Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Gegenstande Ee kommende Strahlen übersehen kann, so wie zu-
gleich der Winkel aOb = Faf derjenige Winkel seyn wird, unter
welchem das Auge des Beobachters in O, durch das Fernrohr, den
Gegenstand Ee, oder eigentlich das Bild Ff desselben, sehen wird.

Ein unbewaffnetes, freies Auge in O aber würde den Gegen-
stand nur unter dem viel kleineren Winkel EOe (oder was hier,
wegen der gegen AO sehr großen Entfernung EA dasselbe ist),
unter dem Winkel EAe = FAf sehen, und in diesem Unterschiede
der beiden Sehwinkel Faf und FAf besteht der zweite und wesent-
lichste Vortheil dieser Instrumente, indem man durch sie alle Ge-
genstände unter viel größeren Winkeln, also diese Gegenstände
selbst viel größer sieht, als mit freien Augen.

Es ist leicht, den Grad dieser Vergrößerung genau anzugeben.
Da nämlich die beiden bei F rechtwinkligen Dreiecke FAf und Faf
die Seite Ff gemeinschaftlich haben, so verhalten sich in ihnen die
Winkel bei f und F, wie die Seiten FA und fa, oder man hat,
wenn man durch m die Vergrößerung des Fernrohrs anzeigt,
[Formel 1] das heißt, das Fernrohr vergrößert die Gegenstände so vielmal,
als die Brennweite aF des Oculars in der Brennweite AF des
Objektivs enthalten ist. Um daher recht stark vergrößernde
Fernröhre zu erhalten, wird man ein Objektiv von recht großer
Brennweite wählen und es mit einem Oculare von einer sehr
kleinen Brennweite verbinden. Ist z. B. die Brennweite des Ob-
jektivs 10 Fuß oder 120 Zolle, und die des Oculars nur 1/10 Zoll,
so wird die Vergrößerung eines solchen Fernrohrs 1200 seyn, oder
man wird damit alle Gegenstände unter einem 1200mal größeren
Winkel sehen, als mit freien Augen.

§. 14. (Allmählige Verbesserungen der Fernröhre.) Das so
eben beschriebene Fernrohr ist das einfachste seiner Art. Es zeigt,
wie man schon aus der Zeichnung sieht, die Gegenstände, die man
dadurch betrachtet, in einer verkehrten Lage, so daß die oberen
Theile desselben unten, und die rechts stehenden links erscheinen.
Diesen Uebelstand hat man aber für astronomische Beobachtungen
mit Recht als geringfügig betrachtet, da die Gegenstände des
Himmels beinahe alle eine runde Gestalt haben.


Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Gegenſtande Ee kommende Strahlen überſehen kann, ſo wie zu-
gleich der Winkel aOb = Faf derjenige Winkel ſeyn wird, unter
welchem das Auge des Beobachters in O, durch das Fernrohr, den
Gegenſtand Ee, oder eigentlich das Bild Ff deſſelben, ſehen wird.

Ein unbewaffnetes, freies Auge in O aber würde den Gegen-
ſtand nur unter dem viel kleineren Winkel EOe (oder was hier,
wegen der gegen AO ſehr großen Entfernung EA daſſelbe iſt),
unter dem Winkel EAe = FAf ſehen, und in dieſem Unterſchiede
der beiden Sehwinkel Faf und FAf beſteht der zweite und weſent-
lichſte Vortheil dieſer Inſtrumente, indem man durch ſie alle Ge-
genſtände unter viel größeren Winkeln, alſo dieſe Gegenſtände
ſelbſt viel größer ſieht, als mit freien Augen.

Es iſt leicht, den Grad dieſer Vergrößerung genau anzugeben.
Da nämlich die beiden bei F rechtwinkligen Dreiecke FAf und Faf
die Seite Ff gemeinſchaftlich haben, ſo verhalten ſich in ihnen die
Winkel bei f und F, wie die Seiten FA und fa, oder man hat,
wenn man durch m die Vergrößerung des Fernrohrs anzeigt,
[Formel 1] das heißt, das Fernrohr vergrößert die Gegenſtände ſo vielmal,
als die Brennweite aF des Oculars in der Brennweite AF des
Objektivs enthalten iſt. Um daher recht ſtark vergrößernde
Fernröhre zu erhalten, wird man ein Objektiv von recht großer
Brennweite wählen und es mit einem Oculare von einer ſehr
kleinen Brennweite verbinden. Iſt z. B. die Brennweite des Ob-
jektivs 10 Fuß oder 120 Zolle, und die des Oculars nur 1/10 Zoll,
ſo wird die Vergrößerung eines ſolchen Fernrohrs 1200 ſeyn, oder
man wird damit alle Gegenſtände unter einem 1200mal größeren
Winkel ſehen, als mit freien Augen.

