Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
so abgebildet sieht, wie man jetzt in Deutschland dieses Instru- ment nach Reichenbachs Angabe zu verfertigen pflegt.
Man bemerkt hier wieder, wie bei dem Mittagsrohre, die auf den beiden Pfeilern P und Q ruhende horizontale Drehungs- axe AB, in deren Mitte das darauf senkrechte Fehrnrohr CD an- gebracht ist. Die beiden Enden A und B dieser Drehungsaxe sind mit ihren Pfeilern durch zwei Metallstücke in Verbindung, deren jedes aus zwei starken Platten besteht. Die erste, dem Pfeiler nächste Platte ist unmittelbar an dem Pfeiler fest, und die andere, welche die eigentlichen Lager trägt, auf welchen die cylindrischen Enden der Rotationsaxe aufliegen, lassen sich an den ersten Platten durch Schrauben bewegen, und zwar die eine auf und nieder, um dadurch die Rotationsaxe mittels der Libelle horizontal zu stellen, und die andere im Horizonte vor- und rückwärts, um dadurch diese Axe senkrecht auf den Meridian oder das Fernrohr CD in die Ebene des Meridians zu bringen.
An dem einen Ende der Rotationsaxe sind zwei concentrische, zu dieser Axe senkrechte Kreise mn angebracht. Die Peripherie dieser beiden in einer Ebene liegenden Kreise sind einander so nahe, daß sie sich beinahe berühren, und daß ein unbewaffnetes Auge nur mit Mühe die Gränze unterscheidet, die sie von einan- der trennt. Der größere oder äußere dieser beiden Kreise ist an seinem mit Silber eingelegten Limbus in Grade und Minuten eingetheilt, und dieser Kreis ist mit der Rotationsaxe fest und unveränderlich verbunden, so daß er sich, wie das Fernrohr, zu- gleich mit dieser Axe dreht. Der kleinere oder innere Kreis, der auch die Alhidade genannt wird, trägt an vier Orten seines Lim- bus, von welchen Orten je zwei einander gegenüber stehen, einen Vernier, um dadurch, wie wir weiter unten sehen werden, die Minuten des andern Kreises noch weiter unterzutheilen, so daß man jetzt mit Hülfe beider Kreise unmittelbar zwei Sekunden lesen, und selbst die einzelne Sekunde meistens noch mit Sicher- heit schätzen kann. Statt dieses Vernier können wir hier einst- weilen eine einfache, feine gerade Linie substituiren, die am Rande des innern Kreises, an vier Orten desselben, in der Richtung des Halbmessers gezogen ist, und mittelst welcher man die Lage des äußern Kreises gegen den festen inneren, auf diesem letzten ablesen
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ſo abgebildet ſieht, wie man jetzt in Deutſchland dieſes Inſtru- ment nach Reichenbachs Angabe zu verfertigen pflegt.
Man bemerkt hier wieder, wie bei dem Mittagsrohre, die auf den beiden Pfeilern P und Q ruhende horizontale Drehungs- axe AB, in deren Mitte das darauf ſenkrechte Fehrnrohr CD an- gebracht iſt. Die beiden Enden A und B dieſer Drehungsaxe ſind mit ihren Pfeilern durch zwei Metallſtücke in Verbindung, deren jedes aus zwei ſtarken Platten beſteht. Die erſte, dem Pfeiler nächſte Platte iſt unmittelbar an dem Pfeiler feſt, und die andere, welche die eigentlichen Lager trägt, auf welchen die cylindriſchen Enden der Rotationsaxe aufliegen, laſſen ſich an den erſten Platten durch Schrauben bewegen, und zwar die eine auf und nieder, um dadurch die Rotationsaxe mittels der Libelle horizontal zu ſtellen, und die andere im Horizonte vor- und rückwärts, um dadurch dieſe Axe ſenkrecht auf den Meridian oder das Fernrohr CD in die Ebene des Meridians zu bringen.
