Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
lag, jetzt auf das westliche Lager B zu liegen kömmt, und durch
dieses Umlegen wird offenbar derselbe Zweck erreicht, als wenn
man die cylindrische Röhre CD um ihre Axe, um die Hälfte der
Peripherie eines Kreises gedreht hätte. Wenn daher die Mitte
des Fadens vor und nach der Umlegung immer denselben Punkt
des terrestrischen Gegenstandes trifft, so wird dieß ein Zeichen
seyn, daß diese Mitte des Fadens mit dem Brennpunkte des
Fernrohrs zusammenfällt. Ist dieß aber nicht der Fall, so wird
man, nach der Umlegung, die Hälfte des bemerkten Fehlers durch
diejenige Schraube verbessern, welche den oben erwähnten Faden-
ring in horizontaler Richtung hin und her bewegt, und die andere
Hälfte, wenn man will, durch diejenige Schraube des Lagers B,
welche das Ende der Drehungsaxe horizontal zu verschieben be-
stimmt ist. Da es nicht immer sicher ist, den beobachteten Fehler,
besonders, wenn er noch etwas bedeutend ist, genau zu halbiren,
so wird man das angezeigte Verfahren öfter wiederholen, wodurch
jener Fehler offenbar immer kleiner, und endlich ganz unmerklich
werden muß.

§. 18. (Rectification des Mittagsrohrs: Horizontalität der
Drehungsaxe.) Das bisher Gesagte trifft nur, wie man sieht, die
gehörige Stellung des Fadens in dem Fernrohre, und indem man
denselben, durch die erwähnten Operationen, in dem Brennpunkt
der beiden Linsen gelegt hat, hat man es zugleich dahin gebracht,
daß das eigentliche Fernrohr, d. h. die Axe der beiden Linsen,
die man auch die Collimationslinie zu nennen pflegt, auf der
Rotationsaxe AB senkrecht steht, worin eine der Hauptbedin-
gungen besteht, welche das Mittagsrohr erfüllen muß, wenn die
damit angestellten Beobachtungen brauchbar seyn sollen, da nur
dann diese Collimationslinie, wenn die Drehungsaxe horizontal
ist, einen Verticalkreis (Einl. S. 27) beschreiben, sonst aber nur
in einer gegen den Horizont schief gelegten Ebene sich bewe-
gen wird.

Allein durch welche Mittel kann man diese Rotationsaxe in
eine dem Horizonte parallele Lage bringen? -- Das einfachste
Mittel zu diesem Zwecke ist die Libelle, oder wie sie auch ge-
nannt wird, die Wasserwage. In der Höhlung der metallenen
Röhre CDC'D' (Fig. 16) liegt eine gläserne mit Weingeist nicht

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
lag, jetzt auf das weſtliche Lager B zu liegen kömmt, und durch
dieſes Umlegen wird offenbar derſelbe Zweck erreicht, als wenn
man die cylindriſche Röhre CD um ihre Axe, um die Hälfte der
Peripherie eines Kreiſes gedreht hätte. Wenn daher die Mitte
des Fadens vor und nach der Umlegung immer denſelben Punkt
des terreſtriſchen Gegenſtandes trifft, ſo wird dieß ein Zeichen
ſeyn, daß dieſe Mitte des Fadens mit dem Brennpunkte des
Fernrohrs zuſammenfällt. Iſt dieß aber nicht der Fall, ſo wird
man, nach der Umlegung, die Hälfte des bemerkten Fehlers durch
diejenige Schraube verbeſſern, welche den oben erwähnten Faden-
ring in horizontaler Richtung hin und her bewegt, und die andere
Hälfte, wenn man will, durch diejenige Schraube des Lagers B,
welche das Ende der Drehungsaxe horizontal zu verſchieben be-
ſtimmt iſt. Da es nicht immer ſicher iſt, den beobachteten Fehler,
beſonders, wenn er noch etwas bedeutend iſt, genau zu halbiren,
ſo wird man das angezeigte Verfahren öfter wiederholen, wodurch
jener Fehler offenbar immer kleiner, und endlich ganz unmerklich
werden muß.

