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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
wie es scheint, schon seit dem Jahre 1667 bei seinen Beobachtun-
gen angewendet hat. Allein schon über zwanzig Jahre früher,
i. J. 1640, machte Gascoigne in England dieselbe Entdeckung,
und ihm muß daher auch die Ehre derselben vorbehalten bleiben.

Wenn man nämlich einen Gegenstand, z. B. einen Faden in
die Nähe des Brennpunktes F (Fig. 14) der beiden Linsen eines
Fernrohrs bringt, so sieht man denselben durch das Ocular bb'
desto reiner, und selbst wenn er weiß, z. B. ein Silberfaden ist,
desto schwärzer, je näher er jenem Brennpunkte gebracht wird.
Stellt man dann das Fernrohr so, daß irgend ein terrestrisches
Object, z. B. die wohlbegränzte Ecke einer Mauer, den Faden
eben berührt; bewegt man dann das Auge vor dem Oculare so
weit als möglich, rechts und links oder auf und ab, und bleibt
der Faden in allen diesen Lagen des Auges immer genau Tangente
zum Objecte, so ist dieß eben das beste Zeichen, daß der Faden selbst
im Brennpunkte des Fernrohrs, d. h. in demjenigen Orte desselben
steht, wo von der vordern, größern Linse des Fernrohrs das kleine
Miniaturbildchen des Objectes entworfen wird, von dem wir oben
(S. 265) gesprochen haben. Was aber hier von dem terrestrischen
Objecte gesagt ist, gilt auch von den Gestirnen. Hat man daher
durch diesen Brennpunkt in einer auf die Axe der beiden Linsen
(S. 260) senkrechten Ebene zwei Fäden gespannt, die sich unter
rechten Winkeln durchkreuzen, so wird man, eben durch den Durch-
schnittspunkt der beiden Fäden, einen festen und unveränderlichen
Punkt des Feldes haben, mit welchem man die Lage der zu
beobachtenden Sterne bequem und sicher vergleichen kann, indem
man nämlich bei jeder Beobachtung, durch eine angemessene Be-
wegung des Fernrohrs den Stern nur immer in diesen Durch-
schnittspunkt der beiden Fäden zu bringen sucht. Man wird sich
dabei leicht eine einfache Vorrichtung, z. B. einen im Innern
des Fernrohrs angebrachten Ring denken können, der diese Fäden
trägt, während er selbst durch äußere kleine Schrauben nach allen
Richtungen bewegt, und in jeder derselben festgehalten wird, wo-
durch daher die Fäden leicht in die erforderliche Lage gebracht
werden können.

Diese einfache, aber folgenreiche Idee ist es, die der oben
erwähnte Gascoigne zuerst gehabt und ausgeführt hat. (Phil.

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
wie es ſcheint, ſchon ſeit dem Jahre 1667 bei ſeinen Beobachtun-
gen angewendet hat. Allein ſchon über zwanzig Jahre früher,
i. J. 1640, machte Gascoigne in England dieſelbe Entdeckung,
und ihm muß daher auch die Ehre derſelben vorbehalten bleiben.

Wenn man nämlich einen Gegenſtand, z. B. einen Faden in
die Nähe des Brennpunktes F (Fig. 14) der beiden Linſen eines
Fernrohrs bringt, ſo ſieht man denſelben durch das Ocular bb'
deſto reiner, und ſelbſt wenn er weiß, z. B. ein Silberfaden iſt,
deſto ſchwärzer, je näher er jenem Brennpunkte gebracht wird.
Stellt man dann das Fernrohr ſo, daß irgend ein terreſtriſches
Object, z. B. die wohlbegränzte Ecke einer Mauer, den Faden
eben berührt; bewegt man dann das Auge vor dem Oculare ſo
weit als möglich, rechts und links oder auf und ab, und bleibt
der Faden in allen dieſen Lagen des Auges immer genau Tangente
zum Objecte, ſo iſt dieß eben das beſte Zeichen, daß der Faden ſelbſt
im Brennpunkte des Fernrohrs, d. h. in demjenigen Orte deſſelben
ſteht, wo von der vordern, größern Linſe des Fernrohrs das kleine
Miniaturbildchen des Objectes entworfen wird, von dem wir oben
(S. 265) geſprochen haben. Was aber hier von dem terreſtriſchen
Objecte geſagt iſt, gilt auch von den Geſtirnen. Hat man daher
durch dieſen Brennpunkt in einer auf die Axe der beiden Linſen
(S. 260) ſenkrechten Ebene zwei Fäden geſpannt, die ſich unter
rechten Winkeln durchkreuzen, ſo wird man, eben durch den Durch-
ſchnittspunkt der beiden Fäden, einen feſten und unveränderlichen
Punkt des Feldes haben, mit welchem man die Lage der zu
beobachtenden Sterne bequem und ſicher vergleichen kann, indem
man nämlich bei jeder Beobachtung, durch eine angemeſſene Be-
wegung des Fernrohrs den Stern nur immer in dieſen Durch-
ſchnittspunkt der beiden Fäden zu bringen ſucht. Man wird ſich
dabei leicht eine einfache Vorrichtung, z. B. einen im Innern
des Fernrohrs angebrachten Ring denken können, der dieſe Fäden
trägt, während er ſelbſt durch äußere kleine Schrauben nach allen
Richtungen bewegt, und in jeder derſelben feſtgehalten wird, wo-
durch daher die Fäden leicht in die erforderliche Lage gebracht
werden können.

Dieſe einfache, aber folgenreiche Idee iſt es, die der oben
erwähnte Gascoigne zuerſt gehabt und ausgeführt hat. (Phil.

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[276/0288] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. wie es ſcheint, ſchon ſeit dem Jahre 1667 bei ſeinen Beobachtun- gen angewendet hat. Allein ſchon über zwanzig Jahre früher, i. J. 1640, machte Gascoigne in England dieſelbe Entdeckung, und ihm muß daher auch die Ehre derſelben vorbehalten bleiben. Wenn man nämlich einen Gegenſtand, z. B. einen Faden in die Nähe des Brennpunktes F (Fig. 14) der beiden Linſen eines Fernrohrs bringt, ſo ſieht man denſelben durch das Ocular bb' deſto reiner, und ſelbſt wenn er weiß, z. B. ein Silberfaden iſt, deſto ſchwärzer, je näher er jenem Brennpunkte gebracht wird. Stellt man dann das Fernrohr ſo, daß irgend ein terreſtriſches Object, z. B. die wohlbegränzte Ecke einer Mauer, den Faden eben berührt; bewegt man dann das Auge vor dem Oculare ſo weit als möglich, rechts und links oder auf und ab, und bleibt der Faden in allen dieſen Lagen des Auges immer genau Tangente zum Objecte, ſo iſt dieß eben das beſte Zeichen, daß der Faden ſelbſt im Brennpunkte des Fernrohrs, d. h. in demjenigen Orte deſſelben ſteht, wo von der vordern, größern Linſe des Fernrohrs das kleine Miniaturbildchen des Objectes entworfen wird, von dem wir oben (S. 265) geſprochen haben. Was aber hier von dem terreſtriſchen Objecte geſagt iſt, gilt auch von den Geſtirnen. Hat man daher durch dieſen Brennpunkt in einer auf die Axe der beiden Linſen (S. 260) ſenkrechten Ebene zwei Fäden geſpannt, die ſich unter rechten Winkeln durchkreuzen, ſo wird man, eben durch den Durch- ſchnittspunkt der beiden Fäden, einen feſten und unveränderlichen Punkt des Feldes haben, mit welchem man die Lage der zu beobachtenden Sterne bequem und ſicher vergleichen kann, indem man nämlich bei jeder Beobachtung, durch eine angemeſſene Be- wegung des Fernrohrs den Stern nur immer in dieſen Durch- ſchnittspunkt der beiden Fäden zu bringen ſucht. Man wird ſich dabei leicht eine einfache Vorrichtung, z. B. einen im Innern des Fernrohrs angebrachten Ring denken können, der dieſe Fäden trägt, während er ſelbſt durch äußere kleine Schrauben nach allen Richtungen bewegt, und in jeder derſelben feſtgehalten wird, wo- durch daher die Fäden leicht in die erforderliche Lage gebracht werden können. Dieſe einfache, aber folgenreiche Idee iſt es, die der oben erwähnte Gascoigne zuerſt gehabt und ausgeführt hat. (Phil.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/288>, abgerufen am 24.11.2024.