Löhe, Wilhelm: Eine protestantische Missionspredigt von der Abendmahlszucht. Nürnberg, 1853.die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. "Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist." Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: "So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen" - nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch. Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte! die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. „Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist.“ Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: „So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen“ – nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch. Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/> die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. 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Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte! </p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. „Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist.“ Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: „So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen“ – nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch.
Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte!
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