An dem einen Ende der Rotationsaxe ſind zwei concentriſche, zu dieſer Axe ſenkrechte Kreiſe mn angebracht. Die Peripherie dieſer beiden in einer Ebene liegenden Kreiſe ſind einander ſo nahe, daß ſie ſich beinahe berühren, und daß ein unbewaffnetes Auge nur mit Mühe die Gränze unterſcheidet, die ſie von einan- der trennt. Der größere oder äußere dieſer beiden Kreiſe iſt an ſeinem mit Silber eingelegten Limbus in Grade und Minuten eingetheilt, und dieſer Kreis iſt mit der Rotationsaxe feſt und unveränderlich verbunden, ſo daß er ſich, wie das Fernrohr, zu- gleich mit dieſer Axe dreht. Der kleinere oder innere Kreis, der auch die Alhidade genannt wird, trägt an vier Orten ſeines Lim- bus, von welchen Orten je zwei einander gegenüber ſtehen, einen Vernier, um dadurch, wie wir weiter unten ſehen werden, die Minuten des andern Kreiſes noch weiter unterzutheilen, ſo daß man jetzt mit Hülfe beider Kreiſe unmittelbar zwei Sekunden leſen, und ſelbſt die einzelne Sekunde meiſtens noch mit Sicher- heit ſchätzen kann. Statt dieſes Vernier können wir hier einſt- weilen eine einfache, feine gerade Linie ſubſtituiren, die am Rande des innern Kreiſes, an vier Orten deſſelben, in der Richtung des Halbmeſſers gezogen iſt, und mittelſt welcher man die Lage des äußern Kreiſes gegen den feſten inneren, auf dieſem letzten ableſen
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ſo abgebildet ſieht, wie man jetzt in Deutſchland dieſes Inſtru-
ment nach Reichenbachs Angabe zu verfertigen pflegt.
Man bemerkt hier wieder, wie bei dem Mittagsrohre, die
auf den beiden Pfeilern P und Q ruhende horizontale Drehungs-
axe AB, in deren Mitte das darauf ſenkrechte Fehrnrohr CD an-
gebracht iſt. Die beiden Enden A und B dieſer Drehungsaxe
ſind mit ihren Pfeilern durch zwei Metallſtücke in Verbindung,
deren jedes aus zwei ſtarken Platten beſteht. Die erſte, dem
Pfeiler nächſte Platte iſt unmittelbar an dem Pfeiler feſt, und
die andere, welche die eigentlichen Lager trägt, auf welchen die
cylindriſchen Enden der Rotationsaxe aufliegen, laſſen ſich an den
erſten Platten durch Schrauben bewegen, und zwar die eine auf
und nieder, um dadurch die Rotationsaxe mittels der Libelle
horizontal zu ſtellen, und die andere im Horizonte vor- und
rückwärts, um dadurch dieſe Axe ſenkrecht auf den Meridian
oder das Fernrohr CD in die Ebene des Meridians zu bringen.
An dem einen Ende der Rotationsaxe ſind zwei concentriſche,
zu dieſer Axe ſenkrechte Kreiſe mn angebracht. Die Peripherie
dieſer beiden in einer Ebene liegenden Kreiſe ſind einander ſo
nahe, daß ſie ſich beinahe berühren, und daß ein unbewaffnetes
Auge nur mit Mühe die Gränze unterſcheidet, die ſie von einan-
der trennt. Der größere oder äußere dieſer beiden Kreiſe iſt an
ſeinem mit Silber eingelegten Limbus in Grade und Minuten
eingetheilt, und dieſer Kreis iſt mit der Rotationsaxe feſt und
unveränderlich verbunden, ſo daß er ſich, wie das Fernrohr, zu-
gleich mit dieſer Axe dreht. Der kleinere oder innere Kreis, der
auch die Alhidade genannt wird, trägt an vier Orten ſeines Lim-
bus, von welchen Orten je zwei einander gegenüber ſtehen, einen
Vernier, um dadurch, wie wir weiter unten ſehen werden, die
Minuten des andern Kreiſes noch weiter unterzutheilen, ſo daß
man jetzt mit Hülfe beider Kreiſe unmittelbar zwei Sekunden
leſen, und ſelbſt die einzelne Sekunde meiſtens noch mit Sicher-
heit ſchätzen kann. Statt dieſes Vernier können wir hier einſt-
weilen eine einfache, feine gerade Linie ſubſtituiren, die am Rande
des innern Kreiſes, an vier Orten deſſelben, in der Richtung des
Halbmeſſers gezogen iſt, und mittelſt welcher man die Lage des
äußern Kreiſes gegen den feſten inneren, auf dieſem letzten ableſen
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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