Körper auf der Oberfläche des Mondes gleich 3 Fuß seyn, oder mit andern Worten: "Auf der Oberfläche des Mondes fallen die Körper in der ersten Sekunde durch 3 Fuß, also nur durch den fünften Theil des Weges, durch welchen sie auf der Oberfläche der Erde fallen."
Ganz eben so leicht wird man nun auch den Fall der Körper auf der Oberfläche jedes andern Planeten unseres Sonnensystems finden, wenn man die Masse und den Halbmesser desselben gegen die Masse und den Halbmesser unserer Erde kennt. So haben wir bereits oben die Masse Saturns nahe gleich 100mal größer als die der Erde gefunden. Allein der Halbmesser dieses Plane- ten beträgt nahe 10 Halbmesser der Erde. Die Anziehung dieses Planeten wird also gleich der Zahl 1500 dividirt durch das Qua- drat von a seyn, und wenn man a gleich 10 nimmt, so wird man, wie bereits oben gefunden wurde, für die Anziehung Saturns in der Entfernung von 10 Erdhalbmessern, d. h. für die Oberfläche dieses Planeten selbst, 15 Fuß erhalten, d. h. auf der Oberfläche Saturns fallen die Körper in der ersten Sekunde durch 15 Fuß, also nahe eben so tief, wie auf der Erde.
Eben so findet man, daß die Masse Jupiters 316, und die des Mars nur 1/10 von jener der Erde beträgt, während der Halbmesser Jupiters 11, und der des Mars nur 6/10 Erdhalb- messer hat, woraus folgt, daß die Körper auf der Oberfläche Jupiters in einer Sekunde durch 38 1/10, und auf der Oberfläche des Mars nur durch 6 8/10 Fuß fallen. Die Masse der Sonne endlich ist 355000mal größer, als die der Erde, und ihr Halb- messer beträgt 110 Erdhalbmesser, also fallen auch die Körper auf der Oberfläche der Sonne in einer Sekunde durch 430 Fuß.
Da aber dieser Fall der Körper oder, was dasselbe ist, da diese Attraction der Planeten eigentlich das, was wir das Ge- wicht dieser Körper nennen, bestimmt, so wird auch aus dem Vorhergehenden unmittelbar folgen, daß ein Körper, der z. B. bei uns ein Pfund wiegt, auf der Oberfläche des Mondes viel leichter seyn, und nur mehr den fünften Theil eines Pfundes oder nur 6 2/5 Loth wiegen wird, während er auf der Sonne 430 Pfund wiegen muß. Es versteht sich aber wohl von selbst, daß sich diese Verschiedenheit in dem Gewichte der Körper nicht durch unsere
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
Körper auf der Oberfläche des Mondes gleich 3 Fuß ſeyn, oder mit andern Worten: „Auf der Oberfläche des Mondes fallen die Körper in der erſten Sekunde durch 3 Fuß, alſo nur durch den fünften Theil des Weges, durch welchen ſie auf der Oberfläche der Erde fallen.“
Ganz eben ſo leicht wird man nun auch den Fall der Körper auf der Oberfläche jedes andern Planeten unſeres Sonnenſyſtems finden, wenn man die Maſſe und den Halbmeſſer deſſelben gegen die Maſſe und den Halbmeſſer unſerer Erde kennt. So haben wir bereits oben die Maſſe Saturns nahe gleich 100mal größer als die der Erde gefunden. Allein der Halbmeſſer dieſes Plane- ten beträgt nahe 10 Halbmeſſer der Erde. Die Anziehung dieſes Planeten wird alſo gleich der Zahl 1500 dividirt durch das Qua- drat von a ſeyn, und wenn man a gleich 10 nimmt, ſo wird man, wie bereits oben gefunden wurde, für die Anziehung Saturns in der Entfernung von 10 Erdhalbmeſſern, d. h. für die Oberfläche dieſes Planeten ſelbſt, 15 Fuß erhalten, d. h. auf der Oberfläche Saturns fallen die Körper in der erſten Sekunde durch 15 Fuß, alſo nahe eben ſo tief, wie auf der Erde.
