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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
zeit seines gegenwärtigen Aufenthaltsortes zu wenig zeigt, daß
es also in diesem Augenblicke auf seinem Schiffe genau 16h 30'
20" mittlere Zeit oder 4h 30' 20" Morgens ist. Man hat be-
reits oben gesehen, auf welche Weise er diese seine Breite sowohl,
als auch seine wahre Ortszeit durch eine einfache Beobachtung
finden kann. -- Wenn er nun auch zugleich wüßte, daß es, in
demselben Augenblicke, in Paris genau 8h 22' 30" Abends mitt-
lere Pariser Zeit sey, so würde er auch sofort wissen, daß er 16h
30' 20" weniger 8h 32' 30", das heißt, daß er 8h 7' 50" östlich,
oder daß er 121° 57' 30" östlich von Paris entfernt sey, daß also
seine nördliche Breite 8° 10' und seine östliche Länge 121° 57'
30" betrage, und der erste Blick auf seine Karte würde ihm zei-
gen, daß sein Schiff in der Nähe der westlichsten Spitze der In-
sel Maghindano, die in der Mitte zwischen der Insel Lucon und
Borneo liegt, sich befinde, und daß er daher seinen Lauf nördlich
nehmen müsse, wenn er nach der Stadt Manilla bestimmt ist. --
Allein wie soll er erfahren, wie viel Uhr man in eben diesem Au-
genblicke in Paris zählt?

Das einfachste Mittel zu diesem Zwecke ist ohne Zweifel ein
Chronometer, das heißt eine Uhr mit Federn (denn eine Pen-
deluhr läßt sich auf dem immer wankenden Schiffe nicht brauchen),
auf deren guten Gang er sich vollkommen verlassen kann. Ehe
der Schiffer Paris verließ, verglich er seinen Chronometer täglich
mit der Uhr der Sternwarte, und fand, daß er in jedem Tage
regelmäßig um 2 Sek. gegen die mittlere Zeit vorausgehe. Als
er Paris verließ, um seine Reise anzutreten, fand er, daß sein
Chronometer um 0h 3' 0" gegen die mittlere Pariser Zeit vor-
aus sey. Seitdem bis zu dem gegenwärtigen Tage sind volle 40
Tage verflossen, in welchen also die Uhr, wenn sie ihren vorigen
Gang unverändert beibehielt, 2mal 40 Sekunden oder 1 Minute
20 Sekunden weiter vorausgegangen seyn muß, so daß sie also
heute um 0h 4 Minuten 20 Sekunden gegen mittlere Zeit Paris
zu viel gebe. Nun war aber die Uhrzeit der Beobachtung 8h 26'
50", also ist auch die mittlere Pariser Zeit dieser Beobachtung
um 4' 20" kleiner oder gleich 8h 22' 30", wie zuvor.

Es wird zur besseren Uebersicht dieses interessanten Verfah-
rens nicht überflüssig seyn, dasselbe noch auf ein zweites Beispiel

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
zeit ſeines gegenwärtigen Aufenthaltsortes zu wenig zeigt, daß
es alſo in dieſem Augenblicke auf ſeinem Schiffe genau 16h 30′
20″ mittlere Zeit oder 4h 30′ 20″ Morgens iſt. Man hat be-
reits oben geſehen, auf welche Weiſe er dieſe ſeine Breite ſowohl,
als auch ſeine wahre Ortszeit durch eine einfache Beobachtung
finden kann. — Wenn er nun auch zugleich wüßte, daß es, in
demſelben Augenblicke, in Paris genau 8h 22′ 30″ Abends mitt-
lere Pariſer Zeit ſey, ſo würde er auch ſofort wiſſen, daß er 16h
30′ 20″ weniger 8h 32′ 30″, das heißt, daß er 8h 7′ 50″ öſtlich,
oder daß er 121° 57′ 30″ öſtlich von Paris entfernt ſey, daß alſo
ſeine nördliche Breite 8° 10′ und ſeine öſtliche Länge 121° 57′
30″ betrage, und der erſte Blick auf ſeine Karte würde ihm zei-
gen, daß ſein Schiff in der Nähe der weſtlichſten Spitze der In-
ſel Maghindano, die in der Mitte zwiſchen der Inſel Lucon und
Borneo liegt, ſich befinde, und daß er daher ſeinen Lauf nördlich
nehmen müſſe, wenn er nach der Stadt Manilla beſtimmt iſt. —
Allein wie ſoll er erfahren, wie viel Uhr man in eben dieſem Au-
genblicke in Paris zählt?

