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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Minuten nicht mehr gut stehen können. Dieß war der Fall der
alten Griechen und Araber und überhaupt aller Astronomen, die
mit den neuern Mitteln, die Schärfe unseres Auges zu stärken,
unbekannt waren.

Als wir durch eine der glücklichsten Entdeckungen, die dem
menschlichen Geiste je gelungen ist, dahin gekommen waren, Ge-
genstände am Himmel zu sehen, die uns wegen ihres zu geringen
Umfanges früher ganz unbemerkbar waren, so mußte es unsere
nächste Sorge seyn, nun auch unsere Instrumente so einzurichten,
so zu vervollkommnen, daß man damit die Größen, die man nun
sehen konnte, auch zu messen im Stande war. Wir sahen
jetzt die Durchmesser der Planeten, ihre Winkelabstände von den
Fixsternen, ihre Höhen über dem Horizonte oder über dem Aequa-
tor bis auf einzelne Sekunden genau, und daraus mußte unmit-
telbar der Wunsch entstehen, diese Gegenstände auch eben so genau
bis auf die einzelne Sekunde messen zu können.

Nachdem endlich auch diese Forderung erfüllt war, nachdem
durch die vereinigten Bemühungen der größten Künstler des ver-
flossenen Jahrhunderts unsere Meßwerkzeuge eine Genauigkeit
erhalten hatten, daß sie mit jener wunderbaren Verschärfung un-
seres Auges gleichen Gang hielten, nachdem unsere optischen
sowohl, als auch unsere messenden Instrumente auf einen so
hohen Grad der Vollkommenheit gebracht waren, blieb noch eine
andere, dritte Gattung von Instrumenten, das Werkzeug des
Geistes, wenn man so sagen darf, blieb noch die mathemati-
sche Analysis
übrig, die nun auch aus dem Zustande der Kind-
heit, in welchem sie uns von unseren Vorgängern überliefert
worden war, zu der Höhe gebracht werden mußte, in welcher sie
die beiden anderen großen Hülfsmittel der Wissenschaft kräftig
unterstützen, oder vielmehr, da sie unter allen bei weitem die
wichtigste war, in welcher sie jene beiden leiten und anführen
konnte, so daß fortan die theoretische Astronomie mit der prakti-
schen Hand in Hand auf demselben Wege ihrer gemeinsamen
Vollendung entgegen gehen konnten.

Die Darstellung der allmähligen Ausbildung dieser drei Theile
der Wissenschaft bildet die wahre Geschichte der Astronomie.
Ein völliges Gleichmaaß unter diesen Theilen würde die Wissen-

Littrow's Himmel u. s. Wunder. III. 17

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Minuten nicht mehr gut ſtehen können. Dieß war der Fall der
alten Griechen und Araber und überhaupt aller Aſtronomen, die
mit den neuern Mitteln, die Schärfe unſeres Auges zu ſtärken,
unbekannt waren.

Als wir durch eine der glücklichſten Entdeckungen, die dem
menſchlichen Geiſte je gelungen iſt, dahin gekommen waren, Ge-
genſtände am Himmel zu ſehen, die uns wegen ihres zu geringen
Umfanges früher ganz unbemerkbar waren, ſo mußte es unſere
nächſte Sorge ſeyn, nun auch unſere Inſtrumente ſo einzurichten,
ſo zu vervollkommnen, daß man damit die Größen, die man nun
ſehen konnte, auch zu meſſen im Stande war. Wir ſahen
jetzt die Durchmeſſer der Planeten, ihre Winkelabſtände von den
Fixſternen, ihre Höhen über dem Horizonte oder über dem Aequa-
tor bis auf einzelne Sekunden genau, und daraus mußte unmit-
telbar der Wunſch entſtehen, dieſe Gegenſtände auch eben ſo genau
bis auf die einzelne Sekunde meſſen zu können.

Nachdem endlich auch dieſe Forderung erfüllt war, nachdem
durch die vereinigten Bemühungen der größten Künſtler des ver-
floſſenen Jahrhunderts unſere Meßwerkzeuge eine Genauigkeit
erhalten hatten, daß ſie mit jener wunderbaren Verſchärfung un-
ſeres Auges gleichen Gang hielten, nachdem unſere optiſchen
ſowohl, als auch unſere meſſenden Inſtrumente auf einen ſo
hohen Grad der Vollkommenheit gebracht waren, blieb noch eine
andere, dritte Gattung von Inſtrumenten, das Werkzeug des
Geiſtes, wenn man ſo ſagen darf, blieb noch die mathemati-
ſche Analyſis
übrig, die nun auch aus dem Zuſtande der Kind-
heit, in welchem ſie uns von unſeren Vorgängern überliefert
worden war, zu der Höhe gebracht werden mußte, in welcher ſie
die beiden anderen großen Hülfsmittel der Wiſſenſchaft kräftig
unterſtützen, oder vielmehr, da ſie unter allen bei weitem die
wichtigſte war, in welcher ſie jene beiden leiten und anführen
konnte, ſo daß fortan die theoretiſche Aſtronomie mit der prakti-
ſchen Hand in Hand auf demſelben Wege ihrer gemeinſamen
Vollendung entgegen gehen konnten.

Die Darſtellung der allmähligen Ausbildung dieſer drei Theile
der Wiſſenſchaft bildet die wahre Geſchichte der Aſtronomie.
Ein völliges Gleichmaaß unter dieſen Theilen würde die Wiſſen-

Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 17
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[257/0269] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Minuten nicht mehr gut ſtehen können. Dieß war der Fall der alten Griechen und Araber und überhaupt aller Aſtronomen, die mit den neuern Mitteln, die Schärfe unſeres Auges zu ſtärken, unbekannt waren. Als wir durch eine der glücklichſten Entdeckungen, die dem menſchlichen Geiſte je gelungen iſt, dahin gekommen waren, Ge- genſtände am Himmel zu ſehen, die uns wegen ihres zu geringen Umfanges früher ganz unbemerkbar waren, ſo mußte es unſere nächſte Sorge ſeyn, nun auch unſere Inſtrumente ſo einzurichten, ſo zu vervollkommnen, daß man damit die Größen, die man nun ſehen konnte, auch zu meſſen im Stande war. Wir ſahen jetzt die Durchmeſſer der Planeten, ihre Winkelabſtände von den Fixſternen, ihre Höhen über dem Horizonte oder über dem Aequa- tor bis auf einzelne Sekunden genau, und daraus mußte unmit- telbar der Wunſch entſtehen, dieſe Gegenſtände auch eben ſo genau bis auf die einzelne Sekunde meſſen zu können. Nachdem endlich auch dieſe Forderung erfüllt war, nachdem durch die vereinigten Bemühungen der größten Künſtler des ver- floſſenen Jahrhunderts unſere Meßwerkzeuge eine Genauigkeit erhalten hatten, daß ſie mit jener wunderbaren Verſchärfung un- ſeres Auges gleichen Gang hielten, nachdem unſere optiſchen ſowohl, als auch unſere meſſenden Inſtrumente auf einen ſo hohen Grad der Vollkommenheit gebracht waren, blieb noch eine andere, dritte Gattung von Inſtrumenten, das Werkzeug des Geiſtes, wenn man ſo ſagen darf, blieb noch die mathemati- ſche Analyſis übrig, die nun auch aus dem Zuſtande der Kind- heit, in welchem ſie uns von unſeren Vorgängern überliefert worden war, zu der Höhe gebracht werden mußte, in welcher ſie die beiden anderen großen Hülfsmittel der Wiſſenſchaft kräftig unterſtützen, oder vielmehr, da ſie unter allen bei weitem die wichtigſte war, in welcher ſie jene beiden leiten und anführen konnte, ſo daß fortan die theoretiſche Aſtronomie mit der prakti- ſchen Hand in Hand auf demſelben Wege ihrer gemeinſamen Vollendung entgegen gehen konnten. Die Darſtellung der allmähligen Ausbildung dieſer drei Theile der Wiſſenſchaft bildet die wahre Geſchichte der Aſtronomie. Ein völliges Gleichmaaß unter dieſen Theilen würde die Wiſſen- Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 17

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/269>, abgerufen am 28.11.2024.