Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Anhang. Astronomische Kunstwörter. Epicykel. Wenn der Mittelpunkt eines Kreises sich auf der Pe- ripherie eines andern festen Kreises bewegt, so nennt man den ersten oder den beweglichen Kreis einen Epicykel. Die Alten be- dienten sich der Epicykel, um dadurch die verwickelten Bewegun- gen der Planeten, so gut es anging, darzustellen (I. S. 232.). Epoche. Der Ort eines Planeten in seiner Bahn, für irgend eine gegebene Zeit, heißt die Epoche dieses Planeten. Gewöhnlich wählt man dazu den Anfang irgend eines Jahres. So ist z. B. die Länge der Venus für den Augenblick des mittleren Mittags in Wien, für den 1sten Januar des Jahrs 1836 gleich 332 Grade, und diese Zahl ist daher die Epoche der Venus für das Jahr 1836. Erdweite, ist die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde, gleich 20658000 Meilen, wofür man in runder Zahl 20 Mil- lionen zu nehmen pflegt. Evection, ist eine der großen Störungsgleichungen des Mondes, die durch die Einwirkung der Sonne erzeugt wird. (I. S. 332. III. S. 118.) Excentricität. Die Entfernung der zwei festen Brennpunkte jeder Ellipse (s. d. Art.) nennt man die doppelte Excentricität. In der Mitte zwischen diesen beiden Punkten ist der Mit- telpunkt der Ellipse. Also ist auch die Excentricität gleich der Entfernung des Mittelpunkts der Ellipse von einem ihrer beiden Brennpunkte. Gewöhnlich wird dabei in der Astronomie die halbe große Axe der Ellipse (s. d. Art.) gleich der Ein- heit angenommen. So ist für die elliptische Erdbahn die Excen- tricität derselben gleich 0,017, wenn die halbe große Axe derselben gleich eins ist. Will man die Excentricität in Meilen aus- drücken, so erhält man dafür 351186 Meilen, da die halbe große Axe der Erdbahn 20658000 Meilen beträgt. Frühlingspunkt, m. s. Aequinoctialpunkt. Geocentrischer Ort eines Planeten, ist der Ort des Planeten am Himmel, wie er von der Erde gesehen wird, im Gegen- satze mit dem heliocentrischen oder von der Sonne gesehenen Orte. Die geocentrische Länge, Breite u. s. f. eines Planeten, ist daher die von der Erde gesehene Länge, Breite u. s. Gerade Aufsteigung, s. Rectascension. Gleichung der Bahn. Man sehe zuerst den Artikel Anomalie und bemerke dann, daß die Astronomen bei jedem Planeten sich noch einen sogenannten mittleren Planeten (s. d. Art.) denken, dessen sie sich zur Vereinfachung ihrer Rechnungen be- dienen. Der Unterschied zwischen der Anomalie des wahren und der Anomalie dieses, bloß eingebildeten, mittleren Plane- ten, heißt die Gleichung der Bahn. Diese Gleichung der Bahn ist also auch der Unterschied zwischen der heliocentri- schen (von der Sonne gesehenen) Länge des wahren und des mittleren Planeten, oder endlich, diese Gleichung ist der Win- kel, welchen die Radii Vectores (s. d. Art) des wahren und Anhang. Aſtronomiſche Kunſtwörter. Epicykel. Wenn der Mittelpunkt eines Kreiſes ſich auf der Pe- ripherie eines andern feſten Kreiſes bewegt, ſo nennt man den erſten oder den beweglichen Kreis einen Epicykel. Die Alten be- dienten ſich der Epicykel, um dadurch die verwickelten Bewegun- gen der Planeten, ſo gut es anging, darzuſtellen (I. S. 232.). Epoche. Der Ort eines Planeten in ſeiner Bahn, für irgend eine gegebene Zeit, heißt die Epoche dieſes Planeten. Gewöhnlich wählt man dazu den Anfang irgend eines Jahres. So iſt z. B. die Länge der Venus für den Augenblick des mittleren Mittags in Wien, für den 1ſten Januar des Jahrs 1836 gleich 332 Grade, und dieſe Zahl iſt daher die Epoche der Venus für das Jahr 1836. Erdweite, iſt die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde, gleich 20658000 Meilen, wofür man in runder Zahl 20 Mil- lionen zu nehmen pflegt. Evection, iſt eine der großen Störungsgleichungen des Mondes, die durch die Einwirkung der Sonne erzeugt wird. (I. S. 332. III. S. 118.) Excentricität. Die Entfernung der zwei feſten Brennpunkte jeder Ellipſe (ſ. d. Art.) nennt man die doppelte Excentricität. In der Mitte zwiſchen dieſen beiden Punkten iſt der Mit- telpunkt der Ellipſe. Alſo iſt auch die Excentricität gleich der Entfernung des Mittelpunkts der Ellipſe von einem ihrer beiden Brennpunkte. Gewöhnlich wird dabei in der Aſtronomie die halbe große Axe der Ellipſe (ſ. d. Art.) gleich der Ein- heit angenommen. So iſt für die elliptiſche Erdbahn die Excen- tricität derſelben gleich 0,017, wenn die halbe große Axe derſelben gleich eins iſt. Will man die Excentricität in Meilen aus- drücken, ſo erhält man dafür 351186 Meilen, da die halbe große Axe der Erdbahn 20658000 Meilen beträgt. Frühlingspunkt, m. ſ. Aequinoctialpunkt. Geocentriſcher Ort eines Planeten, iſt der Ort des Planeten am Himmel, wie er von der Erde geſehen wird, im Gegen- ſatze mit dem heliocentriſchen oder von der Sonne geſehenen Orte. Die geocentriſche