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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Gestalt und Atmosphären der Planeten.
und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieser Centrifu-
galkraft wird also auch die Atmosphäre, so wie die Erde selbst,
an ihren Polen abgeplattet seyn, und unter dem Aequator eine
erhabene Gestalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich-
keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derselben von der
Erde wird diese Abplattung oft sehr bedeutend seyn können. Die
Rechnung zeigt aber, daß diese Abplattung ihre Gränzen habe,
die sie nicht übersteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen
Abplattung, die kleine Axe des Luftsphäroids zur großen sich wie
die Zahlen 2 zu 3 verhalten müsse.

§. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als
die Atmosphäre der Sonne ansehen wollen. Dieses der Milch-
straße ähnliche, aber hellere Licht erstreckt sich in der Gestalt eines
Kegels, dessen Basis die Sonne ist, und dessen Axe in der Ecliptik
liegt, selbst noch weit über die Erdbahn heraus. Man sieht es am
deutlichsten, besonders in den Tropenländern, in den Monaten
April und Mai gleich nach Sonnenuntergang, und im Sep-
tember und October kurz vor Sonnenaufgang. Es hat offenbar
die Gestalt einer schmalen Linse, deren große Axe veränderlich
scheint, aber wenigstens fünfmal größer ist, als die kleine. Schon
dieses Verhältniß der beiden Axen zeigt, daß das Zodiakallicht keine
Atmosphäre der Sonne seyn kann, bei welcher, nach dem Vorher-
gehenden dieses Verhältniß, selbst wenn es am größten ist, nur
gleich 3 zu 2 seyn kann. Auch läßt sich durch Rechnung zeigen,
daß die Atmosphäre der Sonne, wenn sie existirt, noch lange nicht
bis zur Bahn des Merkurs sich erstrecken kann, da doch das Zo-
diakallicht noch über die Erdbahn herausgeht. Vielleicht besteht
dasselbe bloß in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten
Aether, an dessen Daseyn im Weltraume man jetzt nicht wohl
mehr zweifeln kann; vielleicht ist dieses Licht ein Ausfluß, eine
Sammlung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange dieser
Himmelskörper durch ihr Perihelium abgesetzt wird, und sich um
die Sonne lagert; vielleicht ist es ein eigenthümlicher, schwacher
Nebel, in welchen die Sonne eingehüllt ist, so daß dann dieselbe
zu den Nebelsternen gezählt werden müßte. Immer scheint es,
daß wir die nähere Untersuchung dieses räthselhaften Gegenstandes
unsern Nachkommen überlassen müssen.



Geſtalt und Atmoſphären der Planeten.
und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieſer Centrifu-
galkraft wird alſo auch die Atmoſphäre, ſo wie die Erde ſelbſt,
an ihren Polen abgeplattet ſeyn, und unter dem Aequator eine
erhabene Geſtalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich-
keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derſelben von der
Erde wird dieſe Abplattung oft ſehr bedeutend ſeyn können. Die
Rechnung zeigt aber, daß dieſe Abplattung ihre Gränzen habe,
die ſie nicht überſteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen
Abplattung, die kleine Axe des Luftſphäroids zur großen ſich wie
die Zahlen 2 zu 3 verhalten müſſe.

§. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als
die Atmoſphäre der Sonne anſehen wollen. Dieſes der Milch-
ſtraße ähnliche, aber hellere Licht erſtreckt ſich in der Geſtalt eines
Kegels, deſſen Baſis die Sonne iſt, und deſſen Axe in der Ecliptik
liegt, ſelbſt noch weit über die Erdbahn heraus. Man ſieht es am
deutlichſten, beſonders in den Tropenländern, in den Monaten
April und Mai gleich nach Sonnenuntergang, und im Sep-
tember und October kurz vor Sonnenaufgang. Es hat offenbar
die Geſtalt einer ſchmalen Linſe, deren große Axe veränderlich
ſcheint, aber wenigſtens fünfmal größer iſt, als die kleine. Schon
dieſes Verhältniß der beiden Axen zeigt, daß das Zodiakallicht keine
Atmoſphäre der Sonne ſeyn kann, bei welcher, nach dem Vorher-
gehenden dieſes Verhältniß, ſelbſt wenn es am größten iſt, nur
gleich 3 zu 2 ſeyn kann. Auch läßt ſich durch Rechnung zeigen,
daß die Atmoſphäre der Sonne, wenn ſie exiſtirt, noch lange nicht
bis zur Bahn des Merkurs ſich erſtrecken kann, da doch das Zo-
diakallicht noch über die Erdbahn herausgeht. Vielleicht beſteht
daſſelbe bloß in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten
Aether, an deſſen Daſeyn im Weltraume man jetzt nicht wohl
mehr zweifeln kann; vielleicht iſt dieſes Licht ein Ausfluß, eine
Sammlung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange dieſer
Himmelskörper durch ihr Perihelium abgeſetzt wird, und ſich um
die Sonne lagert; vielleicht iſt es ein eigenthümlicher, ſchwacher
Nebel, in welchen die Sonne eingehüllt iſt, ſo daß dann dieſelbe
zu den Nebelſternen gezählt werden müßte. Immer ſcheint es,
daß wir die nähere Unterſuchung dieſes räthſelhaften Gegenſtandes
unſern Nachkommen überlaſſen müſſen.



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[153/0165] Geſtalt und Atmoſphären der Planeten. und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieſer Centrifu- galkraft wird alſo auch die Atmoſphäre, ſo wie die Erde ſelbſt, an ihren Polen abgeplattet ſeyn, und unter dem Aequator eine erhabene Geſtalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich- keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derſelben von der Erde wird dieſe Abplattung oft ſehr bedeutend ſeyn können. Die Rechnung zeigt aber, daß dieſe Abplattung ihre Gränzen habe, die ſie nicht überſteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen Abplattung, die kleine Axe des Luftſphäroids zur großen ſich wie die Zahlen 2 zu 3 verhalten müſſe. §. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als die Atmoſphäre der Sonne anſehen wollen. Dieſes der Milch- ſtraße ähnliche, aber hellere Licht erſtreckt ſich in der Geſtalt eines Kegels, deſſen Baſis die Sonne iſt, und deſſen Axe in der Ecliptik liegt, ſelbſt noch weit über die Erdbahn heraus. Man ſieht es am deutlichſten, beſonders in den Tropenländern, in den Monaten April und Mai gleich nach Sonnenuntergang, und im Sep- tember und October kurz vor Sonnenaufgang. Es hat offenbar die Geſtalt einer ſchmalen Linſe, deren große Axe veränderlich ſcheint, aber wenigſtens fünfmal größer iſt, als die kleine. Schon dieſes Verhältniß der beiden Axen zeigt, daß das Zodiakallicht keine Atmoſphäre der Sonne ſeyn kann, bei welcher, nach dem Vorher- gehenden dieſes Verhältniß, ſelbſt wenn es am größten iſt, nur gleich 3 zu 2 ſeyn kann. Auch läßt ſich durch Rechnung zeigen, daß die Atmoſphäre der Sonne, wenn ſie exiſtirt, noch lange nicht bis zur Bahn des Merkurs ſich erſtrecken kann, da doch das Zo- diakallicht noch über die Erdbahn herausgeht. Vielleicht beſteht daſſelbe bloß in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten Aether, an deſſen Daſeyn im Weltraume man jetzt nicht wohl mehr zweifeln kann; vielleicht iſt dieſes Licht ein Ausfluß, eine Sammlung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange dieſer Himmelskörper durch ihr Perihelium abgeſetzt wird, und ſich um die Sonne lagert; vielleicht iſt es ein eigenthümlicher, ſchwacher Nebel, in welchen die Sonne eingehüllt iſt, ſo daß dann dieſelbe zu den Nebelſternen gezählt werden müßte. Immer ſcheint es, daß wir die nähere Unterſuchung dieſes räthſelhaften Gegenſtandes unſern Nachkommen überlaſſen müſſen.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/165>, abgerufen am 28.11.2024.