Eben ſo findet man, daß die Maſſe Jupiters 316, und die des Mars nur 1/10 von jener der Erde beträgt, während der Halbmeſſer Jupiters 11, und der des Mars nur 6/10 Erdhalb- meſſer hat, woraus folgt, daß die Körper auf der Oberfläche Jupiters in einer Sekunde durch 38 1/10, und auf der Oberfläche des Mars nur durch 6 8/10 Fuß fallen. Die Maſſe der Sonne endlich iſt 355000mal größer, als die der Erde, und ihr Halb- meſſer beträgt 110 Erdhalbmeſſer, alſo fallen auch die Körper auf der Oberfläche der Sonne in einer Sekunde durch 430 Fuß.
Da aber dieſer Fall der Körper oder, was daſſelbe iſt, da dieſe Attraction der Planeten eigentlich das, was wir das Ge- wicht dieſer Körper nennen, beſtimmt, ſo wird auch aus dem Vorhergehenden unmittelbar folgen, daß ein Körper, der z. B. bei uns ein Pfund wiegt, auf der Oberfläche des Mondes viel leichter ſeyn, und nur mehr den fünften Theil eines Pfundes oder nur 6⅖ Loth wiegen wird, während er auf der Sonne 430 Pfund wiegen muß. Es verſteht ſich aber wohl von ſelbſt, daß ſich dieſe Verſchiedenheit in dem Gewichte der Körper nicht durch unſere
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0083"n="71"/><fwplace="top"type="header">Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.</fw><lb/>
Körper auf der Oberfläche des Mondes gleich 3 Fuß ſeyn, oder<lb/>
mit andern Worten: „Auf der Oberfläche des Mondes fallen die<lb/>
Körper in der erſten Sekunde durch 3 Fuß, alſo nur durch den<lb/>
fünften Theil des Weges, durch welchen ſie auf der Oberfläche<lb/>
der Erde fallen.“</p><lb/><p>Ganz eben ſo leicht wird man nun auch den Fall der Körper<lb/>
auf der Oberfläche jedes andern Planeten unſeres Sonnenſyſtems<lb/>
finden, wenn man die Maſſe und den Halbmeſſer deſſelben gegen<lb/>
die Maſſe und den Halbmeſſer unſerer Erde kennt. So haben<lb/>
wir bereits oben die Maſſe Saturns nahe gleich 100mal größer<lb/>
als die der Erde gefunden. Allein der Halbmeſſer dieſes Plane-<lb/>
ten beträgt nahe 10 Halbmeſſer der Erde. Die Anziehung dieſes<lb/>
Planeten wird alſo gleich der Zahl 1500 dividirt durch das Qua-<lb/>
drat von <hirendition="#aq">a</hi>ſeyn, und wenn man <hirendition="#aq">a</hi> gleich 10 nimmt, ſo wird man,<lb/>
wie bereits oben gefunden wurde, für die Anziehung Saturns in<lb/>
der Entfernung von 10 Erdhalbmeſſern, d. h. für die Oberfläche<lb/>
dieſes Planeten ſelbſt, 15 Fuß erhalten, d. h. auf der Oberfläche<lb/>
Saturns fallen die Körper in der erſten Sekunde durch 15 Fuß,<lb/>
alſo nahe eben ſo tief, wie auf der Erde.</p><lb/><p>Eben ſo findet man, daß die Maſſe Jupiters 316, und die<lb/>
des Mars nur 1/10 von jener der Erde beträgt, während der<lb/>
Halbmeſſer Jupiters 11, und der des Mars nur 6/10 Erdhalb-<lb/>
meſſer hat, woraus folgt, daß die Körper auf der Oberfläche<lb/>
Jupiters in einer Sekunde durch 38 1/10, und auf der Oberfläche<lb/>
des Mars nur durch 6 8/10 Fuß fallen. Die Maſſe der Sonne<lb/>
endlich iſt 355000mal größer, als die der Erde, und ihr Halb-<lb/>
meſſer beträgt 110 Erdhalbmeſſer, alſo fallen auch die Körper<lb/>
