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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.

Diese verkehrte Lage des Bildes läßt sich aber beseitigen,
wenn man nicht, wie bisher vorausgesetzt wurde, beide Linsen
biconvex, oder auf beiden Seiten erhaben, sondern wenn man die
Ocularlinse auf einer oder auch auf beiden Seiten hohl schleift,
wie sich leicht durch eine einfache Zeichnung nachweisen ließe.
Auf diese Weise sind noch unsere Theatertelescope eingerichtet,
und diese sind es auch, die von den oben erwähnten holländischen
Künstlern zuerst erfunden worden sind, daher man sie auch hol-
ländische Fernröhre zu nennen pflegt, während das in §. 13 be-
schriebene mit zwei biconvexen Linsen, nach seinem Erfinder, das
Keplersche oder auch das astronomische Fernrohr heißt.

Ein größerer Nachtheil dieser astronomischen Fernröhre bestand
darin, daß man damit nur einen sehr kleinen Theil des Himmels
mit einem Blicke übersehen konnte, einen um so kleineren, je stärker
die Vergrößerung des Instruments ist. Allein diesen Nachtheilen
half man bald dadurch ab, daß man das Ocular verdoppelte, oder
daß man dem in §. 13 beschriebenen Oculare bb' in einer geringen
Entfernung von demselben noch eine convexe Linse hinzufügte,
wodurch das Feld des Fernrohrs sehr vergrößert wird.

Nicht so leicht war es, einem anderen, für den Gebrauch
dieser Instrumente sehr wichtigen Fehler derselben zu begegnen.
Es ist nämlich nicht ganz richtig, daß die von einem Punkte des
Gegenstandes auf das Objektiv fallenden Strahlen, durch die
Brechung dieses Objektives, wieder genau in einem einzigen Punkt
vereinigt werden, wenn anders diese Objektivlinse, wie wir oben
vorausgesetzt haben, von zwei Kugelflächen begränzt wird. Zwar
läßt sich durch Rechnung die Gestalt finden, welche die Ober-
flächen dieser Linsen haben sollten, um alle parallel auf sie fal-
lende Strahlen wieder in einen einzigen Punkt zu vereinigen. Aber
unsere Künstler haben keine Mittel, jene Flächen mit der hier
nöthigen Genauigkeit zu erzeugen, und sie sind gezwungen, bei
der Kugelfläche zu bleiben, die sie allein mit Schärfe darzustellen
im Stande sind. Da nun bei solchen kugelförmigen Linsen die
von einem Punkte des Gegenstandes kommenden Strahlen, wenn
sie nahe bei dem Mittelpunkte der Linse einfallen, einen andern
Vereinigungspunkt haben, als wenn sie näher bei dem Rande die
Linse treffen, so entstehen eigentlich in jedem Gegenstande mehrere

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.

Dieſe verkehrte Lage des Bildes läßt ſich aber beſeitigen,
wenn man nicht, wie bisher vorausgeſetzt wurde, beide Linſen
biconvex, oder auf beiden Seiten erhaben, ſondern wenn man die
Ocularlinſe auf einer oder auch auf beiden Seiten hohl ſchleift,
wie ſich leicht durch eine einfache Zeichnung nachweiſen ließe.
Auf dieſe Weiſe ſind noch unſere Theaterteleſcope eingerichtet,
und dieſe ſind es auch, die von den oben erwähnten holländiſchen
Künſtlern zuerſt erfunden worden ſind, daher man ſie auch hol-
ländiſche Fernröhre zu nennen pflegt, während das in §. 13 be-
ſchriebene mit zwei biconvexen Linſen, nach ſeinem Erfinder, das
Keplerſche oder auch das aſtronomiſche Fernrohr heißt.

Ein größerer Nachtheil dieſer aſtronomiſchen Fernröhre beſtand
darin, daß man damit nur einen ſehr kleinen Theil des Himmels
mit einem Blicke überſehen konnte, einen um ſo kleineren, je ſtärker
die Vergrößerung des Inſtruments iſt. Allein dieſen Nachtheilen
half man bald dadurch ab, daß man das Ocular verdoppelte, oder
daß man dem in §. 13 beſchriebenen Oculare bb' in einer geringen
Entfernung von demſelben noch eine convexe Linſe hinzufügte,
wodurch das Feld des Fernrohrs ſehr vergrößert wird.

Nicht ſo leicht war es, einem anderen, für den Gebrauch
dieſer Inſtrumente ſehr wichtigen Fehler derſelben zu begegnen.
Es iſt nämlich nicht ganz richtig, daß die von einem Punkte des
Gegenſtandes auf das Objektiv fallenden Strahlen, durch die
Brechung dieſes Objektives, wieder genau in einem einzigen Punkt
vereinigt werden, wenn anders dieſe Objektivlinſe, wie wir oben
vorausgeſetzt haben, von zwei Kugelflächen begränzt wird. Zwar
läßt ſich durch Rechnung die Geſtalt finden, welche die Ober-
flächen dieſer Linſen haben ſollten, um alle parallel auf ſie fal-
lende Strahlen wieder in einen einzigen Punkt zu vereinigen. Aber
unſere Künſtler haben keine Mittel, jene Flächen mit der hier
nöthigen Genauigkeit zu erzeugen, und ſie ſind gezwungen, bei
der Kugelfläche zu bleiben, die ſie allein mit Schärfe darzuſtellen
im Stande ſind. Da nun bei ſolchen kugelförmigen Linſen die
von einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Strahlen, wenn
ſie nahe bei dem Mittelpunkte der Linſe einfallen, einen andern
Vereinigungspunkt haben, als wenn ſie näher bei dem Rande die
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[268/0280] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Dieſe verkehrte Lage des Bildes läßt ſich aber beſeitigen, wenn man nicht, wie bisher vorausgeſetzt wurde, beide Linſen biconvex, oder auf beiden Seiten erhaben, ſondern wenn man die Ocularlinſe auf einer oder auch auf beiden Seiten hohl ſchleift, wie ſich leicht durch eine einfache Zeichnung nachweiſen ließe. Auf dieſe Weiſe ſind noch unſere Theaterteleſcope eingerichtet, und dieſe ſind es auch, die von den oben erwähnten holländiſchen Künſtlern zuerſt erfunden worden ſind, daher man ſie auch hol- ländiſche Fernröhre zu nennen pflegt, während das in §. 13 be- ſchriebene mit zwei biconvexen Linſen, nach ſeinem Erfinder, das Keplerſche oder auch das aſtronomiſche Fernrohr heißt. Ein größerer Nachtheil dieſer aſtronomiſchen Fernröhre beſtand darin, daß man damit nur einen ſehr kleinen Theil des Himmels mit einem Blicke überſehen konnte, einen um ſo kleineren, je ſtärker die Vergrößerung des Inſtruments iſt. Allein dieſen Nachtheilen half man bald dadurch ab, daß man das Ocular verdoppelte, oder daß man dem in §. 13 beſchriebenen Oculare bb' in einer geringen Entfernung von demſelben noch eine convexe Linſe hinzufügte, wodurch das Feld des Fernrohrs ſehr vergrößert wird. Nicht ſo leicht war es, einem anderen, für den Gebrauch dieſer Inſtrumente ſehr wichtigen Fehler derſelben zu begegnen. Es iſt nämlich nicht ganz richtig, daß die von einem Punkte des Gegenſtandes auf das Objektiv fallenden Strahlen, durch die Brechung dieſes Objektives, wieder genau in einem einzigen Punkt vereinigt werden, wenn anders dieſe Objektivlinſe, wie wir oben vorausgeſetzt haben, von zwei Kugelflächen begränzt wird. Zwar läßt ſich durch Rechnung die Geſtalt finden, welche die Ober- flächen dieſer Linſen haben ſollten, um alle parallel auf ſie fal- lende Strahlen wieder in einen einzigen Punkt zu vereinigen. Aber unſere Künſtler haben keine Mittel, jene Flächen mit der hier nöthigen Genauigkeit zu erzeugen, und ſie ſind gezwungen, bei der Kugelfläche zu bleiben, die ſie allein mit Schärfe darzuſtellen im Stande ſind. Da nun bei ſolchen kugelförmigen Linſen die von einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Strahlen, wenn ſie nahe bei dem Mittelpunkte der Linſe einfallen, einen andern Vereinigungspunkt haben, als wenn ſie näher bei dem Rande die Linſe treffen, ſo entſtehen eigentlich in jedem Gegenſtande mehrere

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/280>, abgerufen am 24.11.2024.