Das einfachſte Mittel zu dieſem Zwecke iſt ohne Zweifel ein
Chronometer, das heißt eine Uhr mit Federn (denn eine Pen-
deluhr läßt ſich auf dem immer wankenden Schiffe nicht brauchen),
auf deren guten Gang er ſich vollkommen verlaſſen kann. Ehe
der Schiffer Paris verließ, verglich er ſeinen Chronometer täglich
mit der Uhr der Sternwarte, und fand, daß er in jedem Tage
regelmäßig um 2 Sek. gegen die mittlere Zeit vorausgehe. Als
er Paris verließ, um ſeine Reiſe anzutreten, fand er, daß ſein
Chronometer um 0h 3′ 0″ gegen die mittlere Pariſer Zeit vor-
aus ſey. Seitdem bis zu dem gegenwärtigen Tage ſind volle 40
Tage verfloſſen, in welchen alſo die Uhr, wenn ſie ihren vorigen
Gang unverändert beibehielt, 2mal 40 Sekunden oder 1 Minute
20 Sekunden weiter vorausgegangen ſeyn muß, ſo daß ſie alſo
heute um 0h 4 Minuten 20 Sekunden gegen mittlere Zeit Paris
zu viel gebe. Nun war aber die Uhrzeit der Beobachtung 8h 26′
50″, alſo iſt auch die mittlere Pariſer Zeit dieſer Beobachtung
um 4′ 20″ kleiner oder gleich 8h 22′ 30″, wie zuvor.

Es wird zur beſſeren Ueberſicht dieſes intereſſanten Verfah-
rens nicht überflüſſig ſeyn, daſſelbe noch auf ein zweites Beiſpiel

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[378/0390] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. zeit ſeines gegenwärtigen Aufenthaltsortes zu wenig zeigt, daß es alſo in dieſem Augenblicke auf ſeinem Schiffe genau 16h 30′ 20″ mittlere Zeit oder 4h 30′ 20″ Morgens iſt. Man hat be- reits oben geſehen, auf welche Weiſe er dieſe ſeine Breite ſowohl, als auch ſeine wahre Ortszeit durch eine einfache Beobachtung finden kann. — Wenn er nun auch zugleich wüßte, daß es, in demſelben Augenblicke, in Paris genau 8h 22′ 30″ Abends mitt- lere Pariſer Zeit ſey, ſo würde er auch ſofort wiſſen, daß er 16h 30′ 20″ weniger 8h 32′ 30″, das heißt, daß er 8h 7′ 50″ öſtlich, oder daß er 121° 57′ 30″ öſtlich von Paris entfernt ſey, daß alſo ſeine nördliche Breite 8° 10′ und ſeine öſtliche Länge 121° 57′ 30″ betrage, und der erſte Blick auf ſeine Karte würde ihm zei- gen, daß ſein Schiff in der Nähe der weſtlichſten Spitze der In- ſel Maghindano, die in der Mitte zwiſchen der Inſel Lucon und Borneo liegt, ſich befinde, und daß er daher ſeinen Lauf nördlich nehmen müſſe, wenn er nach der Stadt Manilla beſtimmt iſt. — Allein wie ſoll er erfahren, wie viel Uhr man in eben dieſem Au- genblicke in Paris zählt? Das einfachſte Mittel zu dieſem Zwecke iſt ohne Zweifel ein Chronometer, das heißt eine Uhr mit Federn (denn eine Pen- deluhr läßt ſich auf dem immer wankenden Schiffe nicht brauchen), auf deren guten Gang er ſich vollkommen verlaſſen kann. Ehe der Schiffer Paris verließ, verglich er ſeinen Chronometer täglich mit der Uhr der Sternwarte, und fand, daß er in jedem Tage regelmäßig um 2 Sek. gegen die mittlere Zeit vorausgehe. Als er Paris verließ, um ſeine Reiſe anzutreten, fand er, daß ſein Chronometer um 0h 3′ 0″ gegen die mittlere Pariſer Zeit vor- aus ſey. Seitdem bis zu dem gegenwärtigen Tage ſind volle 40 Tage verfloſſen, in welchen alſo die Uhr, wenn ſie ihren vorigen Gang unverändert beibehielt, 2mal 40 Sekunden oder 1 Minute 20 Sekunden weiter vorausgegangen ſeyn muß, ſo daß ſie alſo heute um 0h 4 Minuten 20 Sekunden gegen mittlere Zeit Paris zu viel gebe. Nun war aber die Uhrzeit der Beobachtung 8h 26′ 50″, alſo iſt auch die mittlere Pariſer Zeit dieſer Beobachtung um 4′ 20″ kleiner oder gleich 8h 22′ 30″, wie zuvor. Es wird zur beſſeren Ueberſicht dieſes intereſſanten Verfah- rens nicht überflüſſig ſeyn, daſſelbe noch auf ein zweites Beiſpiel

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/390>, abgerufen am 28.11.2024.