Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente. das Objektiv gestellten horizontalen Spiegel beobachtet und dannwieder das Fernrohr unmittelbar, wie bei den gewöhnlichen Beob- achtungen, auf den Stern selbst wendet, so durchläuft das Fern- rohr, zwischen diesen beiden Beobachtungen, an dem Kreise einen Winkel, der genau gleich der doppelten Höhe dieses Sterns ist, wenn man dabei auf die Verbesserung der Refraction (I. S. 347) gehörig Rücksicht nimmt. Denn da, nach dem bekannten optischen Gesetze, der Reflexionswinkel des von dem Spiegel zurückgeworfe- nen Lichtstrahls gleich dem Einfallswinkel des unmittelbar von dem Stern kommenden Strahls ist, so sieht man das Bild des Sterns im Spiegel genau ebenso tief unter dem Horizonte, als man den Stern selbst über dem Horizonte erblickt. Beobachtet man daher dieses Bild des Polarsterns, sowie frü- §. 30. (Gebrauch des Meridiankreises). Da dieses Instru- Allein der Meridiankreis soll, nebst den Rectascensionen, auch Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. das Objektiv geſtellten horizontalen Spiegel beobachtet und dannwieder das Fernrohr unmittelbar, wie bei den gewöhnlichen Beob- achtungen, auf den Stern ſelbſt wendet, ſo durchläuft das Fern- rohr, zwiſchen dieſen beiden Beobachtungen, an dem Kreiſe einen Winkel, der genau gleich der doppelten Höhe dieſes Sterns iſt, wenn man dabei auf die Verbeſſerung der Refraction (I. S. 347) gehörig Rückſicht nimmt. Denn da, nach dem bekannten optiſchen Geſetze, der Reflexionswinkel des von dem Spiegel zurückgeworfe- nen Lichtſtrahls gleich dem Einfallswinkel des unmittelbar von dem Stern kommenden Strahls iſt, ſo ſieht man das Bild des Sterns im Spiegel genau ebenſo tief unter dem Horizonte, als man den Stern ſelbſt über dem Horizonte erblickt. Beobachtet man daher dieſes Bild des Polarſterns, ſowie frü- §. 30. (Gebrauch des Meridiankreiſes). Da dieſes Inſtru- Allein der Meridiankreis ſoll, nebſt den Rectaſcenſionen, auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0336" n="324"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/> das Objektiv geſtellten horizontalen Spiegel beobachtet und dann<lb/> wieder das Fernrohr unmittelbar, wie bei den gewöhnlichen Beob-<lb/> achtungen, auf den Stern ſelbſt wendet, ſo durchläuft das Fern-<lb/> rohr, zwiſchen dieſen beiden Beobachtungen, an dem Kreiſe einen<lb/> Winkel, der genau gleich der doppelten Höhe dieſes Sterns iſt,<lb/> wenn man dabei auf die Verbeſſerung der Refraction (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 347)<lb/> gehörig Rückſicht nimmt. Denn da, nach dem bekannten optiſchen<lb/> Geſetze, der Reflexionswinkel des von dem Spiegel zurückgeworfe-<lb/> nen Lichtſtrahls gleich dem Einfallswinkel des unmittelbar von dem<lb/> Stern kommenden Strahls iſt, ſo ſieht man das Bild des Sterns<lb/> im Spiegel genau ebenſo tief unter dem Horizonte, als man den<lb/> Stern ſelbſt über dem Horizonte erblickt.</p><lb/> <p>Beobachtet man daher dieſes Bild des Polarſterns, ſowie frü-<lb/> her ihn ſelbſt, ebenfalls in beiden Culminationen und in beiden<lb/> Lagen des Kreiſes <hi rendition="#aq">mn</hi>, ſo erhält man dadurch acht Beobachtungen,<lb/> aus welchen man, durch eine zweckmäßige Combination derſelben,<lb/> jene Beugung des Inſtrumentes finden kann, die aus der ver-<lb/> ſchiedenen Einwirkung der Schwere auf die einzelnen Theile deſ-<lb/> ſelben entſteht.</p><lb/> <p>§. 