§. 18. (Rectification des Mittagsrohrs: Horizontalität der
Drehungsaxe.) Das bisher Geſagte trifft nur, wie man ſieht, die
gehörige Stellung des Fadens in dem Fernrohre, und indem man
denſelben, durch die erwähnten Operationen, in dem Brennpunkt
der beiden Linſen gelegt hat, hat man es zugleich dahin gebracht,
daß das eigentliche Fernrohr, d. h. die Axe der beiden Linſen,
die man auch die Collimationslinie zu nennen pflegt, auf der
Rotationsaxe AB ſenkrecht ſteht, worin eine der Hauptbedin-
gungen beſteht, welche das Mittagsrohr erfüllen muß, wenn die
damit angeſtellten Beobachtungen brauchbar ſeyn ſollen, da nur
dann dieſe Collimationslinie, wenn die Drehungsaxe horizontal
iſt, einen Verticalkreis (Einl. S. 27) beſchreiben, ſonſt aber nur
in einer gegen den Horizont ſchief gelegten Ebene ſich bewe-
gen wird.

Allein durch welche Mittel kann man dieſe Rotationsaxe in
eine dem Horizonte parallele Lage bringen? — Das einfachſte
Mittel zu dieſem Zwecke iſt die Libelle, oder wie ſie auch ge-
nannt wird, die Waſſerwage. In der Höhlung der metallenen
Röhre CDC'D' (Fig. 16) liegt eine gläſerne mit Weingeiſt nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0296" n="284"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
lag, jetzt auf das we&#x017F;tliche Lager <hi rendition="#aq">B</hi> zu liegen kömmt, und durch<lb/>
die&#x017F;es Umlegen wird offenbar der&#x017F;elbe Zweck erreicht, als wenn<lb/>
man die cylindri&#x017F;che Röhre <hi rendition="#aq">CD</hi> um ihre Axe, um die Hälfte der<lb/>
Peripherie eines Krei&#x017F;es gedreht hätte. Wenn daher die Mitte<lb/>
des Fadens vor und nach der Umlegung immer den&#x017F;elben Punkt<lb/>
des terre&#x017F;tri&#x017F;chen Gegen&#x017F;tandes trifft, &#x017F;o wird dieß ein Zeichen<lb/>
&#x017F;eyn, daß die&#x017F;e Mitte des Fadens mit dem Brennpunkte des<lb/>
Fernrohrs zu&#x017F;ammenfällt. I&#x017F;t dieß aber nicht der Fall, &#x017F;o wird<lb/>
man, nach der Umlegung, die Hälfte des bemerkten Fehlers durch<lb/>
diejenige Schraube verbe&#x017F;&#x017F;ern, welche den oben erwähnten Faden-<lb/>
ring in horizontaler Richtung hin und her bewegt, und die andere<lb/>
Hälfte, wenn man will, durch diejenige Schraube des Lagers <hi rendition="#aq">B</hi>,<lb/>
welche das Ende der Drehungsaxe horizontal zu ver&#x017F;chieben be-<lb/>
&#x017F;timmt i&#x017F;t. Da es nicht immer &#x017F;icher i&#x017F;t, den beobachteten Fehler,<lb/>
be&#x017F;onders, wenn er noch etwas bedeutend i&#x017F;t, genau zu halbiren,<lb/>
&#x017F;o wird man das angezeigte Verfahren öfter wiederholen, wodurch<lb/>
jener Fehler offenbar immer kleiner, und endlich ganz unmerklich<lb/>
werden muß.</p><lb/>
            <p>§. 18. (Rectification des Mittagsrohrs: Horizontalität der<lb/>
Drehungsaxe.) Das bisher Ge&#x017F;agte trifft nur, wie man &#x017F;ieht, die<lb/>
gehörige Stellung des Fadens in dem Fernrohre, und indem man<lb/>
den&#x017F;elben, durch die erwähnten Operationen, in dem Brennpunkt<lb/>
der beiden Lin&#x017F;en gelegt hat, hat man es zugleich dahin gebracht,<lb/>
daß das eigentliche Fernrohr, d. h. die Axe der beiden Lin&#x017F;en,<lb/>
die man auch die Collimationslinie zu nennen pflegt, auf der<lb/>
Rotationsaxe <hi rendition="#aq">AB</hi> <hi rendition="#g">&#x017F;enkrecht</hi> &#x017F;teht, worin eine der Hauptbedin-<lb/>
gungen be&#x017F;teht, welche das Mittagsrohr erfüllen muß, wenn die<lb/>
damit ange&#x017F;tellten Beobachtungen brauchbar &#x017F;eyn &#x017F;ollen, da nur<lb/>
dann die&#x017F;e Collimationslinie, wenn die Drehungsaxe horizontal<lb/>
i&#x017F;t, einen Verticalkreis (Einl. S. 27) be&#x017F;chreiben, &#x017F;on&#x017F;t aber nur<lb/>
in einer gegen den Horizont <hi rendition="#g">&#x017F;chief</hi> gelegten Ebene &#x017F;ich bewe-<lb/>
gen wird.</p><lb/>
            <p>Allein durch welche Mittel kann man die&#x017F;e Rotationsaxe in<lb/>
eine dem Horizonte parallele Lage bringen? &#x2014; Das einfach&#x017F;te<lb/>
Mittel zu die&#x017F;em Zwecke i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Libelle</hi>, oder wie &#x017F;ie auch ge-<lb/>
nannt wird, die <hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;erwage</hi>. In der Höhlung der metallenen<lb/>
Röhre <hi rendition="#aq">CDC'D'</hi> (Fig. 16) liegt eine glä&#x017F;erne mit Weingei&#x017F;t nicht<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0296] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. lag, jetzt auf das weſtliche Lager B zu liegen kömmt, und durch dieſes Umlegen wird offenbar derſelbe Zweck erreicht, als wenn man die cylindriſche Röhre CD um ihre Axe, um die Hälfte der Peripherie eines Kreiſes gedreht hätte. Wenn daher die Mitte des Fadens vor und nach der Umlegung immer denſelben Punkt des terreſtriſchen Gegenſtandes trifft, ſo wird dieß ein Zeichen ſeyn, daß dieſe Mitte des Fadens mit dem Brennpunkte des Fernrohrs zuſammenfällt. Iſt dieß aber nicht der Fall, ſo wird man, nach der Umlegung, die Hälfte des bemerkten Fehlers durch diejenige Schraube verbeſſern, welche den oben erwähnten Faden- ring in horizontaler Richtung hin und her bewegt, und die andere Hälfte, wenn man will, durch diejenige Schraube des Lagers B, welche das Ende der Drehungsaxe horizontal zu verſchieben be- ſtimmt iſt. Da es nicht immer ſicher iſt, den beobachteten Fehler, beſonders, wenn er noch etwas bedeutend iſt, genau zu halbiren, ſo wird man das angezeigte Verfahren öfter wiederholen, wodurch jener Fehler offenbar immer kleiner, und endlich ganz unmerklich werden muß. §. 18. (Rectification des Mittagsrohrs: Horizontalität der Drehungsaxe.) Das bisher Geſagte trifft nur, wie man ſieht, die gehörige Stellung des Fadens in dem Fernrohre, und indem man denſelben, durch die erwähnten Operationen, in dem Brennpunkt der beiden Linſen gelegt hat, hat man es zugleich dahin gebracht, daß das eigentliche Fernrohr, d. h. die Axe der beiden Linſen, die man auch die Collimationslinie zu nennen pflegt, auf der Rotationsaxe AB ſenkrecht ſteht, worin eine der Hauptbedin- gungen beſteht, welche das Mittagsrohr erfüllen muß, wenn die damit angeſtellten Beobachtungen brauchbar ſeyn ſollen, da nur dann dieſe Collimationslinie, wenn die Drehungsaxe horizontal iſt, einen Verticalkreis (Einl. S. 27) beſchreiben, ſonſt aber nur in einer gegen den Horizont ſchief gelegten Ebene ſich bewe- gen wird. Allein durch welche Mittel kann man dieſe Rotationsaxe in eine dem Horizonte parallele Lage bringen? — Das einfachſte Mittel zu dieſem Zwecke iſt die Libelle, oder wie ſie auch ge- nannt wird, die Waſſerwage. In der Höhlung der metallenen Röhre CDC'D' (Fig. 16) liegt eine gläſerne mit Weingeiſt nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/296
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/296>, abgerufen am 28.11.2024.