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Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

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§. 10. Aber wieder auf die Beschreibung der Heu-
schrecken zukommen/ so lieset man/ daß wohl ehe dieselben
von grossen Winden in ein Land geführet werden. Wie
denn/ als Egypten solte geplagt werden/ der Ostwind die
Heuschrecken herzuführete/ Exod. 10, v. 13. dennoch/ so be-
dürffen unsere Gäste zu ihrem Zuge und Fluge keines
Windes. Da die gemeinen Heuschrecken nur etliche we-
nige Schritte fliegen/ und darnach zur Erden fallen/ so
fliegen hingegen diese/ auch in der stillen Lufft/ und wieder
den Wind (wie dieser Tage etliche mahl geschehen) mit ih-
ren Flügeln/ als ein Vogel/ iedoch nicht in solcher Ge-
schwindigkeit/ dahin. Dabey einige in acht genommen/
daß sie im fliegen mit ihren Leibern nicht die gerade Linie
ihres Fluges halten/ sondern den Leib im fliegen etwas
schieff führen. Sind demnach dißfalß von den hieländi-
schen grünen Heuschrecken unterschieden/ wie etwa die
wilden Gänse und Enten von den zamen; als welche es
jenen im fliegen auch nicht gleich thun können. Wenn sie
dann in starcken Hauffen fliegen/ so gibts ein Geräusche
und Getöse/ da sie sonsten/ und sonderlich/ wenn man sie
etwas hart angreiffet/ nicht anders/ als ein Vogel oder
Heime zu zwitzschern pflegen.

§. 11. Die Art und Weise der Vermehrung be-
schiehet durch Zusammenhaltung beyderley Geschlechts/
des Männleins/ und Weibleins/ also daß davon in dem
Leibe des Weibleins/ Eyer generiret werden/ welche es
hernach setzet und von sich leget/ damit sie durch Wirckung
der Sonnen ausgebrütet werden.

§. 12. Unterschiedliche Scribenten sind der Mei-
nung/ es sey zu dero Vermehrung/ die Zuthuung des
Männleins nicht vonnöhten. Unter andern schreibet der

Bi-
B

§. 10. Aber wieder auf die Beſchreibung der Heu-
ſchrecken zukommen/ ſo lieſet man/ daß wohl ehe dieſelben
von groſſen Winden in ein Land gefuͤhret werden. Wie
denn/ als Egypten ſolte geplagt werden/ der Oſtwind die
Heuſchrecken herzufuͤhrete/ Exod. 10, v. 13. dennoch/ ſo be-
duͤrffen unſere Gaͤſte zu ihrem Zuge und Fluge keines
Windes. Da die gemeinen Heuſchrecken nur etliche we-
nige Schritte fliegen/ und darnach zur Erden fallen/ ſo
fliegen hingegen dieſe/ auch in der ſtillen Lufft/ und wieder
den Wind (wie dieſer Tage etliche mahl geſchehen) mit ih-
ren Fluͤgeln/ als ein Vogel/ iedoch nicht in ſolcher Ge-
ſchwindigkeit/ dahin. Dabey einige in acht genommen/
daß ſie im fliegen mit ihren Leibern nicht die gerade Linie
ihres Fluges halten/ ſondern den Leib im fliegen etwas
ſchieff fuͤhren. Sind demnach dißfalß von den hielaͤndi-
ſchen gruͤnen Heuſchrecken unterſchieden/ wie etwa die
wilden Gaͤnſe und Enten von den zamen; als welche es
jenen im fliegen auch nicht gleich thun koͤnnen. Wenn ſie
dann in ſtarcken Hauffen fliegen/ ſo gibts ein Geraͤuſche
und Getoͤſe/ da ſie ſonſten/ und ſonderlich/ wenn man ſie
etwas hart angreiffet/ nicht anders/ als ein Vogel oder
Heime zu zwitzſchern pflegen.

§. 11. Die Art und Weiſe der Vermehrung be-
ſchiehet durch Zuſammenhaltung beyderley Geſchlechts/
des Maͤnnleins/ und Weibleins/ alſo daß davon in dem
Leibe des Weibleins/ Eyer generiret werden/ welche es
hernach ſetzet und von ſich leget/ damit ſie durch Wiꝛckung
der Sonnen ausgebruͤtet werden.

§. 12. Unterſchiedliche Scribenten ſind der Mei-
nung/ es ſey zu dero Vermehrung/ die Zuthuung des
Maͤnnleins nicht vonnoͤhten. Unter andern ſchreibet der

Bi-
B
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[9/0011] §. 10. Aber wieder auf die Beſchreibung der Heu- ſchrecken zukommen/ ſo lieſet man/ daß wohl ehe dieſelben von groſſen Winden in ein Land gefuͤhret werden. Wie denn/ als Egypten ſolte geplagt werden/ der Oſtwind die Heuſchrecken herzufuͤhrete/ Exod. 10, v. 13. dennoch/ ſo be- duͤrffen unſere Gaͤſte zu ihrem Zuge und Fluge keines Windes. Da die gemeinen Heuſchrecken nur etliche we- nige Schritte fliegen/ und darnach zur Erden fallen/ ſo fliegen hingegen dieſe/ auch in der ſtillen Lufft/ und wieder den Wind (wie dieſer Tage etliche mahl geſchehen) mit ih- ren Fluͤgeln/ als ein Vogel/ iedoch nicht in ſolcher Ge- ſchwindigkeit/ dahin. Dabey einige in acht genommen/ daß ſie im fliegen mit ihren Leibern nicht die gerade Linie ihres Fluges halten/ ſondern den Leib im fliegen etwas ſchieff fuͤhren. Sind demnach dißfalß von den hielaͤndi- ſchen gruͤnen Heuſchrecken unterſchieden/ wie etwa die wilden Gaͤnſe und Enten von den zamen; als welche es jenen im fliegen auch nicht gleich thun koͤnnen. Wenn ſie dann in ſtarcken Hauffen fliegen/ ſo gibts ein Geraͤuſche und Getoͤſe/ da ſie ſonſten/ und ſonderlich/ wenn man ſie etwas hart angreiffet/ nicht anders/ als ein Vogel oder Heime zu zwitzſchern pflegen. §. 11. Die Art und Weiſe der Vermehrung be- ſchiehet durch Zuſammenhaltung beyderley Geſchlechts/ des Maͤnnleins/ und Weibleins/ alſo daß davon in dem Leibe des Weibleins/ Eyer generiret werden/ welche es hernach ſetzet und von ſich leget/ damit ſie durch Wiꝛckung der Sonnen ausgebruͤtet werden. §. 12. Unterſchiedliche Scribenten ſind der Mei- nung/ es ſey zu dero Vermehrung/ die Zuthuung des Maͤnnleins nicht vonnoͤhten. Unter andern ſchreibet der Bi- B

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Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/11>, abgerufen am 24.11.2024.