Länge, Breite u. ſ. f. eines Planeten, iſt daher die von der Erde geſehene Länge, Breite u. ſ. Gerade Aufſteigung, ſ. Rectaſcenſion. Gleichung der Bahn. Man ſehe zuerſt den Artikel Anomalie und bemerke dann, daß die Aſtronomen bei jedem Planeten ſich noch einen ſogenannten mittleren Planeten (ſ. d. Art.) denken, deſſen ſie ſich zur Vereinfachung ihrer Rechnungen be- dienen. Der Unterſchied zwiſchen der Anomalie des wahren und der Anomalie dieſes, bloß eingebildeten, mittleren Plane- ten, heißt die Gleichung der Bahn. Dieſe Gleichung der Bahn iſt alſo auch der Unterſchied zwiſchen der heliocentri- ſchen (von der Sonne geſehenen) Länge des wahren und des mittleren Planeten, oder endlich, dieſe Gleichung iſt der Win- kel, welchen die Radii Vectores (ſ. d. Art) des wahren und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0457" n="445"/> <fw place="top" type="header">Anhang. Aſtronomiſche Kunſtwörter.</fw><lb/> <list> <item><hi rendition="#g">Epicykel</hi>. Wenn der Mittelpunkt eines Kreiſes ſich auf der Pe-<lb/> ripherie eines andern feſten Kreiſes bewegt, ſo nennt man den<lb/> erſten oder den beweglichen Kreis einen Epicykel. Die Alten be-<lb/> dienten ſich der Epicykel, um dadurch die verwickelten Bewegun-<lb/> gen der Planeten, ſo gut es anging, darzuſtellen (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 232.).</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Epoche</hi>. Der Ort eines Planeten in ſeiner Bahn, für irgend eine<lb/> gegebene Zeit, heißt die Epoche dieſes Planeten. Gewöhnlich<lb/> wählt man dazu den Anfang irgend eines Jahres. So iſt z. B.<lb/> die Länge der Venus für den Augenblick des mittleren Mittags<lb/> in Wien, für den 1ſten Januar des Jahrs 1836 gleich 332<lb/> Grade, und dieſe Zahl iſt daher die Epoche der Venus für<lb/> das Jahr 1836.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Erdweite</hi>, iſt die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde,<lb/> gleich 20658000 Meilen, wofür man in runder Zahl 20 Mil-<lb/> lionen zu nehmen pflegt.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Evection</hi>, iſt eine der großen Störungsgleichungen des Mondes,<lb/> die durch die Einwirkung der Sonne erzeugt wird. (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 332.<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> S. 118.)</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Excentricität</hi>. Die Entfernung der zwei feſten Brennpunkte<lb/> jeder Ellipſe (ſ. d. Art.) nennt man die doppelte Excentricität.<lb/> In der Mitte zwiſchen dieſen beiden Punkten iſt der <hi rendition="#g">Mit-<lb/> telpunkt</hi> der Ellipſe. Alſo iſt auch die Excentricität gleich<lb/> der Entfernung des Mittelpunkts der Ellipſe von einem ihrer<lb/> beiden Brennpunkte. Gewöhnlich wird dabei in der Aſtronomie<lb/> die halbe große <hi rendition="#g">Axe</hi> der Ellipſe (ſ. d. Art.) gleich der Ein-<lb/> heit angenommen. So iſt für die elliptiſche Erdbahn die Excen-<lb/> tricität derſelben gleich 0,<hi rendition="#sub">017</hi>, wenn die halbe große Axe derſelben<lb/> gleich eins iſt. Will man die Excentricität in Meilen aus-<lb/> drücken, ſo erhält man dafür 351186 Meilen, da die halbe<lb/> große Axe der Erdbahn 20658000 Meilen beträgt.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Frühlingspunkt</hi>, m. ſ. Aequinoctialpunkt.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Geocentriſcher Ort</hi> eines Planeten, iſt der Ort des Planeten<lb/> am Himmel, wie er von der <hi rendition="#g">Erde</hi> geſehen wird, im Gegen-<lb/> ſatze mit dem heliocentriſchen oder von der Sonne geſehenen<lb/> Orte. Die geocentriſche Länge, Breite u. ſ. f. eines Planeten,<lb/> iſt daher die von der Erde geſehene Länge, Breite u. ſ.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Gerade Aufſteigung</hi>, ſ. Rectaſcenſion.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Gleichung der Bahn</hi>. Man ſehe zuerſt den Artikel <hi rendition="#g">Anomalie</hi><lb/> und bemerke dann, daß die Aſtronomen bei jedem Planeten ſich<lb/> noch einen ſogenannten <hi rendition="#g">mittleren Planeten</hi> (ſ. d. Art.)<lb/> denken, deſſen ſie ſich zur Vereinfachung ihrer Rechnungen be-<lb/> dienen. Der Unterſchied zwiſchen der Anomalie des wahren<lb/> und der Anomalie dieſes, bloß eingebildeten, mittleren Plane-<lb/> ten, heißt die <hi rendition="#g">Gleichung</hi> der Bahn. Dieſe Gleichung der<lb/> Bahn iſt alſo auch der Unterſchied zwiſchen der heliocentri-<lb/> ſchen (von der Sonne geſehenen) Länge des wahren und des<lb/> mittleren Planeten, oder endlich, dieſe Gleichung iſt der Win-<lb/> kel, welchen die <hi rendition="#aq">Radii Vectores</hi> (ſ. d. Art) des wahren und<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [445/0457]
Anhang. Aſtronomiſche Kunſtwörter.
