des Ganzen haben. Aber die zweiten? -- Sie könnten es, und sie würden es auch, wenn anders diese Aenderungen der Bahnen mit der Zeit, also ohne Ende, und immer nach derselben Rich- tung fortgingen. Allein das thun sie nicht, wie wir bereits oben gezeigt haben. Und so scheint denn auch, von dieser Seite wenig- stens, nichts zu fürchten.
§. 154. (Vorzügliche Rücksicht auf drei Elemente der Plane- tenbahnen.) Da diese Sache schon an sich, und besonders in Be- ziehung auf uns selbst von so großer Wichtigkeit ist, so wird es nicht unangemessen seyn, sie etwas näher zu betrachten.
Es ist bereits oben (I. S. 280) gesagt worden, daß jede Bahn eines Planeten oder Kometen sechs Bestimmungsstücke oder Ele- mente hat, an denen man sie erkennen und von allen andern unterscheiden kann. Diese Elemente sind: 1) die große Axe oder die Umlaufszeit; 2) die Excentricität; 3) die Neigung der Bahn; 4) die Länge des Periheliums; 5) die Länge der Knotenlinie und 6) die Epoche oder der Ort des Planeten in seiner Bahn zu einer gegebenen Zeit.
Es wird nicht nothwendig seyn, hier umständlich zu zeigen, daß die drei letzten der sechs genannten Elemente in Beziehung auf die längere Fortdauer des ganzen Systems ganz gleichgültig und ohne allen Einfluß sind. Ob die große Axe nach dieser oder nach einer andern Gegend des Himmels gerichtet ist, ob die Pla- netenbahn die Ebene der Ecliptik in dieser oder in einer anderen Linie schneidet, das kann die Stabilität des Ganzen offenbar eben so wenig stören, als dieselbe von dem Orte des Planeten in seiner Bahn zu irgend einer Zeit abhängig seyn kann.
Nicht so ist es aber mit den drei erstgenannten Elementen. Die große Axe darf durchaus gar keiner Aenderung unterworfen seyn, selbst nicht einer periodischen, weil eine solche, der Natur der Sache nach, so fort in ein immerwährendes Wachsen oder Abnehmen derselben übergehen würde, deren für das Ganze zerstörende Folgen wir bereits oben (§. 132) näher angegeben haben. Die beiden anderen Elemente aber, die Excentricität und die Neigung der Bahn, können wohl solche Aenderungen leiden, aber diese Aenderungen müssen in bestimmte, wenn auch sehr lange
Littrow's Himmel u. s. Wunder. III. 14
Dauer des Weltſyſtems.
des Ganzen haben. Aber die zweiten? — Sie könnten es, und ſie würden es auch, wenn anders dieſe Aenderungen der Bahnen mit der Zeit, alſo ohne Ende, und immer nach derſelben Rich- tung fortgingen. Allein das thun ſie nicht, wie wir bereits oben gezeigt haben. Und ſo ſcheint denn auch, von dieſer Seite wenig- ſtens, nichts zu fürchten.
§. 154. (Vorzügliche Rückſicht auf drei Elemente der Plane- tenbahnen.) Da dieſe Sache ſchon an ſich, und beſonders in Be- ziehung auf uns ſelbſt von ſo großer Wichtigkeit iſt, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, ſie etwas näher zu betrachten.
Es iſt bereits oben (I. S. 280) geſagt worden, daß jede Bahn eines Planeten oder Kometen ſechs Beſtimmungsſtücke oder Ele- mente hat, an denen man ſie erkennen und von allen andern unterſcheiden kann. Dieſe Elemente ſind: 1) die große Axe oder die Umlaufszeit; 2) die Excentricität; 3) die Neigung der Bahn; 4) die Länge des Periheliums; 5) die Länge der Knotenlinie und 6) die Epoche oder der Ort des Planeten in ſeiner Bahn zu einer gegebenen Zeit.
Es wird nicht nothwendig ſeyn, hier umſtändlich zu zeigen, daß die drei letzten der ſechs genannten Elemente in Beziehung auf die längere Fortdauer des ganzen Syſtems ganz gleichgültig und ohne allen Einfluß ſind. Ob die große Axe nach dieſer oder nach einer andern Gegend des Himmels gerichtet iſt, ob die Pla- netenbahn die Ebene der Ecliptik in dieſer oder in einer anderen Linie ſchneidet, das kann die Stabilität des Ganzen offenbar eben ſo wenig ſtören, als dieſelbe von dem Orte des Planeten in ſeiner Bahn zu irgend einer Zeit abhängig ſeyn kann.
Nicht ſo iſt es aber mit den drei erſtgenannten Elementen. Die große Axe darf durchaus gar keiner Aenderung unterworfen ſeyn, ſelbſt nicht einer periodiſchen, weil eine ſolche, der Natur der Sache nach, ſo fort in ein immerwährendes Wachſen oder Abnehmen derſelben übergehen würde, deren für das Ganze zerſtörende Folgen wir bereits oben (§. 132) näher angegeben haben. Die beiden anderen Elemente aber, die Excentricität und die Neigung der Bahn, können wohl ſolche Aenderungen leiden, aber dieſe Aenderungen müſſen in beſtimmte, wenn auch ſehr lange
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 14
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Dauer des Weltſyſtems.
des Ganzen haben. Aber die zweiten? — Sie könnten es, und
ſie würden es auch, wenn anders dieſe Aenderungen der Bahnen
mit der Zeit, alſo ohne Ende, und immer nach derſelben Rich-
tung fortgingen. Allein das thun ſie nicht, wie wir bereits oben
gezeigt haben. Und ſo ſcheint denn auch, von dieſer Seite wenig-
ſtens, nichts zu fürchten.
§. 154. (Vorzügliche Rückſicht auf drei Elemente der Plane-
tenbahnen.) Da dieſe Sache ſchon an ſich, und beſonders in Be-
ziehung auf uns ſelbſt von ſo großer Wichtigkeit iſt, ſo wird es
nicht unangemeſſen ſeyn, ſie etwas näher zu betrachten.
Es iſt bereits oben (I. S. 280) geſagt worden, daß jede Bahn
eines Planeten oder Kometen ſechs Beſtimmungsſtücke oder Ele-
mente hat, an denen man ſie erkennen und von allen andern
unterſcheiden kann. Dieſe Elemente ſind: 1) die große Axe oder
die Umlaufszeit; 2) die Excentricität; 3) die Neigung der Bahn;
4) die Länge des Periheliums; 5) die Länge der Knotenlinie und
6) die Epoche oder der Ort des Planeten in ſeiner Bahn zu einer
gegebenen Zeit.
Es wird nicht nothwendig ſeyn, hier umſtändlich zu zeigen,
daß die drei letzten der ſechs genannten Elemente in Beziehung
auf die längere Fortdauer des ganzen Syſtems ganz gleichgültig
und ohne allen Einfluß ſind. Ob die große Axe nach dieſer oder
nach einer andern Gegend des Himmels gerichtet iſt, ob die Pla-
netenbahn die Ebene der Ecliptik in dieſer oder in einer anderen
Linie ſchneidet, das kann die Stabilität des Ganzen offenbar eben
ſo wenig ſtören, als dieſelbe von dem Orte des Planeten in ſeiner
Bahn zu irgend einer Zeit abhängig ſeyn kann.
Nicht ſo iſt es aber mit den drei erſtgenannten Elementen.
Die große Axe darf durchaus gar keiner Aenderung unterworfen
ſeyn, ſelbſt nicht einer periodiſchen, weil eine ſolche, der Natur
der Sache nach, ſo fort in ein immerwährendes Wachſen
oder Abnehmen derſelben übergehen würde, deren für das Ganze
zerſtörende Folgen wir bereits oben (§. 132) näher angegeben
haben. Die beiden anderen Elemente aber, die Excentricität und
die Neigung der Bahn, können wohl ſolche Aenderungen leiden,
aber dieſe Aenderungen müſſen in beſtimmte, wenn auch ſehr lange
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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