§. 14. (Allmählige Verbeſſerungen der Fernröhre.) Das ſo
eben beſchriebene Fernrohr iſt das einfachſte ſeiner Art. Es zeigt,
wie man ſchon aus der Zeichnung ſieht, die Gegenſtände, die man
dadurch betrachtet, in einer verkehrten Lage, ſo daß die oberen
Theile deſſelben unten, und die rechts ſtehenden links erſcheinen.
Dieſen Uebelſtand hat man aber für aſtronomiſche Beobachtungen
mit Recht als geringfügig betrachtet, da die Gegenſtände des
Himmels beinahe alle eine runde Geſtalt haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="267"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
Gegen&#x017F;tande <hi rendition="#aq">Ee</hi> kommende Strahlen über&#x017F;ehen kann, &#x017F;o wie zu-<lb/>
gleich der Winkel <hi rendition="#aq">aOb = Faf</hi> derjenige Winkel &#x017F;eyn wird, unter<lb/>
welchem das Auge des Beobachters in <hi rendition="#aq">O</hi>, durch das Fernrohr, den<lb/>
Gegen&#x017F;tand <hi rendition="#aq">Ee</hi>, oder eigentlich das Bild <hi rendition="#aq">Ff</hi> de&#x017F;&#x017F;elben, &#x017F;ehen wird.</p><lb/>
            <p>Ein unbewaffnetes, freies Auge in <hi rendition="#aq">O</hi> aber würde den Gegen-<lb/>
&#x017F;tand nur unter dem viel kleineren Winkel <hi rendition="#aq">EOe</hi> (oder was hier,<lb/>
wegen der gegen <hi rendition="#aq">AO</hi> &#x017F;ehr großen Entfernung <hi rendition="#aq">EA</hi> da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t),<lb/>
unter dem Winkel <hi rendition="#aq">EAe = FAf</hi> &#x017F;ehen, und in die&#x017F;em Unter&#x017F;chiede<lb/>
der beiden Sehwinkel <hi rendition="#aq">Faf</hi> und <hi rendition="#aq">FAf</hi> be&#x017F;teht der zweite und we&#x017F;ent-<lb/>
lich&#x017F;te Vortheil die&#x017F;er In&#x017F;trumente, indem man durch &#x017F;ie alle Ge-<lb/>
gen&#x017F;tände unter viel größeren Winkeln, al&#x017F;o die&#x017F;e Gegen&#x017F;tände<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t viel größer &#x017F;ieht, als mit freien Augen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t leicht, den Grad die&#x017F;er Vergrößerung genau anzugeben.<lb/>
Da nämlich die beiden bei <hi rendition="#aq">F</hi> rechtwinkligen Dreiecke <hi rendition="#aq">FAf</hi> und <hi rendition="#aq">Faf</hi><lb/>
die Seite <hi rendition="#aq">Ff</hi> gemein&#x017F;chaftlich haben, &#x017F;o verhalten &#x017F;ich in ihnen die<lb/>
Winkel bei <hi rendition="#aq">f</hi> und <hi rendition="#aq">F</hi>, wie die Seiten <hi rendition="#aq">FA</hi> und <hi rendition="#aq">fa</hi>, oder man hat,<lb/>
wenn man durch <hi rendition="#aq">m</hi> die Vergrößerung des Fernrohrs anzeigt,<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> das heißt, das Fernrohr vergrößert die Gegen&#x017F;tände &#x017F;o vielmal,<lb/>
als die Brennweite <hi rendition="#aq">aF</hi> des Oculars in der Brennweite <hi rendition="#aq">AF</hi> des<lb/>
Objektivs enthalten i&#x017F;t. Um daher recht &#x017F;tark vergrößernde<lb/>
Fernröhre zu erhalten, wird man ein Objektiv von recht großer<lb/>
Brennweite wählen und es mit einem Oculare von einer &#x017F;ehr<lb/>
kleinen Brennweite verbinden. I&#x017F;t z. B. die Brennweite des Ob-<lb/>
jektivs 10 Fuß oder 120 Zolle, und die des Oculars nur 1/10 Zoll,<lb/>
&#x017F;o wird die Vergrößerung eines &#x017F;olchen Fernrohrs 1200 &#x017F;eyn, oder<lb/>
man wird damit alle Gegen&#x017F;tände unter einem 1200mal größeren<lb/>
Winkel &#x017F;ehen, als mit freien Augen.</p><lb/>
            <p>§. 14. (Allmählige Verbe&#x017F;&#x017F;erungen der Fernröhre.) Das &#x017F;o<lb/>
eben be&#x017F;chriebene Fernrohr i&#x017F;t das einfach&#x017F;te &#x017F;einer Art. Es zeigt,<lb/>
wie man &#x017F;chon aus der Zeichnung &#x017F;ieht, die Gegen&#x017F;tände, die man<lb/>
dadurch betrachtet, in einer verkehrten Lage, &#x017F;o daß die oberen<lb/>
Theile de&#x017F;&#x017F;elben unten, und die rechts &#x017F;tehenden links er&#x017F;cheinen.<lb/>
Die&#x017F;en Uebel&#x017F;tand hat man aber für a&#x017F;tronomi&#x017F;che Beobachtungen<lb/>
mit Recht als geringfügig betrachtet, da die Gegen&#x017F;tände des<lb/>
Himmels beinahe alle eine runde Ge&#x017F;talt haben.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0279] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Gegenſtande Ee kommende Strahlen überſehen kann, ſo wie zu- gleich der Winkel aOb = Faf derjenige Winkel ſeyn wird, unter welchem das Auge des Beobachters in O, durch das Fernrohr, den Gegenſtand Ee, oder eigentlich das Bild Ff deſſelben, ſehen wird. Ein unbewaffnetes, freies Auge in O aber würde den Gegen- ſtand nur unter dem viel kleineren Winkel EOe (oder was hier, wegen der gegen AO ſehr großen Entfernung EA daſſelbe iſt), unter dem Winkel EAe = FAf ſehen, und in dieſem Unterſchiede der beiden Sehwinkel Faf und FAf beſteht der zweite und weſent- lichſte Vortheil dieſer Inſtrumente, indem man durch ſie alle Ge- genſtände unter viel größeren Winkeln, alſo dieſe Gegenſtände ſelbſt viel größer ſieht, als mit freien Augen. Es iſt leicht, den Grad dieſer Vergrößerung genau anzugeben. Da nämlich die beiden bei F rechtwinkligen Dreiecke FAf und Faf die Seite Ff gemeinſchaftlich haben, ſo verhalten ſich in ihnen die Winkel bei f und F, wie die Seiten FA und fa, oder man hat, wenn man durch m die Vergrößerung des Fernrohrs anzeigt, [FORMEL] das heißt, das Fernrohr vergrößert die Gegenſtände ſo vielmal, als die Brennweite aF des Oculars in der Brennweite AF des Objektivs enthalten iſt. Um daher recht ſtark vergrößernde Fernröhre zu erhalten, wird man ein Objektiv von recht großer Brennweite wählen und es mit einem Oculare von einer ſehr kleinen Brennweite verbinden. Iſt z. B. die Brennweite des Ob- jektivs 10 Fuß oder 120 Zolle, und die des Oculars nur 1/10 Zoll, ſo wird die Vergrößerung eines ſolchen Fernrohrs 1200 ſeyn, oder man wird damit alle Gegenſtände unter einem 1200mal größeren Winkel ſehen, als mit freien Augen. §. 14. (Allmählige Verbeſſerungen der Fernröhre.) Das ſo eben beſchriebene Fernrohr iſt das einfachſte ſeiner Art. Es zeigt, wie man ſchon aus der Zeichnung ſieht, die Gegenſtände, die man dadurch betrachtet, in einer verkehrten Lage, ſo daß die oberen Theile deſſelben unten, und die rechts ſtehenden links erſcheinen. Dieſen Uebelſtand hat man aber für aſtronomiſche Beobachtungen mit Recht als geringfügig betrachtet, da die Gegenſtände des Himmels beinahe alle eine runde Geſtalt haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/279
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/279>, abgerufen am 24.11.2024.