte Gottes unter den Menschen aufgeschlagen. Die Hoffnung einer Wiederkunft, der Antichristus und der Abfall, durch den sie herbeigerufen wird, trat in den Hintergrund, und unbegreiflicher Weise bemerkte man nicht, wie eben damit die Liebe erkaltete, der Glaube matt wurde und das ganze christliche Wesen immer mehr von Mängeln und Sünden belastet wurde, je mehr das Abendroth der Welt und das Morgenroth des Reiches Christi sich auf die Grenzen einer ungemeßenen Ferne zurückzog. O Jammer und großer Schade! Da rief kein Apostel mehr in die Welt herein: "Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche mit den Götzen?" oder "der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft." Da schloßen die unversöhnlichen Gegensätze einen ungöttlichen Frieden, Welt und Kirche durchdrangen einander und während es schien, als sei damit die Deutung gegeben jenes Gleichnisses von dem Sauerteig,

Vertilgung des Antichristus, zur Aufrichtung des Reiches Israel und zur Besteigung des Thrones Davids. So groß der Glaube und die Liebe der ersten Zeit gewesen sind, so ist doch das Kennzeichen, durch welches sie sich von allen nachfolgenden Zeiten unterscheidet, die rege lebendige Hoffnung auf die erste Wiederkunft des HErrn und die tiefe reiche Einsicht in die letzten Dinge. Das wurde freilich alles bald anders. Der Edle, der über Land gezogen war, verzog seine Wiederkunft, die Apostel entschliefen, die großen Verfolgungen, welche im römischen Reiche und um dasselbe her erwachten, lenkten die Augen der Getreuen auf ein näheres Ziel, nämlich auf die Glorie des Märtyrertodes, durch welchen man ohne Wiederkunft des HErrn der Seele nach zu Ihm und Seinen Himmelsfreuden gelangte. Und als endlich die Verfolgungen aufhörten, die römischen Kaiser und die Könige der Erde ihre Kniee vor dem Dorngekrönten beugen lernten, die Menschheit völkerweise zu den Thoren der heil. Kirche eindrang und die Staaten der Welt christlich zu sein versuchten, in einem gewissen Maße christlich wurden: da schien das Reich bereits gekommen, Christus mit seinen Heiligen bereits zu herschen, das Sabbathjahrtausend der Welt herzugeeilt, die Hütte Gottes unter den Menschen aufgeschlagen. Die Hoffnung einer Wiederkunft, der Antichristus und der Abfall, durch den sie herbeigerufen wird, trat in den Hintergrund, und unbegreiflicher Weise bemerkte man nicht, wie eben damit die Liebe erkaltete, der Glaube matt wurde und das ganze christliche Wesen immer mehr von Mängeln und Sünden belastet wurde, je mehr das Abendroth der Welt und das Morgenroth des Reiches Christi sich auf die Grenzen einer ungemeßenen Ferne zurückzog. O Jammer und großer Schade! Da rief kein Apostel mehr in die Welt herein: „Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche mit den Götzen?“ oder „der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft.“ Da schloßen die unversöhnlichen Gegensätze einen ungöttlichen Frieden, Welt und Kirche durchdrangen einander und während es schien, als sei damit die Deutung gegeben jenes Gleichnisses von dem Sauerteig,

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Vertilgung des Antichristus, zur Aufrichtung des Reiches Israel und zur Besteigung des Thrones Davids. So groß der Glaube und die Liebe der ersten Zeit gewesen sind, so ist doch das Kennzeichen, durch welches sie sich von allen nachfolgenden Zeiten unterscheidet, die rege lebendige Hoffnung auf die erste Wiederkunft des HErrn und die tiefe reiche Einsicht in die letzten Dinge. Das wurde freilich alles bald anders. Der Edle, der über Land gezogen war, verzog seine Wiederkunft, die Apostel entschliefen, die großen Verfolgungen, welche im römischen Reiche und um dasselbe her erwachten, lenkten die Augen der Getreuen auf ein näheres Ziel, nämlich auf die Glorie des Märtyrertodes, durch welchen man ohne Wiederkunft des HErrn der Seele nach zu Ihm und Seinen Himmelsfreuden gelangte. Und als endlich die Verfolgungen aufhörten, die römischen Kaiser und die Könige der Erde ihre Kniee vor dem Dorngekrönten beugen lernten, die Menschheit völkerweise zu den Thoren der heil. Kirche eindrang und die Staaten der Welt christlich zu sein versuchten, in einem gewissen Maße christlich wurden: da schien das Reich bereits gekommen, Christus mit seinen Heiligen bereits zu herschen, das Sabbathjahrtausend der Welt herzugeeilt, die Hütte Gottes unter den Menschen aufgeschlagen. Die Hoffnung einer Wiederkunft, der Antichristus und der Abfall, durch den sie herbeigerufen wird, trat in den Hintergrund, und unbegreiflicher Weise bemerkte man nicht, wie eben damit die Liebe erkaltete, der Glaube matt wurde und das ganze christliche Wesen immer mehr von Mängeln und Sünden belastet wurde, je mehr das Abendroth der Welt und das Morgenroth des Reiches Christi sich auf die Grenzen einer ungemeßenen Ferne zurückzog. O Jammer und großer Schade! Da rief kein Apostel mehr in die Welt herein: &#x201E;Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche mit den Götzen?&#x201C; oder &#x201E;der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft.&#x201C; Da schloßen die unversöhnlichen Gegensätze einen ungöttlichen Frieden, Welt und Kirche durchdrangen einander und während es schien, als sei damit die Deutung gegeben jenes Gleichnisses von dem Sauerteig,
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[16/0016] Vertilgung des Antichristus, zur Aufrichtung des Reiches Israel und zur Besteigung des Thrones Davids. So groß der Glaube und die Liebe der ersten Zeit gewesen sind, so ist doch das Kennzeichen, durch welches sie sich von allen nachfolgenden Zeiten unterscheidet, die rege lebendige Hoffnung auf die erste Wiederkunft des HErrn und die tiefe reiche Einsicht in die letzten Dinge. Das wurde freilich alles bald anders. Der Edle, der über Land gezogen war, verzog seine Wiederkunft, die Apostel entschliefen, die großen Verfolgungen, welche im römischen Reiche und um dasselbe her erwachten, lenkten die Augen der Getreuen auf ein näheres Ziel, nämlich auf die Glorie des Märtyrertodes, durch welchen man ohne Wiederkunft des HErrn der Seele nach zu Ihm und Seinen Himmelsfreuden gelangte. Und als endlich die Verfolgungen aufhörten, die römischen Kaiser und die Könige der Erde ihre Kniee vor dem Dorngekrönten beugen lernten, die Menschheit völkerweise zu den Thoren der heil. Kirche eindrang und die Staaten der Welt christlich zu sein versuchten, in einem gewissen Maße christlich wurden: da schien das Reich bereits gekommen, Christus mit seinen Heiligen bereits zu herschen, das Sabbathjahrtausend der Welt herzugeeilt, die Hütte Gottes unter den Menschen aufgeschlagen. Die Hoffnung einer Wiederkunft, der Antichristus und der Abfall, durch den sie herbeigerufen wird, trat in den Hintergrund, und unbegreiflicher Weise bemerkte man nicht, wie eben damit die Liebe erkaltete, der Glaube matt wurde und das ganze christliche Wesen immer mehr von Mängeln und Sünden belastet wurde, je mehr das Abendroth der Welt und das Morgenroth des Reiches Christi sich auf die Grenzen einer ungemeßenen Ferne zurückzog. O Jammer und großer Schade! Da rief kein Apostel mehr in die Welt herein: „Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche mit den Götzen?“ oder „der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft.“ Da schloßen die unversöhnlichen Gegensätze einen ungöttlichen Frieden, Welt und Kirche durchdrangen einander und während es schien, als sei damit die Deutung gegeben jenes Gleichnisses von dem Sauerteig,

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_entgegenkommen_1857/16>, abgerufen am 21.11.2024.