auf der Oberfläche der Sonne in einer Sekunde durch 430 Fuß.</p><lb/><p>Da aber dieſer Fall der Körper oder, was daſſelbe iſt, da<lb/>
dieſe Attraction der Planeten eigentlich das, was wir das <hirendition="#g">Ge-<lb/>
wicht</hi> dieſer Körper nennen, beſtimmt, ſo wird auch aus dem<lb/>
Vorhergehenden unmittelbar folgen, daß ein Körper, der z. B.<lb/>
bei uns ein Pfund wiegt, auf der Oberfläche des Mondes viel<lb/>
leichter ſeyn, und nur mehr den fünften Theil eines Pfundes oder<lb/>
nur 6⅖ Loth wiegen wird, während er auf der Sonne 430 Pfund<lb/>
wiegen muß. Es verſteht ſich aber wohl von ſelbſt, daß ſich dieſe<lb/>
Verſchiedenheit in dem Gewichte der Körper nicht durch unſere<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[71/0083]
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
Körper auf der Oberfläche des Mondes gleich 3 Fuß ſeyn, oder
mit andern Worten: „Auf der Oberfläche des Mondes fallen die
Körper in der erſten Sekunde durch 3 Fuß, alſo nur durch den
fünften Theil des Weges, durch welchen ſie auf der Oberfläche
der Erde fallen.“
Ganz eben ſo leicht wird man nun auch den Fall der Körper
auf der Oberfläche jedes andern Planeten unſeres Sonnenſyſtems
finden, wenn man die Maſſe und den Halbmeſſer deſſelben gegen
die Maſſe und den Halbmeſſer unſerer Erde kennt. So haben
wir bereits oben die Maſſe Saturns nahe gleich 100mal größer
als die der Erde gefunden. Allein der Halbmeſſer dieſes Plane-
ten beträgt nahe 10 Halbmeſſer der Erde. Die Anziehung dieſes
Planeten wird alſo gleich der Zahl 1500 dividirt durch das Qua-
drat von a ſeyn, und wenn man a gleich 10 nimmt, ſo wird man,
wie bereits oben gefunden wurde, für die Anziehung Saturns in
der Entfernung von 10 Erdhalbmeſſern, d. h. für die Oberfläche
dieſes Planeten ſelbſt, 15 Fuß erhalten, d. h. auf der Oberfläche
Saturns fallen die Körper in der erſten Sekunde durch 15 Fuß,
alſo nahe eben ſo tief, wie auf der Erde.
Eben ſo findet man, daß die Maſſe Jupiters 316, und die
des Mars nur 1/10 von jener der Erde beträgt, während der
Halbmeſſer Jupiters 11, und der des Mars nur 6/10 Erdhalb-
meſſer hat, woraus folgt, daß die Körper auf der Oberfläche
Jupiters in einer Sekunde durch 38 1/10, und auf der Oberfläche
des Mars nur durch 6 8/10 Fuß fallen. Die Maſſe der Sonne
endlich iſt 355000mal größer, als die der Erde, und ihr Halb-
meſſer beträgt 110 Erdhalbmeſſer, alſo fallen auch die Körper
auf der Oberfläche der Sonne in einer Sekunde durch 430 Fuß.
Da aber dieſer Fall der Körper oder, was daſſelbe iſt, da
dieſe Attraction der Planeten eigentlich das, was wir das Ge-
wicht dieſer Körper nennen, beſtimmt, ſo wird auch aus dem
Vorhergehenden unmittelbar folgen, daß ein Körper, der z. B.
bei uns ein Pfund wiegt, auf der Oberfläche des Mondes viel
leichter ſeyn, und nur mehr den fünften Theil eines Pfundes oder
nur 6⅖ Loth wiegen wird, während er auf der Sonne 430 Pfund
wiegen muß. Es verſteht ſich aber wohl von ſelbſt, daß ſich dieſe
Verſchiedenheit in dem Gewichte der Körper nicht durch unſere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/83>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.