30. (Gebrauch des Meridiankreiſes). Da dieſes Inſtru-<lb/> ment, wie bereits geſagt, zugleich ein Mittagsrohr iſt, ſo wird<lb/> man die Beobachtungen der Durchgänge der Sterne an den ver-<lb/> ticalen Fäden des Fernrohrs ganz ebenſo anſtellen, wie oben<lb/> (S. 293) bei dem Mittagsrohre geſagt worden iſt und dadurch<lb/> entweder die Correction der Uhr, wenn die Rectaſcenſion des<lb/> Sterns bekannt iſt, oder dieſe Rectaſcenſion finden, wenn der<lb/> Stand und Gang der Uhr bereits durch andere vorhergehende<lb/> Beobachtungen an dieſem Inſtrumente gegeben iſt.</p><lb/> <p>Allein der Meridiankreis ſoll, nebſt den Rectaſcenſionen, auch<lb/> die <hi rendition="#g">Höhen</hi> der durch ihn in dem Meridian beobachteten Geſtirne<lb/> geben, zu welchem Zwecke er mit dem oben beſchriebenen, auf<lb/> ſeine Drehungsaxe ſenkrechten und auf das Genaueſte eingetheilten<lb/> Kreiſe verſehen iſt. Wenn nun der Nullpunkt des Kreiſes, wo die<lb/> auf ihm verzeichnete Reihe der Grade eben anfängt, von dem<lb/> Künſtler ſchon genau in denjenigen Punkt der Peripherie geſetzt<lb/> worden wäre, der bei dem zwiſchen ſeinen Pfeilern aufgeſtellten<lb/> Kreiſe dem Horizonte entſpricht, wenn nämlich derjenige Durch-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0336]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
das Objektiv geſtellten horizontalen Spiegel beobachtet und dann
wieder das Fernrohr unmittelbar, wie bei den gewöhnlichen Beob-
achtungen, auf den Stern ſelbſt wendet, ſo durchläuft das Fern-
rohr, zwiſchen dieſen beiden Beobachtungen, an dem Kreiſe einen
Winkel, der genau gleich der doppelten Höhe dieſes Sterns iſt,
wenn man dabei auf die Verbeſſerung der Refraction (I. S. 347)
gehörig Rückſicht nimmt. Denn da, nach dem bekannten optiſchen
Geſetze, der Reflexionswinkel des von dem Spiegel zurückgeworfe-
nen Lichtſtrahls gleich dem Einfallswinkel des unmittelbar von dem
Stern kommenden Strahls iſt, ſo ſieht man das Bild des Sterns
im Spiegel genau ebenſo tief unter dem Horizonte, als man den
Stern ſelbſt über dem Horizonte erblickt.
Beobachtet man daher dieſes Bild des Polarſterns, ſowie frü-
her ihn ſelbſt, ebenfalls in beiden Culminationen und in beiden
Lagen des Kreiſes mn, ſo erhält man dadurch acht Beobachtungen,
aus welchen man, durch eine zweckmäßige Combination derſelben,
jene Beugung des Inſtrumentes finden kann, die aus der ver-
ſchiedenen Einwirkung der Schwere auf die einzelnen Theile deſ-
ſelben entſteht.
§. 30. (Gebrauch des Meridiankreiſes). Da dieſes Inſtru-
ment, wie bereits geſagt, zugleich ein Mittagsrohr iſt, ſo wird
man die Beobachtungen der Durchgänge der Sterne an den ver-
ticalen Fäden des Fernrohrs ganz ebenſo anſtellen, wie oben
(S. 293) bei dem Mittagsrohre geſagt worden iſt und dadurch
entweder die Correction der Uhr, wenn die Rectaſcenſion des
Sterns bekannt iſt, oder dieſe Rectaſcenſion finden, wenn der
Stand und Gang der Uhr bereits durch andere vorhergehende
Beobachtungen an dieſem Inſtrumente gegeben iſt.
Allein der Meridiankreis ſoll, nebſt den Rectaſcenſionen, auch
die Höhen der durch ihn in dem Meridian beobachteten Geſtirne
geben, zu welchem Zwecke er mit dem oben beſchriebenen, auf
ſeine Drehungsaxe ſenkrechten und auf das Genaueſte eingetheilten
Kreiſe verſehen iſt. Wenn nun der Nullpunkt des Kreiſes, wo die
auf ihm verzeichnete Reihe der Grade eben anfängt, von dem
Künſtler ſchon genau in denjenigen Punkt der Peripherie geſetzt
worden wäre, der bei dem zwiſchen ſeinen Pfeilern aufgeſtellten
Kreiſe dem Horizonte entſpricht, wenn nämlich derjenige Durch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |