Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Lebens zur Vervollkommnung seiner Entdeckung, die er noch sehr weit zu führen die gewisse Hoffnung hatte, und überließ sie endlich seinem Sohne Peter Dollond, der ihr in Verbindung mit Ramsden die Vollendung gab, die wir am Ende des verflossenen Jahrhun- derts an diesem Instrumente zu bewundern Gelegenheit hatten.
Euler im Gegentheile, der anfangs an die glücklichen Erfolge des englischen Künstlers kaum glauben konnte, da er die Brech- barkeit und Farbenzerstreuung jener zwei Glasarten für viel zu wenig verschieden hielt, um darauf so große Wirkungen zu grün- den, suchte, als er die mechanische Ausführung der achromatischen Fernröhre nicht weiter bezweifeln konnte, nun auch von seiner Seite die Theorie dieser Instrumente zu fördern. Er machte die Resultate seiner Untersuchungen in den Memoiren der Akade- mie zu Berlin und Petersburg, und endlich in einem eigenen, größeren Werke, in seiner Dioptrik (Petersb. 1769), öffentlich be- kannt. Seitdem haben wir von Clairaut, d'Alembert, Klügel u. a. mehrere treffliche Bearbeitungen dieses Gegenstandes erhalten.
In den neueren Zeiten haben sich unter den optischen Künst- lern vorzüglich Fraunhofer in München und Plößl in Wien aus- gezeichnet. Die größte Schwierigkeit, die sich der Verfertigung vollkommener Objektive von bedeutendem Umfange entgegensetzt, besteht in der Bereitung großer Stücke reinen, wellenfreien Glases, besonders des Flintglases, welches, wegen der dabei statt habenden Beimischung von Blei, nur selten in ganz gleichförmigen homogenen Massen erhalten werden kann. Auch sind die Ver- hältnisse, mit welchen jene zwei Glasarten die Lichtstrahlen brechen, in der That sehr wenig von einander verschieden, da sie nur zwi- schen den engen Gränzen von 1 5/10 und 1 6/10 enthalten sind. Noch enger sind die Gränzen für die Farbenzerstreuungen dieser beiden Glasarten. Es ist aber keinem Zweifel unterworfen, daß andere Glasgattungen, welche, in diesen beiden Beziehungen, größere Verschiedenheit hätten, auch viel bessere Mittel zur Fer- tigung vollkommener Fernröhre darbieten würden, da auf diesen Verschiedenheiten die Aufhebung der beiden oben erwähnten Fehler vorzüglich beruht. Da das Blei in größerer Quantität sich nicht gut mit den übrigen Bestandtheilen des Glases zu einer homogenen Masse vermischt, so hat man verschiedene andere Beimischungen
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Lebens zur Vervollkommnung ſeiner Entdeckung, die er noch ſehr weit zu führen die gewiſſe Hoffnung hatte, und überließ ſie endlich ſeinem Sohne Peter Dollond, der ihr in Verbindung mit Ramsden die Vollendung gab, die wir am Ende des verfloſſenen Jahrhun- derts an dieſem Inſtrumente zu bewundern Gelegenheit hatten.
Euler im Gegentheile, der anfangs an die glücklichen Erfolge des engliſchen Künſtlers kaum glauben konnte, da er die Brech- barkeit und Farbenzerſtreuung jener zwei Glasarten für viel zu wenig verſchieden hielt, um darauf ſo große Wirkungen zu grün- den, ſuchte, als er die mechaniſche Ausführung der achromatiſchen Fernröhre nicht weiter bezweifeln konnte, nun auch von ſeiner Seite die Theorie dieſer Inſtrumente zu fördern. Er machte die Reſultate ſeiner Unterſuchungen in den Memoiren der Akade- mie zu Berlin und Petersburg, und endlich in einem eigenen, größeren Werke, in ſeiner Dioptrik (Petersb. 1769), öffentlich be- kannt. Seitdem haben wir von Clairaut, d’Alembert, Klügel u. a. mehrere treffliche Bearbeitungen dieſes Gegenſtandes erhalten.
In den neueren Zeiten haben ſich unter den optiſchen Künſt- lern vorzüglich Fraunhofer in München und Plößl in Wien aus- gezeichnet. Die größte Schwierigkeit, die ſich der Verfertigung vollkommener Objektive von bedeutendem Umfange entgegenſetzt, beſteht in der Bereitung großer Stücke reinen, wellenfreien Glaſes, beſonders des Flintglaſes, welches, wegen der dabei ſtatt habenden Beimiſchung von Blei, nur ſelten in ganz gleichförmigen homogenen Maſſen erhalten werden kann. Auch ſind die Ver- hältniſſe, mit welchen jene zwei Glasarten die Lichtſtrahlen brechen, in der That ſehr wenig von einander verſchieden, da ſie nur zwi- ſchen den engen Gränzen von 1 5/10 und 1 6/10 enthalten ſind. Noch enger ſind die Gränzen für die Farbenzerſtreuungen dieſer beiden Glasarten. Es iſt aber keinem Zweifel unterworfen, daß andere Glasgattungen, welche, in dieſen beiden Beziehungen, größere Verſchiedenheit hätten, auch viel beſſere Mittel zur Fer- tigung vollkommener Fernröhre darbieten würden, da auf dieſen Verſchiedenheiten die Aufhebung der beiden oben erwähnten Fehler vorzüglich beruht. Da das Blei in größerer Quantität ſich nicht gut mit den übrigen Beſtandtheilen des Glaſes zu einer homogenen Maſſe vermiſcht, ſo hat man verſchiedene andere Beimiſchungen
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Lebens zur Vervollkommnung ſeiner Entdeckung, die er noch ſehr
weit zu führen die gewiſſe Hoffnung hatte, und überließ ſie endlich
ſeinem Sohne Peter Dollond, der ihr in Verbindung mit Ramsden
die Vollendung gab, die wir am Ende des verfloſſenen Jahrhun-
derts an dieſem Inſtrumente zu bewundern Gelegenheit hatten.
Euler im Gegentheile, der anfangs an die glücklichen Erfolge
des engliſchen Künſtlers kaum glauben konnte, da er die Brech-
barkeit und Farbenzerſtreuung jener zwei Glasarten für viel zu
wenig verſchieden hielt, um darauf ſo große Wirkungen zu grün-
den, ſuchte, als er die mechaniſche Ausführung der achromatiſchen
Fernröhre nicht weiter bezweifeln konnte, nun auch von ſeiner
Seite die Theorie dieſer Inſtrumente zu fördern. Er machte
die Reſultate ſeiner Unterſuchungen in den Memoiren der Akade-
mie zu Berlin und Petersburg, und endlich in einem eigenen,
größeren Werke, in ſeiner Dioptrik (Petersb. 1769), öffentlich be-
kannt. Seitdem haben wir von Clairaut, d’Alembert, Klügel u. a.
mehrere treffliche Bearbeitungen dieſes Gegenſtandes erhalten.
In den neueren Zeiten haben ſich unter den optiſchen Künſt-
lern vorzüglich Fraunhofer in München und Plößl in Wien aus-
gezeichnet. Die größte Schwierigkeit, die ſich der Verfertigung
vollkommener Objektive von bedeutendem Umfange entgegenſetzt,
beſteht in der Bereitung großer Stücke reinen, wellenfreien
Glaſes, beſonders des Flintglaſes, welches, wegen der dabei ſtatt
habenden Beimiſchung von Blei, nur ſelten in ganz gleichförmigen
homogenen Maſſen erhalten werden kann. Auch ſind die Ver-
hältniſſe, mit welchen jene zwei Glasarten die Lichtſtrahlen brechen,
in der That ſehr wenig von einander verſchieden, da ſie nur zwi-
ſchen den engen Gränzen von 1 5/10 und 1 6/10 enthalten ſind.
Noch enger ſind die Gränzen für die Farbenzerſtreuungen dieſer
beiden Glasarten. Es iſt aber keinem Zweifel unterworfen, daß
andere Glasgattungen, welche, in dieſen beiden Beziehungen,
größere Verſchiedenheit hätten, auch viel beſſere Mittel zur Fer-
tigung vollkommener Fernröhre darbieten würden, da auf dieſen
Verſchiedenheiten die Aufhebung der beiden oben erwähnten Fehler
vorzüglich beruht. Da das Blei in größerer Quantität ſich nicht
gut mit den übrigen Beſtandtheilen des Glaſes zu einer homogenen
Maſſe vermiſcht, ſo hat man verſchiedene andere Beimiſchungen
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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