Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Die Mondsfinsternisse (I. S. 333) bieten sich zu diesem Zwecke als besonders bequem an. Da diese Finsternisse dadurch entstehen, daß die für uns ganz beleuchtete Mondsscheibe zur Zeit des Vollmonds in den Schattenkegel tritt, welchen die Erde hinter sich wirft, so wird der Mond dadurch seines, bloß von der Sonne geborgten Lichtes, in der That beraubt und diese Verdunk- lung desselben muß von allen Bewohnern der Erde, die nur über- haupt den Mond zur Zeit seiner Finsterniß sehen können, in demselben Augenblicke gesehen werden, so daß also nur jeder diesen Augenblick an der richtig nach seiner Ortszeit gehenden Uhr angeben darf, um sofort auch die Längendifferenz aller Beob- achter dieser Finsterniß zu erhalten.
Bei den Längenbestimmungen jeder Art kömmt nämlich alles darauf an, eine Erscheinung aufzufinden, die für alle, denen sie überhaupt nur bemerkbar ist, in demselben Augenblicke gesehen wird, die also tautochron ist, da man eigentlich nur wissen will, wie viel jeder von den Beobachtern dieser Erscheinung in diesem Augenblicke an seiner richtig gehenden Uhr zählt, d. h. welche wahre oder mittlere Sonnenzeit oder auch welche Sternzeit jeder dieser Beobachter in diesem Augenblicke hat, da dann die Differenz dieser Zeiten zugleich die Differenz der gesuchten Längen der Beobachter ist.
Da dieß nun von den Mondsfinsternissen sowohl, als auch von den Verfinsterungen der Satelliten anderer Planeten z. B. des Jupiters gilt, so werden sie auch unmittelbar zu Längenbe- stimmungen angewendet werden können, wie wir dieß bereits oben (I. S. 338) bemerkt haben. Allein diese Finsternisse haben zu dem gegenwärtigen Zwecke den Nachtheil, daß sie nicht mit hinläng- licher Schärfe beobachtet werden können. Der Schattenkegel der Erde ist nämlich, wegen dem ihn umgebenden Halbschatten, nur sehr unvollkommen begränzt, und dieß ist die Ursache, daß man den eigentlichen Anfang oder das Ende der Finsterniß nie mit Gewißheit angeben kann. Kurz vor dem Anfange wird der Ort des Mondrandes, wo sie beginnen soll, durch jenen Halb- schatten gleichsam mit einem Rauche, mit einem matten Schleier überzogen, der sich allmählig näher zu dem Mittelpunkt hin zieht und zugleich immer dunkler wird und so, durch allmählige Abstu-
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Die Mondsfinſterniſſe (I. S. 333) bieten ſich zu dieſem Zwecke als beſonders bequem an. Da dieſe Finſterniſſe dadurch entſtehen, daß die für uns ganz beleuchtete Mondsſcheibe zur Zeit des Vollmonds in den Schattenkegel tritt, welchen die Erde hinter ſich wirft, ſo wird der Mond dadurch ſeines, bloß von der Sonne geborgten Lichtes, in der That beraubt und dieſe Verdunk- lung deſſelben muß von allen Bewohnern der Erde, die nur über- haupt den Mond zur Zeit ſeiner Finſterniß ſehen können, in demſelben Augenblicke geſehen werden, ſo daß alſo nur jeder dieſen Augenblick an der richtig nach ſeiner Ortszeit gehenden Uhr angeben darf, um ſofort auch die Längendifferenz aller Beob- achter dieſer Finſterniß zu erhalten.
Bei den Längenbeſtimmungen jeder Art kömmt nämlich alles darauf an, eine Erſcheinung aufzufinden, die für alle, denen ſie überhaupt nur bemerkbar iſt, in demſelben Augenblicke geſehen wird, die alſo tautochron iſt, da man eigentlich nur wiſſen will, wie viel jeder von den Beobachtern dieſer Erſcheinung in dieſem Augenblicke an ſeiner richtig gehenden Uhr zählt, d. h. welche wahre oder mittlere Sonnenzeit oder auch welche Sternzeit jeder dieſer Beobachter in dieſem Augenblicke hat, da dann die Differenz dieſer Zeiten zugleich die Differenz der geſuchten Längen der Beobachter iſt.
Da dieß nun von den Mondsfinſterniſſen ſowohl, als auch von den Verfinſterungen der Satelliten anderer Planeten z. B. des Jupiters gilt, ſo werden ſie auch unmittelbar zu Längenbe- ſtimmungen angewendet werden können, wie wir dieß bereits oben (I. S. 338) bemerkt haben. Allein dieſe Finſterniſſe haben zu dem gegenwärtigen Zwecke den Nachtheil, daß ſie nicht mit hinläng- licher Schärfe beobachtet werden können. Der Schattenkegel der Erde iſt nämlich, wegen dem ihn umgebenden Halbſchatten, nur ſehr unvollkommen begränzt, und dieß iſt die Urſache, daß man den eigentlichen Anfang oder das Ende der Finſterniß nie mit Gewißheit angeben kann. Kurz vor dem Anfange wird der Ort des Mondrandes, wo ſie beginnen ſoll, durch jenen Halb- ſchatten gleichſam mit einem Rauche, mit einem matten Schleier überzogen, der ſich allmählig näher zu dem Mittelpunkt hin zieht und zugleich immer dunkler wird und ſo, durch allmählige Abſtu-
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Die Mondsfinſterniſſe (I. S. 333) bieten ſich zu dieſem
Zwecke als beſonders bequem an. Da dieſe Finſterniſſe dadurch
entſtehen, daß die für uns ganz beleuchtete Mondsſcheibe zur
Zeit des Vollmonds in den Schattenkegel tritt, welchen die Erde
hinter ſich wirft, ſo wird der Mond dadurch ſeines, bloß von der
Sonne geborgten Lichtes, in der That beraubt und dieſe Verdunk-
lung deſſelben muß von allen Bewohnern der Erde, die nur über-
haupt den Mond zur Zeit ſeiner Finſterniß ſehen können, in
demſelben Augenblicke geſehen werden, ſo daß alſo nur jeder
dieſen Augenblick an der richtig nach ſeiner Ortszeit gehenden
Uhr angeben darf, um ſofort auch die Längendifferenz aller Beob-
achter dieſer Finſterniß zu erhalten.
Bei den Längenbeſtimmungen jeder Art kömmt nämlich alles
darauf an, eine Erſcheinung aufzufinden, die für alle, denen ſie
überhaupt nur bemerkbar iſt, in demſelben Augenblicke geſehen
wird, die alſo tautochron iſt, da man eigentlich nur wiſſen
will, wie viel jeder von den Beobachtern dieſer Erſcheinung in
dieſem Augenblicke an ſeiner richtig gehenden Uhr zählt, d. h.
welche wahre oder mittlere Sonnenzeit oder auch welche Sternzeit
jeder dieſer Beobachter in dieſem Augenblicke hat, da dann die
Differenz dieſer Zeiten zugleich die Differenz der geſuchten Längen
der Beobachter iſt.
Da dieß nun von den Mondsfinſterniſſen ſowohl, als auch
von den Verfinſterungen der Satelliten anderer Planeten z. B.
des Jupiters gilt, ſo werden ſie auch unmittelbar zu Längenbe-
ſtimmungen angewendet werden können, wie wir dieß bereits oben
(I. S. 338) bemerkt haben. Allein dieſe Finſterniſſe haben zu
dem gegenwärtigen Zwecke den Nachtheil, daß ſie nicht mit hinläng-
licher Schärfe beobachtet werden können. Der Schattenkegel der
Erde iſt nämlich, wegen dem ihn umgebenden Halbſchatten, nur
ſehr unvollkommen begränzt, und dieß iſt die Urſache, daß man
den eigentlichen Anfang oder das Ende der Finſterniß nie mit
Gewißheit angeben kann. Kurz vor dem Anfange wird der
Ort des Mondrandes, wo ſie beginnen ſoll, durch jenen Halb-
ſchatten gleichſam mit einem Rauche, mit einem matten Schleier
überzogen, der ſich allmählig näher zu dem Mittelpunkt hin zieht
und zugleich immer dunkler wird und ſo, durch allmählige Abſtu-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/393>, abgerufen am 28.11.2024.
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