Epicykel. Wenn der Mittelpunkt eines Kreiſes ſich auf der Pe-
ripherie eines andern feſten Kreiſes bewegt, ſo nennt man den
erſten oder den beweglichen Kreis einen Epicykel. Die Alten be-
dienten ſich der Epicykel, um dadurch die verwickelten Bewegun-
gen der Planeten, ſo gut es anging, darzuſtellen (I. S. 232.).
Epoche. Der Ort eines Planeten in ſeiner Bahn, für irgend eine
gegebene Zeit, heißt die Epoche dieſes Planeten. Gewöhnlich
wählt man dazu den Anfang irgend eines Jahres. So iſt z. B.
die Länge der Venus für den Augenblick des mittleren Mittags
in Wien, für den 1ſten Januar des Jahrs 1836 gleich 332
Grade, und dieſe Zahl iſt daher die Epoche der Venus für
das Jahr 1836.
Erdweite, iſt die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde,
gleich 20658000 Meilen, wofür man in runder Zahl 20 Mil-
lionen zu nehmen pflegt.
Evection, iſt eine der großen Störungsgleichungen des Mondes,
die durch die Einwirkung der Sonne erzeugt wird. (I. S. 332.
III. S. 118.)
Excentricität. Die Entfernung der zwei feſten Brennpunkte
jeder Ellipſe (ſ. d. Art.) nennt man die doppelte Excentricität.
In der Mitte zwiſchen dieſen beiden Punkten iſt der Mit-
telpunkt der Ellipſe. Alſo iſt auch die Excentricität gleich
der Entfernung des Mittelpunkts der Ellipſe von einem ihrer
beiden Brennpunkte. Gewöhnlich wird dabei in der Aſtronomie
die halbe große Axe der Ellipſe (ſ. d. Art.) gleich der Ein-
heit angenommen. So iſt für die elliptiſche Erdbahn die Excen-
tricität derſelben gleich 0,017, wenn die halbe große Axe derſelben
gleich eins iſt. Will man die Excentricität in Meilen aus-
drücken, ſo erhält man dafür 351186 Meilen, da die halbe
große Axe der Erdbahn 20658000 Meilen beträgt.
Frühlingspunkt, m. ſ. Aequinoctialpunkt.
Geocentriſcher Ort eines Planeten, iſt der Ort des Planeten
am Himmel, wie er von der Erde geſehen wird, im Gegen-
ſatze mit dem heliocentriſchen oder von der Sonne geſehenen
Orte. Die geocentriſche Länge, Breite u. ſ. f. eines Planeten,
iſt daher die von der Erde geſehene Länge, Breite u. ſ.
Gerade Aufſteigung, ſ. Rectaſcenſion.
Gleichung der Bahn. Man ſehe zuerſt den Artikel Anomalie
und bemerke dann, daß die Aſtronomen bei jedem Planeten ſich
noch einen ſogenannten mittleren Planeten (ſ. d. Art.)
denken, deſſen ſie ſich zur Vereinfachung ihrer Rechnungen be-
dienen. Der Unterſchied zwiſchen der Anomalie des wahren
und der Anomalie dieſes, bloß eingebildeten, mittleren Plane-
ten, heißt die Gleichung der Bahn. Dieſe Gleichung der
Bahn iſt alſo auch der Unterſchied zwiſchen der heliocentri-
ſchen (von der Sonne geſehenen) Länge des wahren und des
mittleren Planeten, oder endlich, dieſe Gleichung iſt der Win-
kel, welchen die Radii Vectores (ſ. d. Art) des wahren und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |