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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
der Oberfläche derselben ist, hat sich doch schon so sehr gegen den
Mittelpunkt zurückgezogen, daß sie die mittlere Temperatur der
Oberfläche kaum mehr auf eine für unsere Instrumente merkbare
Art vergrößert.

Die gänzliche Verschwindung dieses Centralfeuers, welche die
Folge der Zeiten einmal heraufführen wird, kann daher auch nicht
im Stande seyn, die von der Einbildungskraft jener Schriftsteller
aufgestellten Besorgnisse zu unterstützen, nach welchen dann die
Oberfläche der Erde einer entsetzlichen, alles Leben und jede Vege-
tation zerstörenden Kälte ausgesetzt werden soll. Uebrigens, wenn
die Erde bei ihrer Entstehung wie es sehr wahrscheinlich ist, in
der That in einem Zustande der Incandescenz, die sich auch auf
ihre Oberfläche erstreckte, gewesen ist, welche Reihe von Jahr-
tausenden mag erforderlich gewesen seyn, diese Temperatur bis
auf die des dreißigsten Theils eines Grades herab zu bringen?

§. 141. (Wirkung der Sonne auf die Temperatur der Erd-
oberfläche.) Die Sonne ist daher bei weitem die vorzüglichste,
man kann sagen, die einzige Ursache der Temperatur, welcher sich
die Oberfläche der Erde erfreut. Diese Wirkung der Sonne auf
die Erde ist aber eine doppelte. Die erste ist periodisch und geht
bloß zu einer Tiefe von nahe fünfzig Fuß. Hart unter der Ober-
fläche und noch mehr über derselben ist diese Wirkung täglichen
sowohl, als auch jährlichen Variationen unterworfen, die wir an
unseren sogenannten Tages- und Jahreszeiten erkennen. Diese
Variationen nehmen mit der Tiefe ab, und fünfzig Fuß unter
der Oberfläche sind sie schon nicht mehr bemerkbar. Die zweite
Wirkung der Sonne auf die Erde fängt im Gegentheile erst mit
der Tiefe von 100 Fuß an, fühlbar zu werden. Hier gießt die
Sonne täglich ihre Wärme aus, die sich dann in diesen tiefen
Gegenden sammelt und vorzüglich die dem Aequator nahen Orte
durchdringt, aber auch von da allmählig zu den Polen hin sich
verbreitet.

Von den Wärmestrahlen der Sonne, welche die Erde errei-
chen, gehen die einen durch die Atmosphäre und die Gewässer
des Oceans, während andere von diesen Flüssigkeiten absorbirt,
und wieder andere von ihnen in den Weltraum zurückgeworfen
werden. Dieser letzte, unermeßliche Raum ist der Sammelplatz

Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
der Oberfläche derſelben iſt, hat ſich doch ſchon ſo ſehr gegen den
Mittelpunkt zurückgezogen, daß ſie die mittlere Temperatur der
Oberfläche kaum mehr auf eine für unſere Inſtrumente merkbare
Art vergrößert.

Die gänzliche Verſchwindung dieſes Centralfeuers, welche die
Folge der Zeiten einmal heraufführen wird, kann daher auch nicht
im Stande ſeyn, die von der Einbildungskraft jener Schriftſteller
aufgeſtellten Beſorgniſſe zu unterſtützen, nach welchen dann die
Oberfläche der Erde einer entſetzlichen, alles Leben und jede Vege-
tation zerſtörenden Kälte ausgeſetzt werden ſoll. Uebrigens, wenn
die Erde bei ihrer Entſtehung wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, in
der That in einem Zuſtande der Incandeſcenz, die ſich auch auf
ihre Oberfläche erſtreckte, geweſen iſt, welche Reihe von Jahr-
tauſenden mag erforderlich geweſen ſeyn, dieſe Temperatur bis
auf die des dreißigſten Theils eines Grades herab zu bringen?

§. 141. (Wirkung der Sonne auf die Temperatur der Erd-
oberfläche.) Die Sonne iſt daher bei weitem die vorzüglichſte,
man kann ſagen, die einzige Urſache der Temperatur, welcher ſich
die Oberfläche der Erde erfreut. Dieſe Wirkung der Sonne auf
die Erde iſt aber eine doppelte. Die erſte iſt periodiſch und geht
bloß zu einer Tiefe von nahe fünfzig Fuß. Hart unter der Ober-
fläche und noch mehr über derſelben iſt dieſe Wirkung täglichen
ſowohl, als auch jährlichen Variationen unterworfen, die wir an
unſeren ſogenannten Tages- und Jahreszeiten erkennen. Dieſe
Variationen nehmen mit der Tiefe ab, und fünfzig Fuß unter
der Oberfläche ſind ſie ſchon nicht mehr bemerkbar. Die zweite
Wirkung der Sonne auf die Erde fängt im Gegentheile erſt mit
der Tiefe von 100 Fuß an, fühlbar zu werden. Hier gießt die
Sonne täglich ihre Wärme aus, die ſich dann in dieſen tiefen
Gegenden ſammelt und vorzüglich die dem Aequator nahen Orte
durchdringt, aber auch von da allmählig zu den Polen hin ſich
verbreitet.

Von den Wärmeſtrahlen der Sonne, welche die Erde errei-
chen, gehen die einen durch die Atmoſphäre und die Gewäſſer
des Oceans, während andere von dieſen Flüſſigkeiten abſorbirt,
und wieder andere von ihnen in den Weltraum zurückgeworfen
werden. Dieſer letzte, unermeßliche Raum iſt der Sammelplatz

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[186/0198] Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten. der Oberfläche derſelben iſt, hat ſich doch ſchon ſo ſehr gegen den Mittelpunkt zurückgezogen, daß ſie die mittlere Temperatur der Oberfläche kaum mehr auf eine für unſere Inſtrumente merkbare Art vergrößert. Die gänzliche Verſchwindung dieſes Centralfeuers, welche die Folge der Zeiten einmal heraufführen wird, kann daher auch nicht im Stande ſeyn, die von der Einbildungskraft jener Schriftſteller aufgeſtellten Beſorgniſſe zu unterſtützen, nach welchen dann die Oberfläche der Erde einer entſetzlichen, alles Leben und jede Vege- tation zerſtörenden Kälte ausgeſetzt werden ſoll. Uebrigens, wenn die Erde bei ihrer Entſtehung wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, in der That in einem Zuſtande der Incandeſcenz, die ſich auch auf ihre Oberfläche erſtreckte, geweſen iſt, welche Reihe von Jahr- tauſenden mag erforderlich geweſen ſeyn, dieſe Temperatur bis auf die des dreißigſten Theils eines Grades herab zu bringen? §. 141. (Wirkung der Sonne auf die Temperatur der Erd- oberfläche.) Die Sonne iſt daher bei weitem die vorzüglichſte, man kann ſagen, die einzige Urſache der Temperatur, welcher ſich die Oberfläche der Erde erfreut. Dieſe Wirkung der Sonne auf die Erde iſt aber eine doppelte. Die erſte iſt periodiſch und geht bloß zu einer Tiefe von nahe fünfzig Fuß. Hart unter der Ober- fläche und noch mehr über derſelben iſt dieſe Wirkung täglichen ſowohl, als auch jährlichen Variationen unterworfen, die wir an unſeren ſogenannten Tages- und Jahreszeiten erkennen. Dieſe Variationen nehmen mit der Tiefe ab, und fünfzig Fuß unter der Oberfläche ſind ſie ſchon nicht mehr bemerkbar. Die zweite Wirkung der Sonne auf die Erde fängt im Gegentheile erſt mit der Tiefe von 100 Fuß an, fühlbar zu werden. Hier gießt die Sonne täglich ihre Wärme aus, die ſich dann in dieſen tiefen Gegenden ſammelt und vorzüglich die dem Aequator nahen Orte durchdringt, aber auch von da allmählig zu den Polen hin ſich verbreitet. Von den Wärmeſtrahlen der Sonne, welche die Erde errei- chen, gehen die einen durch die Atmoſphäre und die Gewäſſer des Oceans, während andere von dieſen Flüſſigkeiten abſorbirt, und wieder andere von ihnen in den Weltraum zurückgeworfen werden. Dieſer letzte, unermeßliche Raum iſt der Sammelplatz

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/198>, abgerufen am 22.11.2024.